Rheinland-Pfalz Tödlicher Angriff bei Familientreffen in Zemmer: Prozessbeginn in Trier
Weil er an Pfingsten in Zemmer-Rodt den Freund seiner Mutter erstochen und einen Verwandten verletzt haben soll, steht ein 33-jähriger psychisch kranker Mann in Trier vor Gericht.
Es gab ein massives Polizeiaufgebot an jenem Pfingstsonntag in Zemmer-Rodt im Kreis Trier-Saarburg. Eine ganze Kolonne Streifenwagen war dort unterwegs, einige der Polizeifahrzeuge parkten an den Straßen oder auf Wiesengrundstücken in der Nähe eines Hauses.
Polizisten führten gefesselten Tatverdächtigen zum Krankenwagen
Sondereinsatzkräfte mit einer speziellen Schutzausrüstung waren in den Straßen der Fidei-Gemeinde zu sehen - nichts was man dort normalerweise an einem Feiertag erwartet hätte. Dann führten Polizeibeamte einen fast nackten, nur mit kurzer Hose bekleideten Mann zu einem bereitstehenden Krankenwagen. Er hatte die Hände auf dem Rücken gefesselt.
Von diesem Montag an muss das Landgericht Trier klären, was damals genau passiert ist. Angeklagt ist der Mann, der vor ziemlich genau einem halben Jahr mit einem Krankenwagen weggebracht wurde und inzwischen in der forensischen Psychiatrie Nette-Gut bei Andernach untergebracht ist.
Anklage: Mit dem Fleischermesser ins Herz gestochen
Der Angeklagte lebte und arbeitete wie sein Bruder in der Schweiz. Er habe Drogen genommen und sich mit Verschwörungstheorien beschäftig, hieß es am ersten Prozesstag in der Anklage. Irgendwann habe er seine Arbeit in der Schweiz verloren. Der Angeklagte leide unter paranoider Schitzophrenie, hieß es weiter.
Aus nicht näher bekannten Gründen soll der Angeklagte den Freund seiner Mutter mit einem Fleischermesser angegriffen und ihn ins Herz, in den Bauch und in den Brustkorb gestochen haben.
Am Pfingstwochenende dieses Jahres seien er und sein Bruder zu einem Familienbesuch nach Zemmer-Rodt gekommen. Zunächst sei der Angeklagte dort nur etwas verhaltenauffällig gewesen. Am Pfingstsonntag soll er den 60-jährigen Freund seiner Mutter im Nachbarhaus besucht haben.
Aus nicht näher bekannten Gründen habe er den Freund der Mutter mit einem Fleischermesser angegriffen und ihn ins Herz, in den Bauch und in den Brustkorb gestochen. Vor Gericht war von Wahnvorstellungen die Rede. Das Gewaltopfer starb noch am Tatort an seinen schweren Schnitt- und Stichverletzungen.
Die Klinik Nette-Gut bei Andernach ist die größte forensische Psychiatrie des Landes.
Der Angeklagte sei dann zurück ins Haus seiner Mutter gegangen. Sie habe zunächst den Sohn wegen dessen Schnittverletzungen in ein Krankenhaus bringen wollen, sei dann aber noch ins Nachbarhaus gegangen, weil ihr Freund nicht ans Telefon ging. Die Mutter habe dann ihren toten Freund gefunden.
Der Angeklagte soll dann versucht haben, in den Keller zu flüchten und dabei seinen Bruder mit einem Schraubenzieher leicht verletzt haben. Der Bruder konnte sich laut Anklage retten. Der Angeklagte sei durch Spezialeinsatzkräfte festgenommen worden.
Laut Staatsanwaltschaft hatte der Angeklagte die Absicht, beide Menschen zu töten. Wegen seiner psychischen Erkrankung sei er bei der Tat jedoch schuldunfähig gewesen. Bei einem Schuldspruch könnte er nun dauerhaft in eine psychiatrische Einrichtung kommen.
Am zweiten Verhandlungstag, dem 4. Dezember, sollen die Mutter und der Bruder des Angeklagten gehört werden. Außerdem soll ein Sachverständiger aussagen. Insgesamt sind fünf Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil könnte noch vor Weihnachten gesprochen werden.
Sendung am Di., 19.11.2024 6:30 Uhr, SWR Trier Regionalnachrichten