Der 19 Jahre alte Kevin Lick ist einer der Freigelassenen des Gefangenenaustauschs mit Russland. Er wuchs im rheinland-pfälzischen Montabaur auf und wurde in Russland wegen Spionagevorwürfen verhaftet. Nun will er sein Abitur machen.

Rheinland-Pfalz Gefangenenaustausch mit Russland: 19-Jähriger aus RLP unter den Freigelassenen

Stand: 02.08.2024 22:36 Uhr

Beim Gefangenenaustausch zwischen Russland und mehreren westlichen Ländern ist unter den freigelassenen Häftlingen auch ein junger Mann, der in Rheinland-Pfalz aufgewachsen ist.

Bei dem 19-Jährigen handelt es sich um Kevin Lick, der in Montabaur aufwuchs. Darüber hatten zunächst Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung berichtet. Lick wurde demnach in Deutschland geboren und verbrachte die ersten zwölf Jahre seines Lebens in Montabaur (Westerwaldkreis). Anschließend sei er mit seiner Mutter, die nur die russische Staatsbürgerschaft besitzt, in deren Heimatstadt Maikop im Nordkaukasus gezogen.

Der 19 Jahre alte Kevin Lick ist einer der Freigelassenen des Gefangenenaustauschs mit Russland. Er wuchs im rheinland-pfälzischen Montabaur auf und wurde in Russland wegen Spionagevorwürfen verhaftet. Nun will er sein Abitur machen.

Der 19 Jahre alte Kevin Lick ist einer der Freigelassenen des Gefangenenaustauschs mit Russland. Er wuchs im rheinland-pfälzischen Montabaur auf und wurde in Russland wegen Spionagevorwürfen verhaftet. Nun will er sein Abitur machen.

Kevin Lick wurde in Russland wegen Landesverrats verurteilt

Der Jugendliche habe dem Regime kritisch gegenübergestanden. Weil er mehrfach Militärstützpunkte fotografiert und die Bilder nach Deutschland geschickt haben soll, warf ihm der russische Geheimdienst FSB laut Medienberichten Landesverrat vor. Lick sei im Alter von 17 Jahren in Sotschi verhaftet worden, als er sich gemeinsam mit seiner Mutter auf dem Weg nach Deutschland befand. Im Dezember 2023 sei er zu vier Jahren Strafkolonie verurteilt worden.

Lick will endlich sein Abitur machen

Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, habe sich Lick bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dafür bedankt, dass er ihn "rausgeholt" habe. "Ich habe natürlich Pläne", sagte der 19-Jährige gegenüber der dpa, "ich hatte keine Möglichkeit die Schule zu beenden und will auf jeden Fall das Abitur machen." Er sei sehr motiviert, seinen Abschluss nachzuholen, so der junge Mann, der Deutsch und Russisch spricht. Danach wolle er studieren.

Größter Gefangenenaustausch seit dem Kalten Krieg

Bei dem größten Gefangenenaustausch seit dem Ende des Kalten Krieges wurden insgesamt 26 Häftlinge an die jeweils andere Seite überstellt. Unter ihnen sind fünf Deutsche, drei US-Amerikaner, ein russisch-britischer Staatsbürger mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung für die USA ("Greencard") und sieben russische Oppositionelle und Kremlkritiker.

Scholz empfängt Häftlinge am Flughafen Köln/Bonn

13 Freigelassene landeten Freitagnacht am Flughafen Köln/Bonn, wo sie von Bundeskanzler Scholz empfangen wurden. "Das war sehr bewegend", sagte Scholz. "Viele haben nicht damit gerechnet, dass das jetzt passiert." Viele hätten um ihre Gesundheit und auch ihr Leben gefürchtet.

Der Austausch habe laut Scholz nur gelingen können durch "intensive Kooperation mit vielen Ländern Europas und ganz besonders den Vereinigten Staaten von Amerika über eine ganz lange Zeit".

Freigelassene im BWZK Koblenz behandelt?

Nach ihrer Ankunft in Deutschland sind einige der Freigelassenen offenbar im Koblenzer Bundeswehr-Zentralkrankenhaus medizinisch untersucht worden. Das meldet jedenfalls die oppositionelle Exilzeitung Medusa, die ihren Sitz im lettischen Riga hat. Dort heißt es, dass die Freigelassenen in einem "Koblenzer Lazarett" seien. Auf den Fotos in dem englischsprachigen Artikel ist demnach auch Kevin Lick zu sehen, ebenso der russische Oppositionelle Kara Murza. Auf SWR-Anfrage hat eine Sprecherin des Sanitätsdienstes der Bundeswehr das nicht offiziell bestätigt. Sie hat aber gesagt, allen Befreiten geht es den Umständen entsprechend gut und sie würden behandelt. 

"Tiergartenmörder" unter Freigelassenen

Zu den freigekommenen Häftlingen gehört unter anderem auch der in Belarus verurteilte und später begnadigte Deutsche Rico K. Im Gegenzug hatte sich die Bundesregierung bereiterklärt, den als "Tiergartenmörder" bekannt gewordenen Wadim Krassikow abzuschieben. Er hatte 2019 im Kleinen Tiergarten in Berlin einen Georgier tschetschenischer Abstammung ermordet und war vom Berliner Kammergericht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Sendung am Fr., 2.8.2024 0:00 Uhr, Die Nacht, SWR1

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