Sachsen "Die Rups Gang": Volksmusikstars gründen neue Band im Erzgebirge
Einer steigt nach Jahrzehnten aus seiner Volksmusik-Band aus, der andere will als Teenie von der Schlagerwelt nichts mehr hören und schreibt Popsongs. Und der dritte tourt solo als Country- und christlicher Musiker und wird immer wieder auf seine Zeit bei "De Randfichten" angesprochen. Alle drei hatten noch 2023 der Volksmusik ade gesagt - und nun wollen sie genau damit gemeinsam als Band durchstarten: Thomas "Rups" Unger, sein Sohn Toni und "Dr Hutzenpeter".
- Geheimnisvolle Ankündigung in sozialen Netzwerken: Was kommt?
- Ziel: Heimatlieder von einst und heute singen und nicht den Parolen-Schreiern überlassen.
- Was die neue Band mit dem Musikgeschmack von "Rups" als Teenie zu tun hat.
Die Ankündigung des Ex-Sängers der Band "De Randfichten" hat mysteriös geklungen. "Sag' niemals nie. Denn ab 12. Juli finden drei Erzgebirger wieder gemeinsam zur Volksmusik, die weit und breit verkündet hatten, dass das nie mehr passieren wird. Schnallt euch an, asst noch e Spackfettbemm", schrieb Thomas Unger bei Facebook.
Die Fans von "Rups", so sein Spitzname, jubelten und mutmaßten, dass sich "De Randfichten" wieder zusammentun. In sozialen Medien bremste Unger die Vorfreude sofort ein: "Mit de Randfichten hat das 'Comeback' nüscht ze tun".
Neue Band mit Erzgebirgs-Stars
Womit dann genau? Thomas "Rups" Unger zu MDR SACHSEN: "Es geht um ein neues Projekt". Am Freitag startet der 55 Jahre alte Musiker, der 2014 bei den "Randfichten" ausstieg und solo weitermachte, ein neues Bandprojekt. Zur neuen Gruppe namens "Die Rups Gang" gehören neben Unger dessen Sohn Toni Kraus und der Volksmusiker Peter Kreißl. Der ist im Erzgebirge als "Dr Hutzenpeter" bekannt und stieg 2023 nach 33 Jahren bei der Band "De Hutzenbosse" aus.
Schnallt euch an, asst noch e Spackfettbemm. Thomas "Rups" Unger | Musiker, Sänger, Ex-Randfichten-Frontmann
Unterstützung bekommen die Drei von zwei jungen Solo-Musikern aus dem Erzgebirge, die sich mit Rock'n'Roll-Musik auskennen: Ben Weber und Paul Woboda. Letzterer soll am Akkordeon auch Thomas "Rups" Unger unterstützen, der wegen einer Multiple-Sklerose-Erkrankung mit seiner rechten Hand eingeschränkt ist. "Die Leute wissen, dass Vater MS hat. Es ist stark, wie mutig und offen er damit umgeht", meint sein Sohn Toni dazu.
Der erste Song zum Start
"Vergaß dei Haamit net" heißt der erste Song der "Rups Gang". Ab Freitag können Fans sich das Lied aus der Feder des Volkslieddichters Anton Günther anhören und streamen. Heimatlieder von Günther, aber auch alte "Randfichtensongs" und Volkslieder seien im Repertoire, alles rockiger mit E-Gitarre, Schlagzeug, kleiner Tuba und Akkordeon, mit Schwung und Rock'n'Roll.
"Wir wollen die Lieder in neuem Gewand spielen und zeigen: Schaut her, wir lassen unsere alten Lieder nicht von politischen Gruppen missbrauchen. Wir lieben unsere Heimat, die Natur, die Leute und das hat gar nichts mit Ablehnung alles Fremden zu tun", meint Toni Kraus. Bei Konzerten sollen die Zuhörenden "eine schöne Zeit haben und Freude empfinden".
Wir singen Heimatlieder, weil wir glauben, dass die Gegend es wert ist, wo wir herkommen. Wir wollen die Lieder nicht den Leuten überlassen, die am lautesten brüllen. Toni Kraus | Bandmitglied "Die Rups Gang", Produzent und Musiker
Vom Nein zum Ja zur Volksmusik
Der Name der Truppe beziehe sich auf Thomas Ungers Spitznamen Rups, erklärt sein Sohn Toni. Die Idee sei auch vom Vater gekommen. Außerdem sei der Papa Thomas Unger als Jugendlicher Fan der Münchner Kultband "Spider Murphy Gang" gewesen. In den vergangenen Monaten sei der Vater hin und wieder mit den Söhnen im Erzgebirge aufgetreten. "Wir wurden da auch immer ein bisschen wie Kriminelle gefragt, warum wir wieder spielen, weil wir doch laut und öffentlich verkündet hatten, nie wieder Volksmusik zu machen."
Musiker Thomas Unger wechselte nach seinem Ausstieg bei "De Randfichten" das Genre und trat solo mit christlich inspirierten Liedern und Country-Songs auf. Zuletzt trat er in der Adventszeit auch wieder mit seinen Söhnen Kurt und Toni auf. (Archivbild)
"Klaane Flugficht" zurück zu den Wurzeln
Toni Kraus wurde im Kindergartenalter mit dem Lied "Ich bi e klaane Flugficht" bekannt und stand als Kinderstar auf vielen Schlager-Bühnen, sang mit Helene Fischer und Florian Silbereisen. "Wie das so ist, als Teenager zieht man von zu Hause weg, spielt seine eigene Musik. Und dann spürt man seine Wurzeln und kehrt musikalisch dahin zurück", sagt der heute 27-Jährige, der sich seine eigene Karriere als Popmusiker und Produzent in Leipzig aufgebaut hat.
Bei der neuen Band könne er Volksmusik spielen, aber auch seinen anderen Projekten treu bleiben. Sein jüngerer Bruder Kurt ist übrigens nicht Teil der neuen "Gang". "Er lernt etwas Vernünftiges und macht eine Hotelausbildung", sagt Toni Kraus.
- Den ersten Live-Auftritt hat "Die Rups Gang" am 22. Juli 2024 um 15 Uhr beim Bergstreittag in Schneeberg geplant.
Als Kind sang Toni Kraus auf vielen Schlager- und Volksmusikbühnen mit seinem Vater, aber auch alleine. Später widmete er sich der Popmusik und gründete ein eigenes Plattenlabel. Jetzt ist er einer der fünf Rups-Gang-Musiker.
MDR (kk)
