
Sachsen Dresden in historischen Aufnahmen: Museen und Bibliotheken bewahren Sammlung von Filmemacher Hirsch
Die Sächsische Landesbibliothek und Museen der Stadt Dresden haben die Filmsammlungen des Dokumentarfilmers Ernst Hirsch erworben. Hirsch sammelte seit 1965 historische Aufnahmen aus Dresden und verarbeitete sie filmisch. Außerdem produzierte er eigene Dokumentationen zur Stadtgeschichte, etwa zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Nach dem Erwerb der Sammlung sollen Hirschs Aufnahmen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
- Ernst Hirschs Archivsammlung ermöglicht einen frühen Einblick in das historische Dresden seit Anfang des 20. Jahrhunderts.
- Seine eigenen Dokumentarfilme zeigen besonders die Entwicklung der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg.
- Hirschs Höhepunkt als Filmemacher war die Dokumentation "Die steinerne Glocke", die den Wiederaufbau der Frauenkirche zeigt.
Wie Dresden im Jahr 1903 ausgesehen hat, ist auf einem Film festgehalten – dem ältesten aus der Privatsammlung des Filmemachers Ernst Hirsch. Insgesamt umfasst seine Sammlung 400 Filmrollen mit historischen Aufnahmen der Stadt, hinzu kommen eigene Dokumentationen, die er nach Ende des Zweiten Weltkriegs drehte.
Nun haben die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) und die Museen der Stadt Dresden diese umfassende Privatsammlung erworben. Damit soll die Öffentlichkeit dauerhaft Zugang zu den historischen Aufnahmen der Stadt bekommen. Die Aufnahmen sollen außerdem wissenschaftlich untersucht werden.

Die Filmsammlung Ernst Hirsch umfasst 400 Filmrollen und 120 Jahre Filmgeschichte. Hier sind die ältesten Filmrollen aus Dresden zu sehen.
Ernst Hirsch als "das Auge von Dresden"
Das "Auge von Dresden" oder das "filmische Gedächtnis" der Stadt sind Namen, die Ernst Hirsch im Laufe seines Schaffens als Filmemacher verliehen bekommen hat. Der 1936 geborene Dresdner sammelte seit 1965 historische Aufnahmen aus seiner Heimatstadt. Zum Teil ließ er das Material restaurieren und verarbeitete es filmisch. Ernst Hirsch schwärmt im Gespräch mit dem MDR vom Dokumentarfilm und seiner Fähigkeit, Geschichte zu bewahren. Besonders der dokumentarische Film ohne Regie oder Gestaltung sei ein großes Dokument, so Hirsch weiter.
Der dokumentarische Film ist für mich die höchste Form der Geschichtsaufbewahrung. Ernst Hirsch im MDR-Gespräch |

Sein Beiname "Das Auge von Dresden" wählte Ernst Hirsch auch 2017 zum Titel seiner Autobiografie – die nicht als Film, sondern Buch erschien.
Hirschs Dokumentationen: Wiederaufbau des Dresdner Zwingers und Wandel der Stadt nach 1945
Ernst Hirsch ist vor allem bekannt für seine eigenen Filme – immer mit seiner Heimatstadt Dresden im Fokus. Bereits seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Filmemacher und produzierte so zum Beispiel 1952 den Film "Barock im Wiederaufbau", der die Restaurierung des Dresdner Zwingers zeigt. Die Kameras, mit denen Hirsch drehte, haben die SLUB und die Museen mit erworben. Seine erste eigene Kamera zählt dazu, außerdem mehrere Kamera-Raritäten aus der frühen Produktion der Dresdner Ernemann-Werke.

Auch nach Ernst Hirschs Ruhestand hatten diese Räumlichkeiten Bestand – sein Filmatelier in Dresden (2013).
Produktionen für DDR-Fernsehen und als freier Filmemacher
Ernst Hirschs Leben ist eng mit der Geschichte der Stadt Dresden verbunden. Als Neunjähiger überlebte er die Bombardierung seiner Heimatstadt und dokumentierte später deren Wiederaufbau. Nach seiner Ausbildung zum Feinoptiker lernte er in einem Laienfilmstudio des Kulturbundes das Filmhandwerk.
Jahrzehntelang arbeitete er für das DDR-Fernsehen und wechselte später in die Selbstständigkeit. Dadurch war es für ihn möglich, die Dresdner Kulturszene jenseits von ideologischen Zwängen der DDR zu thematisieren. So produzierte er Dokumentationen zu Caspar David Friedrich in Dresden oder dem Grünen Gewölbe. Auch kritischen Themen der Stadtgeschichte nahm er sich an und produzierte Dokumentationen über das sogenannte Judenlager am Heller oder die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auch der Film "Ernst Hirsch – Das Auge von Dresden" (2014) beschäftigte sich mit dem Wirken des Filmemachers.
Letztes Projekt: Wiederaufbau der Frauenkirche Dresden im Film
1986 stellte Hirsch trotz großer Verbundenheit zu Dresden einen Antrag auf Ausreise aus der DDR, der 1989 bewilligt wurde. In München arbeitete er als Kameramann für Peter Schamoni und wurde später mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.
Dresden verlassen zu haben, habe seinen Blick auf seine Heimatstadt geschärft, sagte Hirsch im MDR-Gespräch. Als er vom Wiederaufbau der Frauenkirche hörte, ging er 1993 wieder zurück. Bis 2005 arbeitete er an der Dokumentation "Die steinerne Glocke", die zur Wiedereröffnung der Frauenkirche vorlag. Mit dieser siebenteiligen Dokumentation setzte sich Ernst Hirsch ein filmisches Denkmal, das ihm viel Anerkennung einbrachte und Höhepunkt seines Schaffens als Filmemacher wurde. Er lebt heute in Dresden.

Blick in vergangene Zeiten: Ernst Hirsch hat Dresden mit seiner Film-Sammlung einen großen Dienst erwiesen.
Quelle: MDR SACHSEN (Andreas Berger), Dresden Magazin, SLUB; redaktionelle Bearbeitung: gw, lk