Sobald sich die Sonne zeigt, fliegen die Bienen aus. Sie sammeln Nektar und Pollen. Doch das kalte und nasse Wetter hat sie bisher zu oft am Sammeln gehindert.

Rheinland-Pfalz Katastrophale Ernte: Frühjahrshonig aus der Region Trier ist knapp

Stand: 07.07.2024 10:19 Uhr

Das Wetter der vergangenen Wochen hat Auswirkungen auf die deutsche Honigernte. In der Region Trier wurde besonders wenig Honig geerntet. Jetzt hoffen die Imker auf warme und trockene Tage.

Es ist ruhig am Bienenstand von Imker Torsten Lengert. Zu ruhig. Normalerweise sind die Bienen in einem Umkreis von mehreren Metern zu hören. Ein Teil seiner Bienen steht in Lambertsberg im Eifelkreis Bitburg-Prüm. An guten Tagen fliegen bis zu 15.000 Bienen pro Volk und sammeln Nektar und Pollen. Dieses Jahr ist dies nur selten der Fall.

Imker Torsten Lengert ist 1. Vorsitzender im Bienenzuchtverein Prümer Land und Bienensachverständiger. Er weiß, wie er seine Bienen pflegen muss.

Imker Torsten Lengert ist 1. Vorsitzender im Bienenzuchtverein Prümer Land und Bienensachverständiger. Er weiß, wie er seine Bienen pflegen muss.

Die Honigernte ist sehr, sehr mickrig. Torsten Lengert, Imker aus Lambertsberg

Bienen bleiben bei Regen zu Hause

Imker Torsten Lengert ist enttäuscht. Anfang des Jahres hatten seine Bienen bereits einigen Honig eingetragen, sie hatten die warmen und schönen Tage genutzt. Doch dann kam der Wetterwechsel. Ständiger Regen und das kalte Wetter sorgten dafür, dass die Bienen nicht ausflogen. "Wenn sie von Regentropfen getroffen werden, dann werden die Flügel nass, dann können sie nicht mehr fliegen," erklärt der 47-Jährige.

Das hat weitreichende Folgen: "Wenn Sie nicht rauskommen, können Sie natürlich nichts reinbringen, können keine Vorräte aufbauen." Und da die Bienen in dieser Zeit auch Nahrung benötigen, gehen sie an den bereits eingetragenen Honig. Das hat der Imker gemerkt: "Die Honigernte ist sehr, sehr mickrig. Sie ist ungefähr nur die Hälfte zu einem normalen Jahr."

Torsten Lengert hat 14 Wirtschaftsvölker, also Bienenvölker für die Honigproduktion. Normalerweise kann er pro Jahr rund 30 Kilogramm Honig pro Volk ernten, etwa ein Drittel davon wird im Frühjahr geerntet. Dieses Jahr hat er im Schnitt gerade einmal fünf Kilogramm geerntet.

Honigkunden sollten auf das Etikett achten

Honig aus Deutschland und von regionalen Imkern unterliegt strengen Qualitätskriterien. Anders sieht dies laut des Bienensachverständigen Torsten Lengert bei Honig aus, der aus Nicht-EU Ländern stammt. Dieser sei meistens nicht richtig behandelt oder sogar gepanscht. Honigliebhaber sollten deshalb immer vom regionalen Imker kaufen und ansonsten unbedingt auf die Angabe "aus Deutschland" auf dem Etikett achten.

Region Trier hatte schlechteste Honigernte in Deutschland

Laut Christoph Otten vom Fachzentrum Bienen und Imkerei aus Mayen ist die Honigernte bundesweit unterdurchschnittlich, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. In der Region Trier und im Saarland ist extrem wenig Honig geerntet worden. Je weiter es in Richtung Ostdeutschland geht, desto höher ist die Ausbeute. Das liegt daran, dass der Südwesten im Frühjahr besonders viele Regentage hatte, schildert Otten die Lage

BeeDay in Mayen - Technik hält auch bei den Bienen Einzug

Problem: Zu hoher Wassergehalt im Honig

Doch nicht nur für den Honig sind die Bienen wichtig. Beim Sammeln leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung der Pflanzen. Wenn die Bienen nicht fliegen, können sie auch keine Blüten bestäuben.

In der Landwirtschaft hat sich das trotz vieler Regentage kaum widergespiegelt. Denn pünktlich zur Rapsblüte hatte es einige Sonnentage gegeben. Allerdings hat der viele Regen Einfluss auf die Qualität des Honigs. Der Wassergehalt des Honigs ist dieses Jahr etwas höher als normal.

Abstriche bei Haltbarkeit

Bei der Haltbarkeit könnte es beim Frühjahrshonig Abstriche geben. Der Tipp des Experten: "Bei kühler Lagerung und lichtgeschützt sind solche Honige dann auch über mehrere Monate oder sogar ein zwei Jahre haltbar." Offen bleibt, ob man überhaupt in den Genuss eines Frühjahrshonigs kommt, denn aufgrund der geringen Ernte dürfte er schnell ausverkauft sein.

Eine gute Nachricht für die Honigliebhaber gibt es dann aber auch: Sowohl Christoph Otten als auch Torsten Lengert gehen nicht von einer Preiserhöhung aus. Fast alle Imker betreiben die Bienenpflege als Hobby. Kostendeckend sei der aktuelle Preis seit Jahren nicht. Deswegen werde sich der Preis in der Region Trier - wenn überhaupt - nur langsam und wenig erhöhen.

Sendung am Sa., 6.7.2024 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz