Ein Mann aus Trier ließ von der Aussicht auf hohe Gewinne locken und investierte mehr als 2.000 Euro auf einer Handelsplattform für Kryptowährungen. Er wurde Opfer eines Betrugs.

Rheinland-Pfalz Handel mit Kryptowährungen: Rentner aus Trier tappt in Betrugsfalle

Stand: 18.12.2024 06:08 Uhr

Im Internet werben angebliche Handelsplattformen mit hohen Gewinnen durch den Handel mit Kryptowährungen. Doch dahinter steckt nicht selten Betrug. Ein Mann aus Trier wurde Opfer eines solchen Betrugs.

Im Sommer sieht der Trierer Heinz Müller (Name von der Redaktion geändert) im Internet eine Werbeanzeige. Ein berühmter Künstler erzählt darin, wie er auf einer Plattform mit dem Handel von Kryptowährungen sehr viel Geld verdient hat. Kryptowährungen sind digitale Zahlungsmittel.

Müller informiert sich weiter über eine Handelsplattform und will investieren. "Der Gedanke, mit geringen Mitteln viel Geld zu verdienen, hat mich einfach gereizt", erzählt der Rentner.

Investiertes Geld ist weg

Müller investiert 2.250 Euro. Er geht zwischenzeitlich davon aus, dass er mit seiner Anlage fast 200.000 Euro verdient hat. Doch diese Zahlen sind erfunden. Und auch die Werbeanzeige ist eine Fälschung. Müller ist Opfer einer Betrugsmasche geworden.

So wie dem 80-Jährigen geht es im Moment vielen Menschen in der Region Trier. "Wir stellen in den letzten Monaten fest, dass vermehrt Betrugsopfer Anzeige erstatten", erzählt Kerstin Klein, Pressesprecherin der Polizei Trier.

Warum gerade in den letzten Monaten so viele Menschen der Betrugsmasche zum Opfer fallen, kann sich die Polizei auch nicht erklären.

Was ist Kryptowährung?
Bei Kryptowährungen handelt es sich um digitale Währungen, die nur im Internet existieren. Geldscheine oder Münzen gibt es nicht. Der wichtigste Unterschied zwischen herkömmlichem Geld und den Kryptowährungen ist, dass die digitalen Zahlungsmittel unabhängig von Banken und Staaten funktionieren. Jeder kann digitale Währung kaufen und verkaufen Daher gibt es keine Aufsichtsbehörde, die kontrolliert, welche Menge einer Währung im Umlauf ist. Alles findet in digitalen Netzwerken statt. Jeder, der einen Computer und entsprechende Software besitzt, kann sich am Handel mit digitalen Währungen beteiligen. Die bekannteste digitale Währung ist wohl der Bitcoin. Die Software wurde 2009 zugänglich gemacht. Das höchste Gut der digitalen Währungen ist ihre Informationssicherheit. Niemand soll sie manipulieren können. Daher ist der Handel mit Kryptowährungen vollkommen anonym. Dadurch waren diese Zahlungsmittel anfangs besonders bei kriminellen Geschäften im Darknet beliebt.

Betrugsmasche bei Polizei länger bekannt

Die Masche sei bei der Polizei aber schon länger bekannt. Wer sich auf einer angeblichen Handelsplattform anmeldet, wird schnell angerufen oder über einen Messenger-Dienst kontaktiert.

"Die angeblichen Anlageberater verlangen zunächst auf sehr charmante Art und Weise kleinere Summen wie 250 Euro", sagt Polizei-Sprecherin Klein.

Anlageberater bauen Vertrauensverhältnis auf

Danach werde ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, um die Menschen dazu zu bewegen, noch mehr Geld einzuzahlen. So läuft es auch bei Heinz Müller aus Trier, der über nette Gespräche mit den angeblichen Anlageberatern berichtet.

Dabei ist der 80-Jährige sogar gewarnt worden. Müller hat die Überweisung auf das Konto der angeblichen Handelsplattform nämlich bei der Sparkasse Trier angeordnet. Die Überweisung ist dort einem Bankberater aufgefallen, der dem Kunden in einem Telefongespräch von der Zahlung abrät.

Es sind Anrufe, die Mitarbeiter der Sparkasse Trier häufig führen müssten, erzählt Pressesprecher Carlo Schuff.

Eine Künstliche Intelligenz erkenne zunächst, ob eine Kontonummer oder ein Empfänger verdächtig seien. "Wir klären dann mit dem Kunden, ob die Überweisung ihre Richtigkeit hat." Dabei kann vor den Überweisungen gewarnt werden, aber die Bank kann die Transaktion nicht verbieten.

Polizei warnt vor zu hohen Gewinnversprechen

So sei es auch schon dazu gekommen, dass Kunden hohe Summen auf Konten überwiesen hätten und das Geld nie wieder gesehen haben. Das bestätigt auch die Polizei Trier. Es habe zuletzt Fälle gegeben, in denen Menschen 90.000 Euro verloren hätten.

Heinz Müller lässt sich letztendlich von seinem Bankberater davon überzeugen, nicht noch mehr Geld zu investieren. "Natürlich ärgere ich mich darüber, dass ich das Geld verloren habe. Aber am Ende ist es meine Schuld."

Die Polizei und auch Banken wie die Sparkasse Trier warnen vor Handelsplattformen, die Kunden mit hohen Gewinnen locken. Polizeisprecherin Klein sagt dazu: "Wenn es zu verlockend klingt, um wahr zu sein, dann ist es das in den meisten Fällen auch nicht." Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnt auf ihrer Internetseite vor mutmaßlichen Betrügern. 

Sendung am Di., 17.12.2024 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

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