Demonstranten stehen und sitzen auf einer Zufahrtsstraße zum Gelände des AfD-Bundesparteitags in Essen

Rheinland-Pfalz Spuckattacke: Juso-Politikerin aus RLP zeigt AfD-Politiker Hrdy an

Stand: 01.07.2024 18:09 Uhr

Die Vorfälle rund um den Bundesparteitag der AfD in Essen am Wochenende haben auch Rheinland-Pfalz erreicht. Die SPD-Politikerin Patricia Seelig (Osthofen) hat Anzeige gegen einen AfD-Delegierten erstattet.

Im Gespräch mit SWR Aktuell zeigte sich Patricia Seelig auch am Montag noch sichtlich angeekelt von dem Vorfall am Samstag in Essen. Sie sei dort hingefahren, um mit anderen zusammen friedlich gegen den AfD-Bundesparteitag zu demonstrieren. Doch was sich dort dann ereignet habe, sei "in keiner Weise absehbar gewesen", so die stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD (Jusos) aus dem rheinhessischen Osthofen:

SPD-Politikerin Seelig nach Spuckattacke: "Ich unterstelle da Absicht"

In unmittelbarer Folge habe sie Anzeige erstattet, so Seelig. Sie hoffe nun, dass der Übergriff auch eine strafrechtliche Konsquenz habe. Der Beschuldigte ist Stefan Hrdy, AfD-Delegierter aus Nordrhein-Westfalen. Für Seelig steht eigenen Angaben zufolge fest, dass die Aktion mit Absicht erfolgt ist.

Ich unterstelle da Absicht. Es gibt kein Szenario, in dem jemand unabsichtlich Menschen frontal ins Gesicht spuckt. Patricia Seelig, stellvertr. Bundesvorsitzende der Jusos

In Folge des Übergriffs und der Berichterstattung über den Vorfall, bekomme sie per Mail oder über Social Media viele beleidigende Nachrichten, mit teils auch sexistisch übergriffigen Inhalten, so Seelig.

Der AfD-Delegierte Hrdy soll auch noch eine zweite Frau bespuckt haben. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge, handelte es sich dabei um die Landesvorsitzende der Jusos in Nordrhein-Westfalen, Nina Gaedike. Und bei einem weiteren Zwischenfall mit Demonstranten biss Hrdy einem der Protestierenden ins Bein, wie er der Deutschen Presse Agentur und der "Bild"-Zeitung berichtete. Er habe aus Notwehr gehandelt, so der AfD-Politiker.

Zehntausende haben in Essen gegen den AfD-Bundesparteitag demonstriert. Es kam auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Die SPD in Rheinland-Pfalz reagierte sowohl mit Unverständnis und scharfer Kritik auf Hrdys Verhalten, als auch auf die teils gewalttätigen Auseinandersetzungen rund um den AfD-Bundesparteitag in Essen. Landes-Generalsekretär Marc Ruland teilte dem SWR auf Anfrage mit: "Für die SPD Rheinland-Pfalz ist vollkommen klar, dass Gewalt, egal in welcher Form, nicht zum politischen Diskurs gehört. Solche Taten verurteilen wir aufs Schärfste. Unsere Demokratie lebt von einer gewaltfreien, friedlichen und auf Sachargumente bezogenen Debatte."

Zum AfD-Delegierten Hrdy heißt es von Ruland: "Sollten sich die Vorfälle rund um den AfD-Abgeordneten Hrdy vom Wochenende in Essen so darstellen, wie aktuell in der Breite berichtet, dann ist das Verhalten des AfD-Politikers Hrdy zu brandmarken, denn es ist Ausdruck einer verabscheuenswürdigen, verrohten antidemokratischen Haltung. Das alles zeigt, um was es der AfD in Wahrheit geht: Die Verächtlichmachung von Demokraten und der ganzen Demokratie.“

Stefan Hrdy, AfD-Delegierter aus NRW, beim Bundesparteitag der AfD in der Grugahalle in Essen. Vor der Halle biss Hrdy einem Demonstranten ins Bein.

Stefan Hrdy, AfD-Delegierter aus NRW, beim Bundesparteitag der AfD in der Grugahalle in Essen. Vor der Halle biss Hrdy nach eigenen Angaben einem Demonstranten ins Bein.

Die AfD in Rheinland-Pfalz hat sich noch nicht zu den Vorkommnissen geäußert. Eine Anfrage des SWR blieb bis zur Stunde unbeantwortet.

In Essen hatten am vergangenen Wochenende mehrere zehntausend Menschen gegen die AfD und ihren Bundesparteitag in der Stadt demonstriert - laut Polizei zumeist friedlich, teils aber auch gewalttätig. Schon am Freitag und Samstag berichteten Einsatzkräfte, Gruppen von teilweise mehreren hundert Menschen versuchten immer wieder, Delegierte an der Teilnahme am Parteitag zu hindern oder Sperrstellen zu durchbrechen. Beamte müssten Schlagstöcke und Reizgas einsetzen. 

Die Protest-Organisatoren ihrerseits sprachen davon, dass Demonstrierende an den Haaren gezogen geworden seien. Einige hätten auch Pfefferspray ins Gesicht gesprüht bekommen. Eine Zahl der Verletzten auf Seiten der Demonstranten liegt nicht vor. Die Polizei spricht von 28 verletzten Beamten, unter anderem durch Schläge und Tritte von Demonstranten. Ein Polizist soll beim Einsatz in Essen schwer verletzt worden sein.

Die AfD, die im Bund vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall beobachtet wird, wählte in Essen unter anderem ihre Parteispitze wieder.

Sendung am Mo., 1.7.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP