Sachsen CDU-Kandidatenkür im Landkreis Leipzig: Ex-AfD-Mitglied chancenlos
Die CDU im Landkreis Leipzig hat am Freitag ihren Kandidaten für die vorgezogene Bundestagswahl aufgestellt. In Neukieritzsch präsentierten sich die drei Bewerber und eine Bewerberin. Einer von ihnen war früher bei der AfD. Überzeugen allerdings konnte der Unternehmer Jörg Heuter aus Kitzscher, der in der CDU in Borna verankert ist.
Die Parkarena in Neukieritzsch war am Freitagabend gut gefüllt. Rund 100 CDU-Mitglieder waren gekommen, um zu entscheiden, wen die Partei in den Wahlkampf zur Bundestagswahl schicken wird. Zur Wahl standen drei Kandidaten und eine Kandidatin, die 56-jährige Heike Diebler aus Grimma. Sie ist in der Frauenunion aktiv und hatte sich auf die Fahne geschrieben, die Steuergesetzgebung zu vereinfachen und die Energieversorgung zu sichern.
Ihr gegenüber stand der 59-jährige Unternehmer Dirk Heuter aus Kitzscher. Er ist Geschäftsführer von drei Autohäusern und fest verankert in der Bornaer CDU. Er präsentiere sich als Macher, will Bürokratie abbauen und die Region im Bundestag vertreten. Ingolf Schley aus Pegau war kurzfristig auf die Bewerberliste gerückt und an diesem Abend chancenlos.
Kontroverse Bewerbung eines Ex-AfD-Mitglieds
Die Bewerbung von Lars Hermann aus Parthenstein hatte zuvor für Diskussionen gesorgt: Der 47-jährige Hauptkommissar der Leipziger Polizei trat vor fünf Jahren aus der AfD aus und begann seine Vorstellung populistisch mit einer Schilderung der Abschiebung am Leipziger Flughafen im August. Im Saal war es bei Herrmanns Vorstellung unruhig. Der Bundespolizist distanziert sich heute von der AfD. Mit deren Verschwörungsideologie wolle er nichts mehr zu tun haben, sagte er dem MDR.
Die CDU-Mitglieder überzeugt das nicht: Herrmann erhält nur 15 Stimmen. Die Entscheidung im zweiten Wahlgang zwischen Heike Diebler und Jörg Heuter entscheidet der Autohaus-Chef für sich: Heuter erhält 57 und Diebler 46 von 103 gültigen Stimmen.
Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU) vertritt den Landkreis Leipzig als Abgeordneter im Sächsischen Landtag.
Gewählter Kandidat Heuter grenzt sich von AfD ab
Der frisch gewählte Heuter ruft die Mitglieder zur Zusammenarbeit auf und positioniert sich zur AfD: "Ich versuche jetzt gerade den Landkreis zu einigen für den Wahlkampf und ich werde auch anfangen mit jedem Ortsvorsitzenden zu sprechen, um dann die Vorbereitungen zu treffen", sagte er auf dem Parteitag. "Wir müssen einfach die Leute motivieren, wählen zu gehen". Die Menschen müssten die CDU wieder als Mitte-Partei wählen. Er habe nichts gegen die Leute, die bei der AfD sind: "Wir sind eine Demokratie, man sollte mit jedem sprechen und nicht die Türen zuschlagen. Dann muss man sehen, was wird, aber ich denke mir, Schnittmengen werden wir mit der AfD nicht finden", so Heuter. Eine Aussage, für die ihn viele der Anwesenden an diesem Abend gewählt haben.
Delegierte vertrauen auf Heuters unternehmerische Erfahrung
"Der ist ein Macher und ich hoffe, dass er unsere Problematiken, die wir hier im Landkreis haben, transportieren kann und was Gutes für uns tun kann", sagte ein Mitglied im Nachgang der Wahl. "Er spricht die Sprache der Leute. Er ist selber Arbeitgeber. Er kennt die Probleme, was die Frage der Bürokratie angeht oder grundsätzlich der Lohnnebenkosten und auch der Personalprobleme. Deshalb denke ich, dass er die Interessen der Leute aus dem Landkreis super vertreten kann", so ein anderer Delegierter. Der Wahlabend zeigt: Innerhalb der CDU bleibt der Umgang mit ehemaligen AfD-Mitgliedern eine heikle Frage, die die Parteibasis spürbar bewegt.
Rund 100 CDU-Mitglieder waren gekommen, um zu entscheiden, wen die Partei in den Wahlkampf zur Bundestagswahl schicken wird.
MDR (sme)