Sachsen Der Wunsch nach einem "normalen Leben": Starthilfe für Kinder und Jugendliche in Leipzig
Vater, Mutter, Kind – nicht immer ist es so einfach. Der Verein "Zukunft für Kinder" unterstützt Kinder und Jugendliche, die nicht in ihren Familien leben können, sondern in Wohngruppen oder Heimen untergebracht sind.
Ohne Reinhard Jung würde Michelle wohl auf verlorenem Posten stehen. Seit längerer Zeit kämpft die 19-Jährige um ihr Kindergeld. "Meine Eltern helfen mir da auch nicht", erzählt sie. "Herr Jung hat mir relativ früh geholfen bei diesen ganzen Antragssachen."
Hilfe zur Selbsthilfe
Reinhard Jung ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Zukunft für Kinder". Seit 2008 unterstützt der Verein Kinder und Jugendliche, die in Wohngruppen und Heimen leben. Er hilft auch dort, wo der Leistungskatalog der Stadt nicht greift. "Wir tun alles zur Persönlichkeitsentwicklung", erklärt Jung. "Um den Einstieg ins Privatleben und das Berufsleben zu sichern."
In der Weihnachtsbäckerei können die Kinder einfach normale Dinge tun - und genießen.
Die 18-jährige Christina wohnt noch in einer Wohngruppe, hat jetzt mit einem BWL-Studium angefangen. Auch da gibt es Hilfe, erzählt die junge Frau. "Ich muss meinen Semesterbeitrag finanzieren. Ohne die Hilfe von 'Zukunft für Kinder' hätte ich das glaube nicht geschafft."
Verein ermöglicht ein "normales Leben"
Auch das Tablet fürs Studium wurde so bezahlt und für Christina noch wichtiger: Sie konnte zum ersten Mal in ihrem Leben mit Freunden Urlaub im Ausland machen. "Wichtig ist es, auch mal Abwechslung von diesem Alltag in der WG zu haben", erklärt Christina. "Dann hast du auch mal das Gefühl, dass du normal leben kannst wie normale Jugendliche, wie ein normales Kind, das nicht in einer Wohngruppe lebt."
Der Verein ermöglicht Kindern und Jugendlichen, auch mal eine Urlaubsreise zu machen - wie hier ins Zillertal.
Starthilfe ins selbstbestimmte Leben
Es gehe um die individuellen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen, sagt Jung. Mittlerweile dreht sich die Hälfte des Engagements von Jung und seinen Mitstreitern um die, die die Wohngruppen verlassen und ein eigenes Leben starten. "Diese Schwerpunktverlagerung hat einen enormen Effekt gebracht: Die sogenannten Verselbstständigungsverlierer werden weniger." Soll heißen: Die Bewohnerinnen und Bewohner, die den Sprung in ein eigenständiges Leben schaffen, werden ihmzufolge mehr.
Wunsch nach mehr Engagement
Jung würde sich für seinen Verein noch mehr Mitglieder wünschen, die sich in den Wohngruppen engagieren. "Wir schaffen es derzeit nicht, jeder WG einen eigenen Ansprechpartner zu geben", sagt Jung. "Das ist unser Ziel. Wenn man uns kennt, weil ein Gesprächspartner vor Ort ist, dann kommen auch mehr Menschen auf die Idee, die Hilfe von 'Zukunft für Kinder' zu beanspruchen." Und damit bekämen mehr junge Menschen die Chance, ihre Bedürfnisse zu decken und selbstständig zu werden.
MDR (ltt)