
Rheinland-Pfalz Evangelische Kirche der Pfalz will sexuellen Missbrauch aufarbeiten
Eine Studie hatte es aufgedeckt: Auch in der Evangelischen Kirche der Pfalz und ihrer Diakonie wurden Kinder und Jugendliche missbraucht. Jetzt untersucht eine Kommission was vorgefallen ist und wie es künftig verhindert werden kann.
Die Evangelische Kirche der Pfalz hat von 1947 bis heute bislang 49 Fälle zusammengetragen, bei denen es sich um sexuellen Missbrauch handeln könnte. 22 davon haben sich inzwischen bestätigt. Sie betrafen überwiegend Pfarrer, aber auch pädagogische Mitarbeiter, Kirchenmusiker und Ehrenamtliche. Verurteilt worden seien bislang sechs Personen.
Ich möchte, dass Verantwortliche nichts mehr relativieren können. Christel Knopp, Vertreterin der Betroffenen
Wie umfangreich der Missbrauch tatsächlich war und was innerhalb der Kirche und ihrer Diakonie verändert werden muss, damit so etwas nie wieder geschieht, damit befasst sich seit Donnerstag die "Unabhängige Aufarbeitungskommission im Südwesten" (URAK).
Die ehrenamtliche Kommission ist auch für Fälle in der Badischen Landeskirche und ihrer Diakonie zuständig und hat sieben Mitglieder. Neben Vertretern aus den Landeskirchen und ihren Diakonien sind das Experten der Landesregierungen sowie zwei Vertreterinnen der Betroffenen.
Wie groß ist das Ausmaß des Missbrauchs?
Die Kommission soll in den kommenden vier Jahren erarbeiten, wie viele Fälle sexueller Gewalt es in den Institutionen der Pfälzischen Landeskirche gegeben hat. Dabei soll auch analysiert werden, wie es zu den vielen Fällen von sexuellem Missbrauch kommen konnte.

Die Evangelische Landeskirche der Pfalz hat ihren Sitz in Speyer.
"Wir müssen herausfinden, ob es spezifische Strukturen und Haltungen im kirchlichen Umfeld gibt, die sexualisierte Gewalt ermöglicht oder ihre Aufdeckung erschwert haben", fasst Helmut Perron diese Aufgabe zusammen. Der ehemalige Präsident des Landgerichts Heidelberg ist eines der Mitglieder der neuen Kommission.
Teil einer bundesweiten Initiative
Die neue URAK Südwest ist eine von insgesamt neun unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommissionen von Evangelischer Kirche und Diakonie in Deutschland. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte eine Studie aufgedeckt, dass es auch in der Evangelischen Kirche zahlreiche Fälle von sexualisierter Gewalt gegeben hat. Die Kommissionen sollen diese Aufarbeitung jetzt weiterführen.
"Es ist unsere Pflicht, alles zu tun, um sexualisierte Gewalt im Raum von Kirche und Diakonie jetzt und zukünftig zu verhindern. Die Arbeit der URAK Südwest ist dabei ein zentraler Baustein, in den ich viel Hoffnung setze", sagte die Pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, die selbst Mitglied der Kommission ist.
Sendung am Do., 13.3.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz