Rheinland-Pfalz Nach 220 Jahren: Skelett des Schinderhannes identifiziert
1803 wurden die legendären Räuber Schinderhannes und Schwarzer Jonas in Mainz hingerichtet. Mehr als 200 Jahre später konnten Forscher die Skelette der beiden identifizieren.
Auch Jahrzehnte nach ihrem Tod sind die beiden Räuber Schinderhannes und Schwarzer Jonas vielen Menschen im Hunsrück und weit darüber hinaus noch bekannt. Die Skelette der berühmt berüchtigten Männer gehören seit 220 Jahren zur Anatomischen Sammlung der Universität Heidelberg. Forscher haben jetzt aber festgestellt, dass die beiden Skelette verwechselt wurden.
Skelett des Schwarzen Jonas ist verschwunden
Die beiden Männer trieben im 18. Jahrhundert ihr Unwesen. Mehr als 200 Straftaten sollen auf ihr Konto gehen, darunter Diebstähle, Erpressungen und Morde. Zwei Jahre nach ihrer Hinrichtung im Jahr 1803 wurden ihre Skelette zum ersten Lehrstuhl für Anatomie und Physiologie an die Universität Heidelberg gebracht. Dort wurden dann Anfang des 19. Jahrhunderts aber offenbar die Sammlungsnummern verwechselt - und die Skelette falsch zugeordnet.
Ein Forschungsteam konnte jetzt dank moderner Analysemethoden feststellen: Das vermeintliche Skelett des Schwarzen Jonas gehörte eindeutig dem Schinderhannes. Aber: Das Skelett des Schinderhannes ist nicht das des Schwarzen Jonas. Letzteres ging im 19. Jahrhundert offenbar verloren, wo es abgeblieben ist, sei noch unklar.
Analyse der Skelette verortet Schinderhannes im Hunsrück
Forscher aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Schweden, Portugal und den USA waren an der Identifizierung beteiligt. Sie untersuchten die Skelette mit Hilfe der sogenannten Isotopenanalyse: Dabei werden verschiedene Atomarten desselben chemischen Elements, beispielsweise in Knochen, untersucht.
Dabei stellten die Forscher fest, wo die beiden Männer mutmaßlich ihre Kindheit und späteren Lebensjahre verbrachten. Im Fall des Schinderhannes war die Region Hunsrück möglich. Andere Untersuchungen lieferten den Forschern Informationen über Alter, Geschlecht und mögliche Erkrankungen.
"All diese Ergebnisse gekoppelt mit einer sorgfältigen Analyse historischer Dokumente deuteten auf eine mögliche Verwechslung der beiden Skelette hin“, erklärte Sara Doll, die das Forschungsteam leitet. Neben der Zuordnung des Skeletts konnten die Forscher außerdem feststellen, welche Augen-, Haar- und Hautfarbe der Schinderhannes hatte.
Knochen-DNA wurde mit Nachkommen verglichen
Weitere Erkenntnisse brachte eine DNA-Untersuchung: Die Erbinformationen aus den Knochen des Skeletts konnten mit der DNA eines noch lebenden Nachkommen des Schinderhannes in fünfter Generation abgeglichen werden. Der Abgleich zeigte, dass das vermeintliche Skelett des Schwarzen Jonas dem Schinderhannes zuzuordnen ist.
Das Skelett des Schinderhannes musste nach Angaben der Uni Heidelberg aus der Ausstellung entfernt werden, um konserviert werden zu können. Die Besucherinnen und Besucher können sich aber ein Replik des Skeletts in der Anatomischen Sammlung der Universität Heidelberg anschauen.
Sendung am Mo., 24.3.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4