Sachsen Chemnitz will mehrere Kitas schließen - Petition gestartet
Seit 1990 ist der Altersdurchschnitt der Chemnitzer Bevölkerung kontinuierlich angestiegen. Aktuell liegt er bei etwa 46 Jahren. Weil immer weniger Kinder geboren werden, hat die Stadt jetzt zu viele Kita-Plätze. Deshalb sollen einige Einrichtungen geschlossen werden.
Am Montag haben Kinder, Erzieherinnen und Erzieher der Chemnitzer Kita "Zwergenland" im Rathaus laut mit Trommeln und Pfeifen ihrem Unmut über die geplante Schließung ihrer Einrichtung Luft gemacht.
Zeitgleich informierten Sozialbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (parteilos) und die zuständige Abteilungsleiterin im Jugendamt, Anette Stolp, über die Schließungspläne für mehrere Kitas in Chemnitz bis 2028. Sie erklärten die Situation, die die Stadt zur Entscheidung bewogen hat.
Die Sozialbürgermeisterin der Stadt Chemnitz Dagmar Ruscheinsky sieht trotz der Kita-Schließungen für jedes Kind einen Kindergartenplatz.
Wir haben etwa 1.000 Plätze Überhang. Dagmar Ruscheinsky | Sozialbürgermeisterin
"Wir haben etwa 1.000 Plätze Überhang. Das heißt, auch wenn wir Kitas schließen, können wir nach wie vor jedem Kind, das einen Krippen- oder Kitaplatz haben will, einen anbieten." Gleichzeitig betonte sie, dass es keine Entlassungen geben werde. Es sei angestrebt, das Personal möglichst mit den Kindergruppen in andere Einrichtungen umzusetzen, um den Kindern das bekannte Umfeld zu erhalten. Bei der Ausarbeitung der Schließungsvorschläge seien neben der momentanen Auslastung auch die Versorgungsdichte in den einzelnen Stadtteilen und der Bauzustand der Kitas herangezogen worden.
Diese Kitas sind betroffen:
Geplante Schließung der Kitas bis Mitte 2025
- Kita "Mittendrin", Fritz-Reuter-Straße 30 (Auslaufen der Betriebserlaubnis des Landesjugendamtes wegen Lärmbeeinträchtigung)
- Kita "Zwergenland", Reichenhainer Straße 33 (bei möglicher Verlängerung des Mietvertrags mit dem Freistaat Sachsen könnte Schließung erst 2029 erfolgen)
Geplante Schließung der Kitas bis 2028
- Kita "Lupinio", Neue Straße 2, 09117 Chemnitz
- Kita "Kleeblatt", Albert-Schweitzer-Straße 71, 09116 Chemnitz
- Kinderhaus "Schmetterling", Friedrich-Hähnel-Straße 7, 09120 Chemnitz
- Kita "Kinderlachen", Alfred-Neubert-Straße 55/57, 09123 Chemnitz
- Kita "Tausendfüßler", Robert-Siewert-Straße 68/70, 09122 Chemnitz
- Kita "Zeisignest", Fürstenstraße 263 – 265, 09130 Chemnitz
Kritik von der Kita Zwergenland
René Schneider, der Leiter der Kita "Zwergenland", der sich mit seinem Team spontan zu der Protestaktion im Rathaus entschieden hatte, kritisiert die Kurzfristigkeit der Entscheidung. Die Kita in der Nähe der Technischen Universität könnte möglicherweise schon im Juli 2025 schließen. Dort gibt es Schwierigkeiten mit einem Mietvertrag zwischen dem Land Sachsen und der Stadt Chemnitz. "Wir als Untermieter haben jetzt erst erfahren, dass zum 31. Juli 2025 der Mietvertrag zwischen dem Freistaat und der Stadt ausläuft."
René Schneider, der Leiter der Kita "Zwergenland" in Chemnitz, kritisiert, dass die Stadt ihre Entscheidung zur möglichen Schließung so kurzfristig mitgeteilt hat.
Die Stadt habe zwar Hilfe bei der Suche nach einem neuen Objekt zugesichert. "Aber es geht um 46 Kinder, deren Eltern diesen Standort in Uni-Nähe bewusst gewählt haben." Hier seien auch unzählige Startup-Unternehmen ansässig, zu denen das Chemiezentrum und der Wasserstoffpark hinzukommen würden. "Wir sind daher keine Stadtteilkita, sondern eher eine Betriebskita, denn die meisten Eltern arbeiten in den umliegenden Firmen."
Man werde die Stadtratsmitglieder bitten, den Kontakt zum Freistaat zu suchen, um wenigstens eine Verlängerung des Mietvertrages zu erreichen. "Uns wäre eine längerfristige Vereinbarung lieber, doch auch fünf Jahre würden uns erst einmal viel Zeit bringen."
Noch hoffen Kinder und Erzieherinnen der Kita "Zwergenland", dass sie auch nach dem Juli 2025 in ihren Kindergarten gehen dürfen.
Petition gegen Schließungen
Ende September wurde von Betroffenen auf Change.org eine Petition gestartet. Darin wird der Chemnitzer Stadtrat aufgefordert, die Schließungspläne zurückzuziehen. Etwa 3.000 Menschen haben die Petition bisher unterzeichnet. Das letzte Wort spricht der Stadtrat in der Dezembersitzung, wo das Gremium über die Vorlage der Stadtverwaltung abstimmen soll.
MDR (tfr)
