Sachsen Für knapp zwei Millionen Euro: Erzgebirgskreis verkauft Fichtelberghaus
Am Ende gab es wohl für den Erzgebirgskreis keinen großen Spielraum: Ein sanierungsbedürftiges Tourismus-Objekt, Flaute beim Wintersport und ein Millionenloch im Haushalt. Mit dem Verkauf des traditionsreichen Fichtelberghauses - samt eines großen Areals auf Sachsens höchstem Berg - soll dem Tourismus in Oberwiesenthal ein neuer Impuls gegeben werden.
Punkt zwölf der Tagesordnung der 6. Sitzung des Erzgebirgs-Kreistages hatte es in sich: "Verkauf Fichtelberghaus und Fichtelbergplateau". Begründet wird die Beschlussvorlage für den Verkauf des traditionsreichen Hauses mit den hohen Kosten, die der Kreis für eine notwendige Sanierung aufbringen müsste: "Um die Liegenschaft in dem erforderlichen Umfang sanieren zu können, ist mit einem hohen einstelligen Millionenbereich zu rechnen."
Investorenfamilie Gläß bekommt den Zuschlag
Um 19:20 Uhr war der Verkauf dann perfekt. Die Kreisräte stimmten mit großer Mehrheit für den Verkauf der Immobilie. Käufer ist die Fichtelberghaus Invest GmbH der Unternehmerfamilie Gläß. Sie ist bereits Pächter des Fichtelberghauses, Eigentümer der Fichtelbergschwebebahn, des Vierer-Sessellifts und der Sommerrodelbahn O´thalcoaster am Fichtelberg.
Es habe bei der Entscheidung nur fünf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen gegeben, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung. Als Kaufpreis wurden 1,975 Millionen Euro genannt. Mit dem Verkauf an den Investor erhofft sich der Erzgebirgskreis eine Win-Win-Situation: Der Landkreis muss für das Fichtelberghaus kein Geld mehr ausgeben und die Investorenfamilie könnte mit neuen Investitionen den Tourismus in Oberwiesenthal ankurbeln.
IT-Unternehmer Rainer Gläß hat schon viel Geld in den Tourismus am Fichtelberg gesteckt. (Archivbild)
Kurort Oberwiesenthal bekommt Grundstück vor dem Fichtelberghaus
Im Vorfeld des Verkaufs richtete der Landkreis ein sogenanntes Bewertungsgremium ein. Es besteht aus je einem Vertreter jeder Fraktion oder Gruppe und dem Landrat. Das Gremium empfahl nach mehreren Sitzungen den Verkauf des Fichtelbergplateaus, einschließlich Fichtelberghaus, an die Fichtelberghaus Invest GmbH. Die Stadt Oberwiesenthal kaufte vom Landkreis ein Areal von rund 3.000 Quadratmetern direkt vor dem Fichtelberghaus.
Constantin Gläß betreibt seit diesem Jahr eine Sommerrodelbahn am Fichtelberghang. (Archivbild)
Millioneninvestitionen sind nötig
Die Investorenfamilie ist verpflichtet, in den kommenden fünf Jahren das Haus zu modernisieren. Andernfalls drohe eine Vertragsstrafe, so der Landkreis. Zudem behält sich der Landkreis ein Vorkaufsrecht vor, sollte der neue Besitzer die Immobilie wieder verkaufen.
Constantin Gläß sagte MDR SACHSEN, es müsse Geld in die Gasheizung, die Sanitärbereiche und die Elektrik gesteckt werden. Außerdem solle das Ambiente moderner und attraktiver gemacht werden. Trotzdem sei er realistisch. Für ihn sei es eher eine Herzensangelegenheit und es stehe nicht der Profit im Fokus: "Da muss man ganz ehrlich sein. Das ist jetzt keine Cash-Cow, Tourismus in Oberwiesenthal."
Tourismus seit dem 19. Jahrhundert
Schon 1845 errichteten Zimmerleute ein acht Meter hohes, hölzernes Gebäude auf dem Gipfel. 1889 wurde dann ein massives Gebäude mit einer Gaststätte und einem Aussichtsturm eingeweiht. In den nächsten Jahrzehnten wurde das Haus immer weiter vergrößert. Nach einem Brand 1963 wurde 1967 ein modernes Gebäude mit einem 42 Meter hohen Aussichtsturm eröffnet. Dieses wurde 30 Jahre später abgerissen und 1999 durch einen Neubau im historischen Stil ersetzt.
MDR (mwa)