Der Trend "Dry January" wird in Deutschland beliebter - Winzer aus RLP bieten passend dazu alkoholfreie Weine und Sekt an.

Rheinland-Pfalz So kommt der "Dry January" im Weinland Rheinland-Pfalz an

Stand: 08.01.2025 10:06 Uhr

Einen Monat lang keinen Alkohol trinken und seinem Körper etwas Gutes tun - das ist die Idee des "Dry January". Was sagen Winzer aus Rheinland-Pfalz zu diesem Trend?

Hier ein Glas Wein zum Weihnachtsessen, dort ein Glas Sekt zu Silvester und dazwischen eine Tasse Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt? Kommt vielen von uns bekannt vor! Im Dezember trinken wir oft mehr Alkohol als in anderen Monaten.

Um gesund ins neue Jahr zu starten und den Körper zu entgiften, gibt es den "Dry January". Die Idee dahinter: einen Monat lang auf Alkohol verzichten. Ein Trend, der inzwischen auch bei uns, im Weinland Rheinland-Pfalz, verbreitet ist.

Woher kommt der "Dry January"?
Der Trend "Dry January", also den kompletten Januar auf Alkohol zu verzichten, kommt ursprünglich als Gesundheitskampagne aus Großbritannien. Dort ist Alkohol die häufigste Todesursache von Menschen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Beim "Dry January" geht es vor allem darum, das eigene Alkoholverhalten kritisch zu reflektieren. Der Trend hat sich durch die Sozialen Netzwerke inzwischen auch bei uns in Deutschland herumgesprochen. Hier trinkt laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen jeder ab 15 Jahren durchschnittlich zehn Liter Alkohol pro Jahr. (Quelle: ARD Mediathek)

Winzer bieten alkoholfreie Produkte für "Dry January" an

Aber wie stehen Winzerinnen und Winzern im Land zum "Dry January"? Shanna Reis aus Aspisheim im Kreis Mainz-Bingen sagt, als Winzerin sitze sie bei dem Trend zwischen allen Stühlen. "Ich kann es nachvollziehen, aber von wirtschaftlicher Seite ist das natürlich so eine Sache", so Reis. "Ein Gläschen Wein wäre natürlich netter als keins".

Sie selbst habe beim "Dry January" noch nie mitgemacht, aber es gebe Aspekte, die dafür sprächen, auch mal auf Alkohol zu verzichten. Da generell die Nachfrage nach alkoholfreien Produkten steige, bietet die Winzerin inzwischen ihren eigenen alkoholfreien Sekt an. "Es schmeckt mittlerweile ja auch gut", so Reis.

Weinexperte: "Alkoholfreier Wein ist weltweit ein Trend"

Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Mainz bestätigt: Alkoholfreier Sekt wird in Deutschland stärker nachgefragt, aber auch alkoholfreier Wein. Die Marktanteile bewegten sich allerdings noch auf niedrigem Niveau: rund ein Prozent beim Wein und 7,4 Prozent beim Sekt. Trotzdem: Die Umsätze nehmen zu, so Büscher.

Alkoholfreier Wein sei inzwischen sogar weltweit ein Trend. Die Verfahren hätten sich verbessert und es gebe mehr Geschmacksvarianten als noch vor einigen Jahren. Wein ohne Alkohol habe es inzwischen auch in die Sternegastronomie geschafft.

Die Grafik stellt vereinfacht dar, wie alkoholfreier Wein hergestellt wird.

Mit alkoholfreien Weinalternativen könnten Winzer zudem die jüngere Konsumentengeneration erreichen, die tendenziell weniger Alkohol trinke. "Nachdem das Thema insbesondere in den letzten Jahren deutlich an Dynamik gewonnen hat, nimmt auch das Angebot stetig zu", sagt Büscher.

Proxy-Weine als Alternative im Kommen

Die Biowinzer Rieke und Andreas Roll aus Gau-Heppenheim im Kreis Alzey-Worms gehen mit ihren Proxy-Weinen ganz neue Wege: Hier wird der Wein aus verschiedenen alkoholfreien Zutaten "nachgebaut", um den Geschmack nachzuahmen. Beispielsweise mit Zutaten wie Säfte, Essige und Gewürze.

"Man hat bei Proxy die Attribute, die man auch beim Wein sucht", erklärt Andreas Roll. Das Säurespiel beispielsweise gelingt dem Winzerpaar, indem es unter anderem Verjus, den Saft aus unreifen Trauben, als Basis verwendet.

Andreas Roll trinkt zwar nach wie vor gern Wein mit Alkohol, "aber man hat auch Momente, in denen die alkoholfreie Variante einfach sinnvoller ist." Seine Frau ergänzt: "Vor allem nach einer Woche mit vielen Weinproben ist es schön, auch mal einen Proxy-Wein zu genießen." Den gibt es bei den Rolls inzwischen als Weiß- und Roséwein, der Verkaufstrend sei steigend.

Expertenrat: gar keinen Alkohol trinken

Fakt ist: Gesundheitsexperten raten dazu, nicht nur phasenweise, sondern generell auf Alkohol zu verzichten. So hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung erst im vergangenen Jahr zu Abstinenz aufgerufen, denn Alkohol sei schon vom ersten Tropfen an schädlich.

"Alkohol ist ein Zellgift und schädigt das Herz-Kreislauf-System, das Gehirn und erhöht das Krebsrisiko", erklärt SWR-Gesundheitsexpertin Julia Fischer. Alkohol schädige auch die Leber. Die gute Nachricht ist: "Wenn man ein ganzes Jahr auf Alkohol verzichtet, hat sie sich komplett erneuert". Nicht zuletzt könne es durch Alkoholverzicht auch einen "Figur-Boost" geben: "Dann kann es sein, dass so ein, zwei Kilo flöten gehen".

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