Menschen stehen am Elbufer und schauen auf die eingestürzte Brücke.

Wichtige Elbquerung Teile der Carolabrücke in Dresden eingestürzt

Stand: 11.09.2024 12:29 Uhr

In Dresden ist eine der wichtigsten Elbbrücken in Teilen zusammengebrochen. Nur 18 Minuten vorher hatte noch eine Straßenbahn in der Nacht die Querung passiert. Um kurz nach 3 Uhr stürzten die Schienen ins Wasser. Die Feuerwehr sichert aktuell die Lage ab. Weil Leitungen beschädigt wurden, ist auch die Fernwärmeversorgung in der Stadt gestört.

Von MDR SACHSEN

In Dresden ist am frühen Mittwochmorgen ein großer Teil der Carolabrücke in die Elbe gestürzt. Betroffen ist laut Feuerwehr der Brückenteil, über den die Straßenbahnen fahren. Ein etwa 100 Meter langer Abschnitt liegt in der Elbe und blockiert die Fahrrinne des Flusses. Wie die Stadt Dresden mitteilte, sind weitere Brückenteile akut einsturzgefährdet. Laut MDR-Reporterinformationen hängt auch ein zweites Brückensegment durch.

Carolabrücke zum Teil eingestürzt

Straßen und Elberadweg gesperrt

Die Feuerwehr war gegen 3 Uhr alarmiert worden. Menschen kamen durch den Einsturz nicht zu Schaden. Die Ursache des Unglücks ist noch unklar. Die Polizei betonte, es gebe bisher keine Hinweise auf Fremdeinwirkung. Der gesamte Bereich um die Carolabrücke, einschließlich der Bundeswasserstraße Elbe, des Elberadwegs und des Terrassenufers, bleibt bis auf Weiteres vollständig gesperrt. Verkehrsteilnehmer müssen mit erheblichen Behinderungen rechnen. Durch den Einsturz fällt mit der B170 über die Elbe eine wichtige Verkehrsverbindung weg. Es wird gebeten, den Bereich weiträumig zu meiden und die Einsatzkräfte nicht zu behindern.

Fernwärmeversorgung in Dresden gestört

Wie die Feuerwehr mitteilte, hatte sich am Brückenkopf auf der Altstädter Seite auf einer Länge von rund einem Meter ein Spalt gebildet. Darüber hinaus sei es zu einem Defekt an zwei Fernwärmeleitungen gekommen. Teile des Terrassenufers wurden unter Wasser gesetzt. Dadurch fiel am Morgen die Fernwärmeversorgung in der Stadt aus, so die Feuerwehr.

Aktuell werden die Lage und das weitere Vorgehen sondiert. Dabei kommt an der Elbbrücke auch eine Drohne der Feuerwehr zum Einsatz. Beschäftigte der Dampfschifffahrt sichern den Dampfer "Meißen", der nur knapp hinter der eingestürzten Brücke am Anleger liegt. An den Rändern des abgestürzten Betonteils hat sich eine starke Strömung gebildet.

Situation ist angespannt

Nach Informationen von MDR SACHSEN beschränkt sich die Feuerwehr derzeit auf Schadensbegrenzung. Die Situation vor Ort ist angespannt: "Es herrscht akute Lebens- und Einsturzgefahr", sagt Feuerwehrsprecher Michael Klahre.

Eingestürzter Teil sollte saniert werden

Ob und inwieweit der Einsturz mit den derzeit laufenden Sanierungsarbeiten an der Brücke zusammen hängt, ist noch nicht bekannt. Die dreigeteilte Carolabrücke wird seit 2019 saniert.

Schon im Vorfeld der Arbeiten war im Stadtrat immer wieder von Ermüdungserscheinungen am Bauwerk aus den 1970er Jahren die Rede. Der nun eingestürzte Teil sollte als letztes im nächsten Jahr auf Vordermann gebracht werden, nachdem die Arbeiten an den beiden Autospuren abgeschlossen sind. "Dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, war nicht vorhersehbar. Man steckt in so einem Bauwerk halt nicht drin", sagte Holger Kalbe, Abteilungsleiter vom Straßen- und Tiefbauamt Dresden.

Nun gelte es, eine Gefahr für die beiden anderen Brückenteile auszuschließen.

Dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, war nicht vorhersehbar. Holger Kalbe | Straßen- und Tiefbauamt Dresden

Sachsenenergie arbeitet an Fernwärmenetz

Wie das Unternehmen Sachsenenergie mitteilte, wird mit hoher Intensität daran gearbeitet, die Fernwärmeversorgung der gesamten Stadt über intakte Leitungsteile wieder herzustellen. Dafür werde Heißwasser in riesigen Mengen erzeugt und aus Speichern zum Beispiel des Kraftwerkes Reick ergänzt, um den Druck im Fernwärmesystem zu stabilisieren.

Erste abgekoppelte Stadtteile konnten auf der linken Elbseite wieder angeschlossen werden. "Wenn die Altstädter Seite komplett versorgt ist, wird der 2021 fertiggestellte neue Elbdüker geöffnet und die Neustädter Seite zurück ans Netz geholt", so Sachsenenergie. Die städtischen Kliniken in Friedrichstadt und Neustadt sind von der fehlenden Versorgung mit Fernwärme betroffen. Auf Intensiv- und Kinderstationen seien Maßnahmen getroffen worden, um die Patienten vor dem Auskühlen zu schützen, informiert die Stadtverwaltung.

Im Internet hat der Kanal "I love Dresden" ein Zeitraffer-Video der Carolabrücke veröffentlicht. Auf den Bildern einer Webcam ist der Zusammenbruch der Fahrbahn in der Nacht zu erkennen.

MDR (ama)/dpa