
Rheinland-Pfalz Zweiter Weltkrieg: Die Zerstörung Zweibrückens dauerte nur 12 Minuten
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fallen Bomben auf Zweibrücken. Das Zentrum wird beinahe vollkommen zerstört. Wie sich die Stadt erinnert.
"Was bedeutet der 14. März für Sie?" – Heinz Weinkauf, der 1945 als Teenager in Zweibrücken lebte, notierte folgende Antwort: "Seine Folgen sind noch heute schlimme Erinnerungen an eine Stadt, die ein Trümmerhaufen geworden war, in dem Lieb- und Vertraut-Gewordenes für immer Verschwunden ist."
Zerstörung trifft Zweibrücker mit voller Wucht
Der Schock nach dem schweren Bombenangriff war unter den Zweibrückern groß. Das zeigt nicht nur die Erinnerung Weinkaufs, die er am Rande einer historischen Ausstellung in ein Gästebuch schrieb. Charlotte Glück, die Leiterin des Zweibrücker Stadtmuseums und -Archivs, bringt es so auf den Punkt: "Als die Leute aus dem Bunker rauskamen, hatten sie keine Stadt mehr."
"Alt-Zweibrücken" war von der Oberfläche verschwunden, sagt die Museumsleiterin. "Ein unheimlicher Einschnitt" sei das für die Zweibrücker gewesen.

Unzählige Krater sind auf dem Luftbild von Zweibrücken kurz nach dem Bombenangriff 1945 zu sehen, erklärt Charlotte Glück, die Leiterin des Stadtmuseums und -Archivs.
Front der Alliierten war kurz vor Zweibrücken
Im Frühjahr 1945 neigte sich der Zweite Weltkrieg dem Ende zu. Am 14. März war die Front der Alliierten nah, so berichtet Michael Schubert vom Historischen Verein Zweibrücken.
Das Bombardement sollte den Einmarsch vorbereiten. Michael Schubert, 1. Vorsitzender des Historischen Vereins Zweibrücken
Der Einmarsch der Amerikaner stand unmittelbar bevor. Doch ab 20:14 Uhr ging dann der Luftalarm. Innerhalb von nur zwölf Minuten fielen 800 Tonnen Bomben vom Himmel auf die Zweibrücker Innenstadt, dass 82 Prozent der Gebäude zerstört wurden. Damit sei Zweibrücken die am drittstärksten zerstörte Stadt bundesweit, berichtet Schubert.

Bereits einen Tag nach der Bombardierung von Zweibrücken marschieren die Amerikaner ein. Das Foto zeigt die Maxstraße.
Glücklicherweise sind den Bomben nur relativ wenige Menschen zum Opfer gefallen. Ein Großteil der Bevölkerung war bereits evakuiert, andere hätten sich im Himmelsbergstollen versteckt - einem Tunnelsystem mit Lazarett und viel Platz für Schutzsuchende.
Zahl toter Zwangsarbeiter unbekannt
Knapp hundert Zweibrücker seien am 14. März 1945 gestorben, sowie eine unbestimmte Zahl an Zwangsarbeitern. "Die Zwangsarbeiter wurden als letztes in die Bunker gelassen", berichtet der Vorsitzende des Historischen Vereins.
Bereits am Tag nach der Zerstörung seien die Amerikaner einmarschiert. Kaum einer habe geglaubt, dass die Stadt jemals wieder aufgebaut werden könnte. Der Wiederaufbau sei ein wichtiger Schritt für viele Zweibrücker gewesen, berichtet Charlotte Glück, die mit vielen Zeitzeugen gesprochen hat.
Die Erinnerung an den Krieg habe sich verändert. Als Charlotte Glück vor 30 Jahren in Zweibrücken ihre Arbeit begann, sei die Haltung dort gewesen: "Wir sind als Unschuldige bombardiert worden." Die Vergangenheit als "braune Stadt" und die Rolle des Nationalsozialismus thematisiert Glück in einer Ausstellung: "Zweibrücken, 14. März 1945: 'Heute gilt es uns!'"

Wer heute in Zweibrücken in die Tiefe gräbt, findet die Spuren der zerstörten Stadt von damals. Wie massiv die Bomben und das Feuer alles in der Innenstadt zerstört haben, zeigen auch kürzlich ausgegrabene Getränkekästen. Sie sind Teil der Ausstellung: "Zweibrücken, 14. März 1945: 'Heute gilt es uns!'"
"Der Krieg ist von Deutschland ausgegangen und nach Zweibrücken zurückgekehrt", so fasst es Schubert vom Historischen Verein zusammen. Die Gedenkfeier anlässlich der Zerstörung Zweibrückens vor 80 Jahren hat er mitorganisiert. Diese fand am Freitagnachmittag auf dem Hallplatz in Zweibrücken statt.

Die Ausstellung "Zweibrücken, 14. März 1945: 'Heute gilt es uns!'" im Stadtmuseum beleuchtet neben der Zerstörung der Stadt auch die Hintergründe, welche Verbrechen die Nationalsozialisten begangen haben und wie der Krieg so nach Zweibrücken zurückkehren konnte.