Rheinland-Pfalz Zu wenige Gebärdensprache-Dolmetscher in Rheinland-Pfalz
Um am ganz normalen Alltag teilnehmen zu können, sind gehörlose Menschen auf die Hilfe von Gebärdensprach-Dolmetschern angewiesen. In ganz Rheinland-Pfalz gibt es nur 23. Zum Vergleich: Allein die Stadt Köln hat 50.
Armin und Irene Hasselbach sind seit ihrer Geburt taub. In den eigenen vier Wänden haben sie sich gut arrangiert. Lichtsignale helfen zum Beispiel, wenn es an der Tür klingelt. Und wenn eine Dolmetscherin dabei ist, gibt es sowieso kaum Probleme. Aber ohne diese Unterstützung wird es schnell schwierig.
Arzztermine können zu einem Problem werden
"Die schwierigsten Situationen sind zum Beispiel Termine beim Arzt", sagt Armin Hasselbach. "Dann brauch ich dafür in der Regel eine Gebärdendolmetscherin, die da mitgeht. Dann melde ich mich bei der Dolmetscherin und frage dann, ob sie einen Termin frei hat und sie hat dann vielleicht erst zwei oder drei Wochen später einen Termin frei. Dann frag ich, ob die Arztpraxis den Termin frei hat und dann geht es vielleicht gerade bei der Arztpraxis nicht".
Nur eine Polizistin im Land beherrscht Gebärdensprache
Die Suche nach einem Dolmetscher kann genauso kompliziert sein wie die nach einem Facharzt. Auch bei öffentlichen Einrichtungen gibt es zu wenige Übersetzer. Das zeigt sich etwa in St. Goarshausen am Mittelrhein. Hier arbeitet die Polizistin Miriam Leonhard. Sie ist die einzige Polizeibeamtin in Rheinland-Pfalz, die Gebärdensprache spricht.
Gerade bei sensiblen Themen wie zum Beispiel Missbrauch sei die Sprachbarriere eine große Hürde. Als Polizistin habe sie erlebt, dass eine Frau erst Jahre später Anzeige erstattet hat, als sie mit ihr direkt habe reden können, sagt Leonhard. Derzeit studiert Miriam Leonhard noch berufsbegleitend an der Hochschule Fresenius im hessischen Idstein - allerdings rein digital.
Rheinland-Pfalz unterstützt Studium an hessischer Hochschule
Allerdings werden an der Hochschule auch regelmäßig Präsenskurse angeboten. "Gebärdensprache dolmetschen ist wie eine neue Sprache zu lernen, mit dem Unterschied, dass man in der Regel kein Lehrbuch hat, wie man es aus dem Sprachunterricht kennt", erläutert die Leiterin der Hochschule, Julia Cramer.
Rheinland-Pfalz selbst hat keine eigene Ausbildungstätte, fördert aber das Studium in Hessen für interessierte Rheinland-Pfälzer mit einem Zuschuss von 90 Prozent. Dadurch soll die angespannte Situation im Land verbessert werden und mehr gehörlosen Menschen geholfen werden können als bisher.
Sendung am Do., 19.12.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP