Pfälzische Weinkönigin und ihre beiden Prinzessinnen.

Rheinland-Pfalz Viele Menschen in der Pfalz wollen Amt der Weinkönigin behalten

Stand: 19.07.2024 16:04 Uhr

In der Pfalz formiert sich Widerstand gegen den Plan, den Titel der "Weinkönigin" abzuschaffen. Politiker äußerten Kritik. Bürger haben im Internet eine Petition gestartet.

Das Amt der "Pfälzischen Weinkönigin" muss bleiben! Das fordern viele Bürger, nachdem bekannt geworden ist, dass der Verein "Pfalzwein e.V." künftig den Wein der Region nicht mehr von einer "Königin", sondern von einem "Weinbotschafter" oder einer "Weinbotschafterin" vertreten lassen will.

Politiker kritisieren die Entscheidung

Sogar Politiker haben sich zu Wort gemeldet und protestieren, unter anderem die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen-Geis aus Bad Dürkheim. Der SPD-Landtagsabgeordnete Claus Schick aus Neustadt meint, es sei richtig, darüber nachzudenken, wie die Vermarktung der Region und des Weins modernisiert werden kann. "Ob aber gleich alles über den Haufen geworfen werden muss?", fragt Schick.

Aus meiner Sicht ist es richtig, immer darüber nachzudenken, wie die Vermarktung unserer Region und unseres herrlichen Weins verbessert und auch modernisiert werden kann. (...) Ob aber gleich alles auf einmal über den Haufen geworfen werden muss? Claus Schick, SPD-Landtagsabgeordneter, Neustadt

Ex-Ortsvorsteherin Albrecht ist fassungslos

Der CDU-Landtagsabgeordnete Dirk Herber aus Neustadt hat sogar ein Video aufgenommen, das ihn am "Mußbacher Prinzessinnenstein" zeigt. Auf dem großen Stein sind die Namen aller Weinhoheiten aus Mußbach aufgeführt. Herber wendet sich an die Pfalzwein-Werbung und sagt: "Ihr begeht einen großen Fehler. Geht von diesem falschen Trip ab."

Die langjährige Ortsvorsteherin von Neustadt-Gimmeldingen, Claudia Albrecht (CDU), schreibt im Internet: "Ich bin fassungslos! Aber vielleicht bin ich einfach nur zu alt."

Ich bin fassungslos! Aber vielleicht bin ich einfach nur zu alt. (...) Die Meinung der Alten ist nicht gefragt, wenn es um Weiterentwicklung geht. Wenn es überhaupt eine Weiterentwicklung ist. Claudia Albrecht (CDU), langjährige Ortsvorsteherin von Gimmeldingen

Weitere Reaktionen aus der Politik

Die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt (FDP) hat gelassen darauf reagiert, dass die Pfalzweinwerbung das Amt der Pfälzischen Weinkönigin abschaffen will. Stattdessen soll künftig ein PfalzweinBotschafter oder Botschafterin gekürt werden, um das Amt moderner zu machen.

Schmitt teilte auf SWR-Anfrage mit, ob Weinkönigin oder Weinbotschafter - im Kern gehe es um das wertige Repräsentieren des Qualitätsprodukts Wein.

Auch die rheinland-pfälzische CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner zeigt sich gelassen. Mit der Weinbotschafterin werde das Amt der Weinkönigin ja nicht abgeschafft, sondern weiterentwickelt. Die Zeiten ändern sich eben, sagte die ehemalige Weinkönigin dem SWR. Klöckner sagte: "[...] und eine Krone auf dem Kopf zu haben, da hatte ich vor 30 Jahren mitunter schon ein Unbehagen."

Viele Bürger unterzeichnen Online-Petition

Ehemalige Pfälzer Weinhoheiten kritisieren in einem gemeinsamen Brief die Entscheidung. Widerstand gibt es zudem auf vielen Internet-Plattformen. Eine Online-Petition wurde in den ersten 20 Stunden nach dem Freischalten schon über 1.000 Mal unterzeichnet.

Reaktionen von Unterzeichnern der Petition

Ein Bürger hat im Internet eine Petition gestartet. Er will erreichen, dass der Titel der "Pfälzischen Weinkönigin" nicht abgeschafft wird. Innerhalb der ersten 20 Stunden wurde die Petition mehr als 1.000 Mal unterzeichnet. Als Begründung schreiben Teilnehmer: Ich halte die Idee für absolut unausgegoren und einen dilettantischen Versuch, Moderne in die Weinwerbung einzubringen. (Edgar Römelt) Als Mutti einer ehemaligen Hoheit und selbst auch ehemalige Hoheit meine ich: Traditionen müssen bewahrt werden. (Stephanie Rast) Ein Alleinstellungsmerkmal wird der Beliebigkeit geopfert. (Nicole Ranke) Die Krone der Weinhoheiten gehört einfach zu unserer Pfälzer Tradition. Sie ist etwas Schönes, und nicht alles Alte ist schlecht. Sie ist ein Aushängeschild der Region. (Diana Kratz) Der Wegfall des Titels ist ein Stück Kulturverlust. (Andrea Schilder) Generation von Frauen haben mit Herzblut für dieses Amt ihre Freizeit geopfert und die Pfalz mit Würde und Wissen vertreten. (Sabine Zwick) Nicht jede Tradition muss mit Biegen und Brechen abgeschafft werden. (Michael Krist)

Pfalzwein-Werbung ist überrascht von Ausmaß des Protests

Joseph Greilinger, der Geschäftsführer der Pfalzwein-Werbung, sagte dem SWR, der Verein habe mit Widerstand gerechnet. Überrascht sei man allerdings vom Ausmaß des Protestes. Greilinger machte deutlich, dass die Weindörfer in der Pfalz weiterhin Ortshoheiten wählen sollen.

Aber für die Vermarktung des Weins außerhalb der Pfalz sei der Titel "Weinkönigin" nicht mehr zeitgemäß und führe zu Missverständnissen.

Obwohl die Königinnen äußerst kompetent seien, bestehe oft das Vorurteil, die Frauen könnten nur Lächeln und Winken. Dank des Titels "Weinbotschafter" würden solche Missverständnisse vermieden.

Verein wünscht sich eine sachliche Diskussion

Geschäftsführer Greilinger sagte, er hoffe auf eine sachliche Diskussion. Sie dürfe nicht auf dem Rücken der alten und zukünftigen Weinrepräsentantinnen der Pfalz ausgetragen werden.

Sendung am Fr., 19.7.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

Info um den Pfälzer Wein und seine Königin