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Rheinland-Pfalz Krise in den Steillagen: Der Kampf um den Weinbau an der Mosel
Die Steillagen der Mosel gelten als Herzstück einer jahrhundertealten Weinkultur, doch diese Landschaft steht vor einer existenziellen Krise: Steile Weinberge haben anspruchsvolle Arbeitsbedingungen und damit hohe Produktionskosten, die sich immer öfter nicht mehr rechnen.
Ein Besuch am Honigberg bei Maring-Noviand (Kreis Bernkastel-Wittlich) verdeutlicht das Problem. Hier hat ein Winzer kürzlich zwölf Hektar Rebfläche aufgegeben, weil die Kosten den Ertrag bei Weitem übersteigen. Ein Trend, der viele Betriebe betrifft.
Sinkende Preise und hohe Kosten
Besonders in den Steillagen, wo die Arbeit noch kostenintensiver ist, wird der Weinbau zunehmend unrentabel. Die Inflation und steigende Personalkosten verschärfen die Situation. Der Weinpreis liegt aber auf einem niedrigen Niveau.
Für einen Liter Fasswein erhalten wir nur 70 Cent, während die Produktionskosten mindestens doppelt so hoch sind. Franz Melsheimer, Vorsitzender des größten Winzervereins an der Mosel
Überangebot und rückläufiger Konsum
Laut Simone Loose vom Institut für Weinwirtschaft Geisenheim liegt das Problem auch an einem Überangebot von Fasswein, gepaart mit rückläufigem Konsum. "Nur zwei Drittel der deutschen Winzerbetriebe werden diese Krise überstehen können", prognostiziert sie. Steillagenweine für wenige Euro herzustellen, sei wirtschaftlich nicht tragbar: Das sei "Wertvernichtung".
Hanglagen - zwischen 5 und 30 Prozent Steigung
Steillagen - ab 30 Prozent Steigung
Bei Flachlagen steigt der Hang auf 100 Meter horizontale Länge um weniger als 5 Meter an, bei Hanglangen werden auf 100 Meter maximal 30 Meter Höhe erreicht, alles darüber sind Steillagen.
Der steilste Weinberg Europas ist der Bremmer Calmont an der Mosel. Bei einer Steigung von 248 Prozent steigt der Berg auf 100 Meter horizontaler Länge um 248 Meter an.
Direktvermarktung als Existenzstrategie
Einige Winzerinnen und Winzer, wie Stefanie Vornhecke aus Senheim (Kreis Cochem-Zell) setzen auf hochwertige Flaschenweine. Ihre direkt vermarkteten Rieslinge und Spätburgunder kosten ab zehn Euro pro Flasche. Doch auch sie spürt die Krise. "Meine Lagerbestände sind angewachsen. Ich musste einige Partien als Fasswein abgeben, weil es wirtschaftlich nicht anders ging", berichtet die Winzerin. Die Direktvermarktung vom Weingut bleibt eine Möglichkeit, doch die Herausforderungen der Steillagen machen dies nicht für alle Betriebe realisierbar.
Winzer an der Mosel sorgen sich um ihre Existenz
Notwendigkeit von Zuschüssen und Innovationen
Die Problematik erfordert vielseitige Lösungsansätze, sagt Maximilian Hendgen vom Weinbauverband Mosel. Zwar gibt es bereits Bewirtschaftungsprämien für Steillagen, doch diese reichen allein nicht aus. Neue Technologien könnten einen Beitrag leisten, die Kosten zu senken.
So gefährlich ist die Arbeit für Moselwinzer in den Steillagen
Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bernkastel-Kues testet eine Drohne, die präzise Pflanzenschutzmittel ausbringen kann. "Sie spart Zeit und ersetzt eine ganze Arbeitskraft in einem durchschnittlichen Betrieb", erklärt Norbert Müller vom DLR.
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Mit Kosten von rund 16.000 Euro könnte die Drohne für Genossenschaften und Lohnunternehmer eine sinnvolle Investition sein
Auch innovative Maschinen wie Weinbergsraupen, die Laubarbeiten und Bodenbearbeitung übernehmen können, könnten den Steillagenwinzern helfen, die Arbeitsintensität zu verringern. Franz Melsheimer sieht in diesen Technologien eine Chance, die Kulturlandschaft der Mosel zu bewahren.
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Weinbergsraupen können auch in über 30 Prozent steilem Gelände Arbeiten übernehmen
Ein Verlust mit weitreichenden Folgen
Die Herausforderungen im Weinbau sind mehr als ein wirtschaftliches Problem. Sie bedrohen eine Landschaft, die nicht nur für ihre Weine, sondern auch für ihre Schönheit und den Tourismus bekannt ist.
Wenn die Kulturlandschaft verschwindet, verschwindet auch der Tourismus und damit das Besondere dieser Region. Franz Melsheimer, Vorsitzender des größten Winzervereins an der Mosel
Der Erhalt der Steillagen ist daher nicht nur im Interesse der Winzer, sondern auch der gesamten Region. Doch dies wird nur gelingen, wenn Wirtschaftlichkeit, Innovation und Unterstützung Hand in Hand gehen.
Sendung am Do., 30.1.2025 20:15 Uhr, Zur Sache Rheinland-Pfalz, SWR RP