Brücke über A14

Sachsen Wie steht es um die Brücken an Sachsens Autobahnen?

Stand: 27.11.2024 07:00 Uhr

Auf Sachsens Autobahnen drohen keine Sperrungen durch Brückenschäden. Das liegt laut Autobahn GmbH daran, dass viele Bauwerke noch relativ jung sind. Überwacht werden sie nach einem festgelegten Turnus. Unter besonderer Beobachtung stehen aber elf Bauwerke über die A14. In ihnen ist Hennigsdorfer Stahl verbaut - wie in der eingestürzten Dresdner Carolabrücke.

Von MDR SACHSEN

Nach dem teilweisen Einsturz der Dresdner Carolabrücke stehen Brücken landauf landab unter noch stärkerer Beobachtung. Das gilt auch für die Autobahnbrücken in Sachsen, wie die Autobahn GmbH auf Nachfrage bestätigte. Mit kurzfristigen Behinderungen oder gar Sperrungen müssten Autofahrer jedoch nicht rechnen, hieß es. Besonders im Fokus hat die Autobahn GmbH des Bundes "noch elf Überführungsbauwerke im Bereich der A14, die aus Fertigteilen mit Hennigsdorfer Spannstahl bestehen".

Das Kollabieren von korrodierten Teilen dieses Stahls im Brückeninneren gilt als Hauptursache für den Einsturz der Carolabrücke. Bei den elf Bauwerken handelt es sich den Angaben zufolge um Brücken, die zwischen Grimma und Nossen über die Autobahn führen.

Wir unterscheiden diese nach A- und Ü-Bauwerken. A(utobahn)-Bauwerke befinden sich entlang der Autobahnen, während die Ü(berführungs)-Bauwerke über eine Autobahn führen. Tino Möhring, Sprecher der Autobahn GmbH Niederlassung Ost |

Sonderprüfungen für elf Brücken über die A14

Die Brücken auf der A14 "werden neben den regelmäßigen Haupt- und einfachen Prüfungen einmal jährlich durch eine Sonderprüfung überwacht". Autobahn-Sprecher Tino Möhring gibt Entwarnung: "Die Bauweise mit den Spannbetonfertigteilen ist (...) wesentlich unempfindlicher gegen ein plötzliches Versagen." Es gäbe "eine ausreichend große Vorankündigung bei statischen Problemen an den Bauwerken". Trotzdem seien "die Planungen für den Ersatz der elf Bauwerke in Bearbeitung". Einen konkreten Zeitplan nannte der Sprecher nicht.

Muldentalbrücke bei Grimma hat in zwei Jahren ausgedient

Anders sieht es bei der großen Muldentalbrücke bei Grimma aus dem Jahr 1970 aus. Diese hat definitiv ausgedient und soll 2026 vom Netz gehen. In der alten Brücke ist auch Hennigsdorfer Stahl verbaut, aber laut Autobahn GmbH nach einem anderen Verfahren als bei der Dresdner Carolabrücke. Die neue Muldentalbrücke wächst derweil Meter für Meter und soll im kommenden Jahr das andere Ufer erreichen.

Der neuen Muldentalbrücke fehlen nur noch fünf Meter

Insgesamt 1.060 Brücken entlang und über Autobahnen in Sachsen

Laut Autobahn GmbH geht es entlang von sächsischen Autobahnen um 988 Brücken. Hinzu kommen weitere "72 Brücken mit 142 Teilbauwerken" im Zuge der A72 zwischen Zwickau-Ost und der Landesgrenze zu Bayern, die von der Autobahn-Niederlassung Nordbayern betreut werden. Hennigsdorfer Baustahl sei dort aber nicht zu finden, so die Autobahn GmbH.

Bis 13. Dezember sollen die schon länger laufenden Sanierungsarbeiten an der A72- Muldebrücke bei Wilkau-Haßlau abgeschlossen sein. Im kommenden Jahr seien in unmittelbarer Nähe Ertüchtigungs- und Verbreiterungsarbeiten an der Culitzschbrücke geplant.

Rund 50 Meter über dem Muldental bei Wilkau-Haßlau läuft die komplette Erneuerung des Überbaus der Autobahnbrücke der A 72.

Die Autobahnbrücke bei Wilkau-Haßlau wurde 1994 erstmals grundlegend ertüchtigt und nun erneut saniert. Ab Dezember soll der Verkehr wieder ohne Einschränkungen rollen. (Archivbild von 1994)

Sachsens Autobahnbrücken noch relativ jung

Die Brücken entlang und über die Autobahnen in Sachsen seien "in einem guten Zustand, was vordergründig dem jungen Alter sowie der regelmäßigen Prüfung, Überwachung und Bauwerkserhaltung geschuldet sind", ist Sprecher Möhring überzeugt. Jedes Bauwerk werde alle drei Jahre geprüft. Die Mehrzahl der Brücken wurden seit 1990 mit Ausbau der ehemaligen Reichsautobahnen umfassend saniert.

Brücke über A14

Die Straßenbrücke über die A14 bei Grimma steht unter besonderer Beobachtung der Autobahn GmbH.

Fast 300 Brückenprüfungen an Autobahnen

Im Jahr 2024 finden im Zuständigkeitsbereich der Niederlassung Ost der Autobahn GmbH in Sachsen 175 Hauptprüfungen sowie 112 sogenannte einfache Prüfungen an Brücken statt. Das Prüfprogramm werde dabei langfristig geplant, hieß es. Stellen die Autobahnmeistereien Schäden fest oder nach Unfällen würden auch kurzfristig Brückenprüfungen anberaumt.

Der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden sowie die Sperrung der Straßenbrücke in Bad Schandau hätten aber "keine Anpassung des diesjährigen Prüfprogramms" erfordert, so Möhring.

MDR (lam/koh)