Dom in Speyer an Weihnachten. Die katholischen Bischöfe in Rheinland-Pfalz sehen in Jesus den Stifter von Frieden und Gewaltlosigkeit. (Archivbild)

Rheinland-Pfalz Weihnachtsgeschichte als "politisches Statement" gegen Machtgehabe

Stand: 24.12.2024 17:07 Uhr

Katholische wie evangelische Geistliche in Rheinland-Pfalz sehen in der Weihnachtsgeschichte ein Gegenmodell zu Gewalt, Hass und menschlichem Machtgehabe. Das haben sie in ihren Predigten zu Heiligabend deutlich gemacht.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hob in seiner Predigt in der Christmette im Dom hervor, dass nur Christus Erlöser und Friedensstifter sei. Insofern sei die Weihnachtsgeschichte nach Lukas "eine politische Stellungnahme gegen jeden menschlichen Machtdünkel". Weltliche Machthaber wie der damalige römische Kaiser Augustus, der sich Gott, Erlöser und Friedensstifter habe nennen lassen, könnten da nicht "mithalten", so Kohlgraf.

Krippe im Dom St. Martin, Mainz

Krippe im Dom St. Martin in Mainz

Dagegen stehe die unspektakuläre Geburt Christi im Stall zu Bethlehem. Das Kind müsse sich keine Denkmäler setzen, es müsse sich keine Tempel bauen lassen und es wolle die Menschen nicht verwalten, betonte der Bischof.

Im Feiern der Menschwerdung Gottes sind uns gerade die Menschen, die im Dunkel sind, sehr nahe: die Menschen im Krieg und heute Abend auch die Menschen in Magdeburg. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Weihnachtspredigt

Kohlgraf ging in seiner Weihnachtspredigt auch auf den Anschlag in Magdeburg und dessen Opfer ein. Wenn die Glaubensgemeinschaft Gottesdienst feiere, dann "klammern wir gerade an Weihnachten die Not von Menschen nicht aus". Feiern heiße nicht oberflächliches Fröhlich-Sein, so der Mainzer Bischof. "Im Feiern der Menschwerdung Gottes sind uns gerade die Menschen, die im Dunkel sind, sehr nahe: die Menschen im Krieg und heute Abend auch die Menschen in Magdeburg."

Kind in der Krippe als "Zeichen gegen Gewalt, Mutlosigkeit und soziale Kälte"

Die Präsidentin der evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, hat in ihrer Weihnachtsbotschaft dazu aufgerufen, Weihnachten an allen Tagen in die Herzen einziehen zu lassen. Mit dem Kind in der Krippe setze Gott ein Zeichen gegen Gewalt, Mutlosigkeit und soziale Kälte. Dadurch entstehe eine Kraft, die die Menschen leben und handeln lasse. Gerade in einer Zeit der Kriege und Unsicherheit sei es deshalb wichtig, diese Kraft das ganze Jahr über zu nutzen, so Wüst.

Eine "einfache Wahrheit gegen das Menschenverachtende in der Welt"

In seiner Weihnachtspredigt im Speyerer Dom nahm Karl-Heinz Bischof Wiesemann unter anderem Bezug auf den jüngsten Anschlag in Magdeburg: "Ich sitze vor meiner Krippe und schaue und werde still. Und ich merke, wie wohltuend gerade in aller Erschütterung durch Gewalt und Hass diese Augenblicke sind." Aus dieser Stille erwachse die Hoffnung, die so dringend benötigt werde, sagte Wiesemann.

Schon als Kind habe er erlebt, wie am Heiligen Abend plötzlich alles still wurde, obwohl die Vorweihnachtszeit oft hektisch war. Es sei der Moment, in dem Gott in die Welt komme und zum Staunen über das Leben einlade: "Es ist eine ganz einfache, aber alles umstürzende Wahrheit, die uns Weihnachten einimpft, als Immunität gegen alles unempfindsam Laute, Brutale, Menschenverachtende in unserer Welt: die Offenbarung der stillen Zärtlichkeit der Liebe Gottes zum Menschen, zu jedem Menschen."

Weihnachtsbotschaft von Gewalt und Brutalität auf die Probe gestellt

Doch in einer Welt, die oft von Gewalt und Brutalität geprägt sei, werde die Weihnachtsbotschaft auf die Probe gestellt. Angesichts der Nachrichten aus Magdeburg habe er "stille ohnmächtige Wut und einen stummen Schmerz des Mitleids mit den unzähligen Opfern" empfunden, sagte Wiesemann. Die Details zum Tatmotiv würden fassungslos machen: "Wie irre und doch real sind die Spielarten möglicher Radikalisierung von Menschen, die in ihnen offenbar selbst den letzten Rest menschlicher Empfindung zum Verstummen bringen!"

Ackermann: "Kind als Retter"

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sprach in der Christmette vom "Glauben an den Menschen", den Gott mit seiner Menschwerdung bewiesen habe. Gott schicke keinen "starken Mann und keine starke Frau", die es "von heute auf morgen richten". Er schicke ein Kind als Retter - Jesus müsse wachsen und lernen. Die Menschen sollten Jesus erkennen, dass sie selbst fortan mit Gottes Hilfe die Welt erneuern könnten.

Sendung am Di., 24.12.2024 19:45 Uhr, SWR Aktuell Nachrichten