Markierungstafeln der Spurensicherung stehen in der Strasse, in der ein junger Mann getötet worden ist.

Rheinland-Pfalz Messerangriff in Wittlich: Verteidiger beschuldigt anderen US-Soldaten

Stand: 02.10.2024 18:36 Uhr

Neue Wendung im Prozess um die Tötung eines Mannes auf der Wittlicher Säubrennerkirmes: Der Verteidiger des US-Soldaten beschuldigt jetzt einen anderen amerikanischen Soldaten.

Es gebe nur einen Mann, der Blut an seinen Händen habe. Und das sei nicht sein Mandant. Das waren die ersten Worte des Verteidigers des Angeklagten in seinem Eröffnungsplädoyer. Und er meint damit den zweiten amerikanischen Soldaten, der bei dem tödlichen Messerangriff dabei gewesen sein soll. Nach der Auffassung der Verteidigung war er es, der das 28-jährige Opfer vor einem Jahr auf der Säubrennerkirmes in Wittlich erstochen hat.

Verteidiger beschuldigt vor US-Gericht in Spangdahlem anderen Soldaten

Staatsanwaltschaft: Beweise deuten auf Angeklagten

Ursprünglich waren beide Männer festgenommen worden. Auf der Anklagebank sitzt aber nur einer von ihnen, ein 26-jähriger Flugzeugmechaniker. Sein Begleiter ist wieder auf freiem Fuß und wurde lediglich disziplinarisch bestraft. Der Grund: Die Staatsanwaltschaft glaubt seiner Version des Tathergangs. Demnach war es der 26-Jährige, der zustach.

Darauf deuteten auch alle Spuren und Beweise hin, sagte die Staatsanwältin in ihrem Eröffnungsplädoyer. Der 26-jährige habe seinem Begleiter gestanden, dass er einen Mann getötet habe. Man habe auch Blut des Opfers an seinen Schuhen gefunden. Außerdem sei er der einzige in der Gruppe gewesen, der ein Messer dabeigehabt habe. Das hätten Freunde ausgesagt, so die Staatsanwältin. Als die Tat geschah, sei die Gruppe auf dem Heimweg zur Wohnung des Angeklagten gewesen.

Der Verteidiger lässt allerdings Zweifel an dieser Version aufkommen. Er sagte, dass es Augenzeugen gebe, die den anderen Soldaten belasten. Sie hätten auch beobachtet, dass er es war, der den Streit angefangen habe. Außerdem habe er Blutspuren des Opfers an der Kleidung, seiner Schultertasche und an seinen Händen gehabt.

Erste Zeugen sagen aus

Am Mittwoch wurden bei der Verhandlung auch Zeugen der Anklage gehört, darunter eine Polizistin aus Trier. Die Ermittlerin hat vor dem US-Militärgericht in Spangdahlem unter anderem geschildert, wie die Tatwaffe unterhalb der Wittlicher Römerbrücke gefunden wurde.

Die Zeugin musste das Messer auch im Gerichtssaal vor den Geschworenen identifizieren. Außerdem war die Polizistin laut ihrer Aussage dabei, als die Wohnung des Angeklagten US-Soldaten in Wittlich durchsucht wurde. Nach ihren Angaben haben die Ermittler dabei auch mit Blut verschmierte Schuhe sichergestellt.

Opfer ist verblutet

Das Opfer ist nach Aussagen einer Gerichtsmedizinerin verblutet. Sie hatte die Leiche untersucht und vor dem Militärgericht als Zeugin ausgesagt. Ihrem Autopsiebericht zufolge hat der Täter dem 28-Jährigen vier Wunden zugefügt. Das habe zu einem enormen Blutverlust geführt.

Geschworene entscheiden über Schuld

Die Geschworenen, die letztlich über die Schuld des Angeklagten entscheiden sollen, wurden an den vergangenen beiden Prozesstagen ausgewählt.

Der Angeklagte hatte bereits am ersten Prozesstag auf unschuldig plädiert. Dem Soldaten droht bei einem Schuldspruch lebenslange Haft. Er soll vergangenes Jahr einen 28-Jährigen am Rande der Säubrennerkirmes erstochen haben.

Eltern haben jetzt Dolmetscher

Auch am Tag der Deutschen Einheit, der in den USA kein Feiertag ist, und am Freitag geht der Prozess weiter. Nach Angaben der Air Base Spangdahlem sollen weitere Zeugen gehört werden. Und das US-Militär hat nun auch dafür gesorgt, dass die Eltern des Opfers dem Prozess besser folgen können.

Die Air Force hat der Familie des getöteten 28-Jährigen einen separaten Raum im Gerichtsgebäude hergerichtet. Das erzählte die Anwältin der Eltern dem SWR. In diesem Zimmer wird die Verhandlung per Video übertragen und für die Familie von Dolmetschern übersetzt.

Anfang der Woche hatten die Eltern noch kritisiert, dass sie von dem Prozess gegen einen amerikanischen Soldaten kaum etwas verstehen, da sie nicht so gut Englisch sprechen. Nach Angaben ihrer Anwältin sind sie nun froh, dass das US-Militär ihnen nun doch die Möglichkeit bietet, das Verfahren zu verfolgen.

Sendung am Mi., 2.10.2024 18:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP