Am Samstag ist "Welthospiztag". In einem Hospiz in Ingelheim redet Norbert in einem sehr emotionalen Gespräch über seinen Weg des Abschieds.

Rheinland-Pfalz Norberts letzter Geburtstag: Abschied im Hospiz "Sophia" in Ingelheim

Stand: 12.10.2024 04:47 Uhr

Am 12. Oktober ist "Welthospiztag". Im Ingelheimer Hospiz "Sophia" lebt Norbert. In einem sehr emotionalen Gespräch spricht er über seinen letzten Wunsch.

Vor wenigen Tagen hat er einen runden Geburtstag gefeiert und er weiß, dass es sein letzter war: Norbert ist 80 geworden und ist schwer krank. Ihm bleiben nur noch wenige Tage. 

Würdevoll sterben im Hospiz

Im Hospiz "Sophia" in Ingelheim herrscht eine warme und familiäre Atmosphäre. Norbert fühlt sich wohl hier. Hier bekomme man alles, was man brauche, sagt er. Es sei sein Wunsch gewesen, hierher zu kommen. Mit seinen drei Kindern und den Ärzten habe er das alles besprochen.

Sie sind hier kein Patient, sondern Gast." Norbert, Bewohner des Hospiz "Sophia" in Ingelheim

Zuvor war Norbert viel im Krankenhaus. Aber dort habe man ihn mit Medikamenten vollgestopft - das sei im Hospiz anders, meint er: "Sie sind hier kein Patient, sondern Gast",

Was sind Hospize?

Hospize sind Häuser oder Orte, an denen schwerkranke und sterbende Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet und betreut werden. Es geht darum, den Menschen so viel Lebensqualität wie möglich zu bieten, wie auch der Hospiz- und PalliativVerband Rheinland-Pfalz auf seiner Webseite schreibt. Vor allem Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit leiden und deren Lebenserwartung begrenzt ist, sind auf die Hilfe in Hospizen angewiesen. Oft sind dies Patienten, die nicht mehr zu Hause oder im Krankenhaus betreut werden können und eine intensive Pflege und Unterstützung brauchen. In einem Hospiz kümmert man sich deshalb nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern auch um die seelischen und sozialen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Angehörigen. Es wird viel Wert auf eine liebevolle und würdevolle Begleitung gelegt. Hospize sind also ein wichtiger Rückzugsort, wo man in einer familiären Atmosphäre die bestmögliche Betreuung bekommen kann.

Norberts letzter Wunsch

Auf die Frage, was er sich noch wünscht, sagt er, dass er nur noch einen Wunsch habe: "Dass es schnell geht." Und wie viele andere auch möchte er im Sterben nicht allein sein. Aber im Hospiz muss niemand allein sterben.

Dafür sorgen auch die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, die wie in allen Hospizen eine große Stütze sind. Carmen Zimmermann, Hospizleiterin in Ingelheim sagt: "Wir benötigen Ehrenamt. Ehrenamtliche sorgen für die Atmosphäre." Sie könnten Zeit zum Zuhören schenken, Zeit, um eine Hand zu halten, wenn es für das Pflegepersonal manchmal stressig sei.

Stationäre und ambulante Hospize in RLP

Das Ingelheimer Hospiz ist ein stationäres Hospiz. Es gibt aber auch ambulante Hospize und ein Hospiz speziell für Kinder und Jugendliche.

Wie viele Hospize gibt es in RLP?

In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit (Stand 11. Oktober 2024) 18 stationäre Hospize. Zwei weitere seien im Aufbau, so der Hospizverband Rheinland-Pfalz. Ambulante Hospize gibt es demnach 43. Hinzu kämen ein spezielles, stationäres Hospiz für Kinder und sechs ambulante Einrichtungen für Kinder. In ganz Deutschland gibt es laut Deutschem Hospiz- und PalliativVerband rund 1.500 ambulante Hospizdienste, etwa 260 stationäre Hospize für Erwachsene sowie 21 stationäre Hospize für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie etwa 350 Palliativstationen in Krankenhäusern, vier davon für Kinder- und Jugendliche. (Stand 20.08.2024)

Barbara Schoppmann vom Hospiz- und PalliativVerband Rheinland-Pfalz sagt, die Hospizarbeit erfahre viel Unterstützung, auch vom Land. Finanziell komme man klar.

Allerdings würde man gerne besser in Netzwerke eingebunden werden - besonders im medizinischen Bereich, in der Pflege oder in Krankenhäusern und der Kommunikation mit Hausärzten. Da gebe es schon viel Gutes, aber es sei noch Luft nach oben.

Die Hospizbewegung

Die Hospizbewegung entstand Ende der 1960er Jahre in England. Die Bewegung breitete sich in den 1970er Jahren in den USA aus. Ziel der Hospizbewegung ist es, Sterben und Tod als Teil des Lebens zu integrieren und Sterbende sowie ihre Angehörigen zu unterstützen. In den 1980er Jahren entstanden erste Hospizgruppen und ambulante Hospizdienste. 1986 wurde das erste stationäre Hospiz in Deutschland eröffnet. 1992 gründete sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz, die sich für eine gesetzliche Finanzierung der Hospizarbeit einsetzte. Seitdem wird die Hospizarbeit durch Zuschüsse von Kranken- und Pflegekassen unterstützt. In den vergangenen Jahren hat sich laut Diakonie Rheinland-Pfalz in der Hospizbewegung einiges getan. Früher sei fast alles ehrenamtlich gelaufen - mittlerweile könnten mehr hauptamtliche Stellen wie Koordinatoren und Palliativberater finanziert werden. Das liege unter anderem an intensiver Lobbyarbeit und der dadurch gestiegenen Möglichkeiten. Demnach fordert der Gesetzgeber jetzt auch im Hospizbereich hohe Qualitätsstandards und Kontrollen, ähnlich wie im restlichen Gesundheitswesen. Wichtig sei die "spezielle, ambulante Palliativ-Versorgung" (SAPV) in Rheinland-Pfalz. Das Ziel sei, dass jeder die Möglichkeit habe, zu Hause schmerzmedizinisch versorgt zu werden, um dort sterben zu können. Momentan gebe es dieses Angebot nur in einigen Regionen.

"Wir müssen offener miteinander reden und auch die verschiedenen Interessen, die wir haben, auf den Tisch legen und da gucken, wie wir uns ergänzen können im Rahmen des Fachkräftemangels und des Rückgangs auch an Medizinern", so Schoppmann.