
Rheinland-Pfalz So wenig Azubis wie seit fast 20 Jahren nicht mehr
In Rheinland-Pfalz wurden 2024 knapp 23.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen - der niedrigste Wert seit fast 20 Jahren. Laut DGB ist das im Ländervergleich der vorletzte Platz.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund Rheinland-Pfalz hat am Dienstag den Ausbildungsreport 2024 vorgestellt. Dieser zeigt ein düsteres Bild: Im vergangenen Jahr haben nicht einmal 23.000 junge Menschen eine Ausbildung begonnen. Der Wert sei der niedrigste seit fast 20 Jahren, so der DGB. Das stelle aber nicht das Konzept Ausbildung an sich in Frage, betonte DGB-Bezirksvorsitzende Susanne Wingertszahn.
Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell, um das uns viele Länder beneiden und an dem wir festhalten müssen. Susanne Wingertszahn, Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz

Die Zahl der Azubis sinkt, die Zufriedenheit bleibt stabil.
Azubis arbeiten zu viel und machen Überstunden
Die Auswertung zeigt allerdings, dass viele Auszubildende belastet seien. So leisteten sie häufig Überstunden und arbeiteten mehr als 40 Stunden pro Woche. Das seien Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz, die viel zu selten geahndet würden, kritisiert der DGB. Zudem gaben fast zwei Drittel der Auszubildenden an, dass sie manchmal Tätigkeiten übernehmen müssten, die nicht zu ihrem Job gehören.
Immer weniger junge Menschen in RLP machen eine Ausbildung
Zufriedenheit der Azubis trotzdem stabil
Trotz dieser Belastungen sind die meisten Azubis im Land zufrieden. Die Zufriedenheit der Auszubildenden liege stabil auf hohem Niveau, heißt es im neuen Report. Dabei zeige sich, dass die Zufriedenheit der Auszubildenden stark von den Ausbilderinnen und Ausbildern abhänge, so Wingertszahn. Unternehmen müssten das berücksichtigen und den Ausbildern mehr Zeit und Geld zur Verfügung stellen, fordert der Gewerkschaftsbund.
Laut dem bundesweiten Ausbildungsreport des DGB hängt die Qualität der Ausbildung aber auch mit der Branche zusammen: Am besten bewertet sind demnach die Ausbildung zum Industriemechaniker und Industriemechanikerin, Mechatroniker und Mechatronikerin und Bankkaufmann und Bankkauffrau. Die schlechtesten Bewertungen erhielten die Ausbildung zum Maler- und Lackierer, zur Zahnmedizinischen Fachangestellten oder zum Friseur bzw. zur Friseurin.
Immer weniger Betriebe bilden aus
In Rheinland-Pfalz ist aber nicht nur die Zahl der Auszubildenden gesunken, sondern auch die Zahl der Unternehmen, die ausbilden. 2022 hätte gerade noch ein Fünftel der rheinland-pfälzischen Unternehmen Ausbildungsverträge angeboten.
Nur wer in Ausbildung investiert, wird die Fachkräfte von morgen an Land ziehen. Susanne Wingertszahn, Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz
Der DGB Rheinland-Pfalz fordert deshalb einen Ausbildungsfonds nach Bremer Vorbild: Betriebe, die nicht ausbilden, sollen in den Fonds einzahlen müssen. Das Geld solle den Unternehmen zugute kommen, die Ausbildungen anbieten.