Wie sinnvoll sind E-Bikes für Kinder und Jugendliche? Was muss man beim Fahren dieser Räder mit Tretunterstützung für Kids beachten? Wir haben Experten gefragt.

Rheinland-Pfalz FAQ: Wie sinnvoll sind E-Bikes für Kinder und Jugendliche?

Stand: 03.07.2024 14:02 Uhr

E-Bikes: Auf den Radwegen in RLP nicht mehr wegzudenken, immer mehr Menschen fahren sie - auch immer mehr Kinder und Jugendliche. Ist das sinnvoll für Kids? Das sagen Experten:

Radeln mit dem "E"- ein Trend, der 2024 nicht mehr boomt, aber anhält, bestätigt Fahrradhändler Thorsten Große aus Koblenz. Kauften bisher meist nur Erwachsene E-Bikes, sind mittlerweile auch E-Bikes für Kinder und Jugendliche immer mehr gefragt. Doch wie angemessen sind E-Bikes für Kids? - Strom statt Kondition? Unser FAQ gibt Antworten:

Dürfen Kinder schon E-Bike fahren?

E-Bikes mit einer Tretunterstützung bis maximal 25 Kilometer pro Stunde (Pedelecs) gelten rechtlich als Fahrräder. Diese Modelle sind für Kinder ab sechs Jahren zugelassen. E-Bikes, die bis zu 45 Kilometer pro Stunde erreichen, sind erst ab 16 Jahren erlaubt. Dafür braucht man eine Zulassung.

Von Experten wird allerdings empfohlen, Kinder erst ab einem Alter von etwa 14 Jahren auf ein Pedelec zu setzen, da sie ungefähr ab diesem Alter über die nötige Reife verfügen.

Macht es einen Unterschied, ob Kinder oder Jugendliche fahren?

Horst Bäuml, Sprecher des Ortsverbandes ADFC Bad Dürkheim, sagt: "Ja". Er sieht vor allem E-Bikes für Kinder kritisch. Kinder müssten erst einmal die Fähigkeit entwickeln, Fahrrad zu fahren. E-Bikes mit ihren zum Teil schnellen Beschleunigungen, dem anderen Fahrverhalten und dem höheren Gewicht könnten Kinder, aber auch Jugendliche, koordinativ und technisch überfordern.

"Ich würde niemals ein E-Bike als erstes Fahrrad empfehlen, um darauf fahren zu lernen", sagt Bäuml. Allerdings: Vor allem für Jugendliche, die schon gut Fahrrad fahren, könne es auch ein Anreiz sein, so ein Bike im Alltag zu nutzen, so der ADFC-Sprecher, zum Beispiel, wenn man in einer bergigen Region wohne.

Bei einer Familien-Urlaubstour durch die Berge könnten Jugendliche so auch ihr eigenes Gepäck auf dem Rad mitnehmen, ohne dass es zu schwer wird.

Wer muss sich mit der Geschwindigkeit wem anpassen?

Erwachsene sollten sich immer der Geschwindigkeit der Kinder anpassen und nicht umgekehrt, so der ADFC-Sprecher. Generell sollte man Kinder zu körperlicher Aktivität ermuntern und nicht von klein an zur Faulheit erziehen. Und solange es ohne Motor gehe, sollte man das auch tun.

E-Bikes für Kinder und Jugendliche aus Sicht der Sportmedizin

Sportwissenschaftler, Gesundheitsexperte und Autor Ingo Froböse hält ein E-Bike für Kinder und Jugendliche aus sportmedizinischer Sicht für nicht empfehlenswert: "Kinder müssen Anstrengung lernen und erfahren. Sie brauchen, um bestimmte Wachstumsreize zu provozieren, dringend einen Reiz, der alles das, was noch wachsen soll, so stimuliert, dass es auch wachsen kann." Und da sei ein E-Bike im Kindes- und Jugendalter eher eine Wachstumsbremse als ein Wachstumsbeschleuniger, so Froböse.

E-Bikes für Kinder und Jugendliche unter sozialem Aspekt

Der soziale Aspekt sei durchaus gegeben, so Sportmediziner Froböse. In diesem Kontext könne ein E-Bike für Kinder ausnahmsweise in Ordnung sein: "Familien können etwas zusammen machen, das heißt, Mama und Papa können mit dem Kind zusammen fahren - aber das sollte wirklich die Ausnahme sein".

Kinder sollten sich nicht daran gewöhnen, bei der kleinsten Anstrengung gleich Strom dazu zu schalten. Neben dem sozialen Moment sieht Froböse noch einen Nebeneffekt: Man komme als Kind mit einem E-Bike auch in Regionen, die man mit einem Fahrrad ohne Antrieb körperlich nicht erschwingen könne.

Fahrradhändler Thorsten Große aus Koblenz sagt, er selbst habe mit seinem Enkelkind eine Tour über die Alpen gemacht - da sei das Kind damals zehn gewesen - ohne E-Bike wäre das nicht gegangen, meint er und ergänzt: "Ich finde, dass man kein E-Bike für Kinder braucht, um zwei Kilometer in die Schule zu fahren. Aber wenn ich größere Touren machen will, in der Familie mitfahren, ist es eigentlich schon ein Muss."

E-Bike-Kauf für Kid's: Diese Fragen sollten sich Eltern stellen

  • Welche Aktivitäten planen wir mit dem E-Bike?
  • Muss mein Kind wirklich mit mir mithalten können?
  • Ist mein Kind sicher genug im Straßenverkehr?
  • Hat mein Kind die Fähigkeiten, mit einem E-Bike umzugehen?
  • Wäre ein leichtes Kinderrad ohne Motor die kindgerechtere Alternative?
  • Lohnt sich die Investition, wenn mein Kind schnell wächst und es das E-Bike möglicherweise nur kurze Zeit nutzen kann?

Was ist außerdem zu beachten bei tretunterstützten Modellen für Kinder und Jugendliche?

Kinder sollten sicher Fahrradfahren können, bevor sie ein E-Bike fahren. Zudem sollte das Modell dem Kind oder Jugendlichen altersgerecht angepasst sein. Für Kids gibt es speziell angepasste Bremshebel zum Beispiel oder Motoren, die auf 20 oder 25 Kilometer pro Stunde begrenzt sind.

Mit einem neuen E-Bike sollten Kinder und Jugendliche erst einmal auf unbefahrenen Straßen üben. Sie sollten das Gewicht ihres eigenen Fahrrads händeln können.

Eltern sollten das Fahrverhalten ihrer Kinder genau im Auge behalten und sicher stellen, dass die Reichweite für den geplanten Ausflug genügt.

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