Eishalle in Jonsdorf

Sachsen ESC-Chef Jonsdorf zur Vereinsauflösung: "Kann nicht in Worte fassen, wie weh es tut"

Stand: 10.09.2024 12:45 Uhr

Die Nachricht ereilte den Verein aus der Kalten. Ende Mai entschied Jonsdorf, seine Kur- und Tourismusgesellschaft mit Touristinfo, Gebirgsbad und Eishalle abzuwickeln. Vor allem die Eishalle sei ein Kostenfaktor, den die Gemeinde nicht mehr stemmen könne. Der ESC Jonsdorf-Zittauer Gebirge e.V. hatte auf einmal keine Heimspielstätte mehr. Der MDR sprach mit dem ESC-Chef Ronny Völkel-Baier über die Konsequenzen.

Von MDR SACHSEN

Herr Völkel-Baier, der Jonsdorfer Eishockeyverein hat sich aufgelöst. Warum brauchten Sie zwei Mitgliederversammlungen, also zwei Anläufe, dafür?

Einige Spieler und Vereinsmitglieder haben sich im August doch schwer getan, diesen Schritt zu gehen. Weil man doch mit Herzblut dabei ist. Man hat sich noch an den kleinsten Strohhalm geklammert.

Nun wurde der Verein einstimmig aufgelöst. Wie geht es Ihnen als Vereinschef damit?

Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Schon allein, weil ich mich seit 18 Jahren für den Eishockey einsetze. Aber man muss dann irgendwann klar denken und die logischen Konsequenzen ziehen: Im August lief die Meldefrist für die neue Saison ab. Und wenn wir keine Heimspielstätte haben, können wir keinen Trainings- und Spielbetrieb absichern.

Wie sehen die Vereinsfinanzen aus?

Der Verein steht finanziell gut da. Wir haben Rücklagen. Es hat nicht am Verein gelegen, dass in Jonsdorf kein Eishockey mehr gespielt wird.

Die Verwaltung versucht nun über Sponsoring die Halle im Winter zu öffnen, hätten Sie abwarten sollen?

Nein. Wir reden hier seit Jahren über die schwierige Finanzierung der Eishalle. Selbst wenn ich den Verein ruhen lassen würde, die Kinder und Jugendlichen, die sich in der Zeit Alternativen suchen, kommen nicht mehr zurück.

Und um den Kindern das Training und Spiele zu ermöglichen, reichen nicht ein paar Monate Eis, da braucht man eine ganze Saison. Die Gemeinde hatte signalisiert, sobald man in die roten Zahlen komme, wird die Technik abgestellt. Dann ständen wir vielleicht Anfang Januar wieder ohne Eis da.

Was ist aus den Kindern und Jugendlichen des Vereins geworden?

Einige der Jugendabteilung sind in die Jugendabteilung nach Niesky gewechselt. Aber der Schritt in die dortige Regionalliga ist sehr groß. Da war der Zwischenschritt hier in Jonsdorf mit der Sachsenliga-Mannschaft schon optimal. Da konnten die Jungen und Mädchen einfach die Spielpraxis sammeln, die man braucht, um sich vielleicht für die nächste Liga zu entscheiden.

Ich hoffe, für die Jugendlichen, die jetzt immer den Weg nach Niesky in Kauf nehmen, dass es sich für sie irgendwann auch lohnt.

Der Eishockeyverein in Niesky verliert mit dem ESC Jonsdorf auch einen wichtigen Kooperationspartner?

Ja. Wir hatten für unsere Kinder in allen Altersklassen eine Spielergemeinschaft gebildet und uns die Kosten für die Eiszeiten geteilt. Jetzt muss Niesky das allein stemmen.  

70 Jahre Eishockey gehen nun in Jonsdorf zu Ende …

Ja. Es geht in Jonsdorf eine Tradition verloren. Ich kann nicht in Worte fassen kann, wie weh das tut, so etwas beenden zu müssen.

MDR (mak/ama)