Bürgermeisterwahl Heidenau

Sachsen Heidenau wählt neuen Bürgermeister: Vier Kandidaten, darunter Rechtsextremist

Stand: 23.03.2025 14:50 Uhr

Vor knapp zehn Jahren machte Heidenau bundesweit Schlagzeilen. Tagelang kam es zu gewaltsame Ausschreitungen von Rechtsradikalen vor einer geplanten Flüchtlingsunterkunft. Auch Bundespolitiker, die die Stadt besuchten, wurden auf unflätige Weise bepöbelt. Bürgermeister Jürgen Opitz stellte sich damals gegen die rassistischen Hasstiraden, verteidigte aber zugleich die Stadt gegen eine Verurteilung. Am Sonntag wird nun ein neuer Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin gewählt.

Von MDR SACHSEN

Am Sonntag wählen die Heidenauer einen neuen Bürgermeister. Zur Wahl stellen sich zwei Frauen und zwei Männer.

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Nach zwölf Jahren neues Stadtoberhaupt für Heidenau

Amtsinhaber Jürgen Opitz (CDU) kandidiert aus Altersgründen nicht mehr. 35 Jahre lang war er in der Stadtverwaltung, zwölf Jahre lang Bürgermeister. In seine Amtszeit fielen eine große Elbeflut, Amokalarm in der Schule, ein Bombenfund und die Flüchtlingskrise im Jahr 2015, in der Heidenau bundesweit in die Schlagzeilen geriet. "Das waren sehr anspruchsvolle Zeiten als Bürgermeister, sowas prägt", sagte Noch-Bürgermeister Jürgen Opitz MDR SACHSEN.

Jürgen Opitz

Während der Flüchtlingskrise 2015 geriet Heidenaus Bürgermeister Jürgen Opitz bundesweit in die Schlagzeilen, nachdem es rechte Ausschreitungen gegeben hat.

Auf seine Zeit als Stadtoberhaupt blickt der CDU-Politiker zufrieden zurück: "Man konnte jeden Tag gestalten, mit Leuten reden, die Leute haben einen zugehört. Und ich glaube, das habe ich gut gemacht als Bürgermeister. Und deswegen glaube ich auch, dass ich ein gutes Standing in Heidenau habe."

Wer tritt zur Wahl an?

Stellvertretende Bürgermeisterin Marion Franz (CDU): Die studierte Verwaltungswirtin und Juristin ist seit April 2013 Vizebürgermeisterin von Heidenau und dabei für das Amt für Schule und Familie, das Bauamt und den Bauhof zuständig. Im September 2014 trat sie der CDU bei, seit vergangenem Jahr sitzt sie für die Partei auch im Kreistag des Landkreises Sächsische Schweiz Osterzgebirge. Die 51-Jährige bringt jahrelange Erfahrung aus der Steuer-und Finanzverwaltung mit. Franz ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Portrait Marion Franz, CDU

Marion Franz stammt aus Wolfen in Sachsen-Anhalt und lebt seit 1994 in Sachsen.

Conny Oertel, Heidenauer Bürgerinitiative: Die gelernte Erzieherin an der Heinrich-Heine-Grundschule in Heidenau-Großsedlitz arbeitete acht Jahre in Führungspositionen von Kindertagesstätten in Hessen. Sie engagiert sich ehrenamtlich im Heinrich-Heine-Schulförderverein in Großsedlitz. In einer Mitteilung spricht sich die 49-Jährige für eine bürgernahe Verwaltung, sozialen Zusammenhalt und die Förderung von Ehrenamt und Tourismus aus. "Gemeinsam gestalten wir eine Stadt mit starkem wirtschaftlichem Wachstum, sozialem Zusammenhalt und transparentem Miteinander!" Oertel ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Portrait: Conny Oertel, Heidenauer Bürgerinitiative

Conny Oertel wurde in Leipzig geboren und ist in Thüringen aufgewachsen. Seit 2011 lebt sie mit ihrer Familie in Heidenau.

Christoph Mitschke, Bürgerinitiative Demokratie Oberes Elbtal: Der gelernte Koch arbeitet als Notfallsanitäter in der Johanniter Rettungswache in Dohna. Außerdem betreibt er gemeinsam mit seiner Frau das Kulturcafé M in Dohna und tritt auch als Liedermacher auf. Er ist in keiner Partei, wird aber von der AfD als Kandidat für das Bürgermeisteramt unterstützt. Seit vergangenem Jahr sitzt der 56-Jährige im Stadtrat.

Portrait: Christoph Mitschke, Bürgerinitiative Oberelbe für mehr Demokratie  
Rathaus Heidenau

Christoph Mitschke ist in Dohna geboren und aufgewachsen.

Max Schreiber, rechtsextremistische Kleinstpartei Freie Sachsen: Der Inhaber einer Gerüstbaufirma ist das Gesicht der rechtsextremen Kleinstpartei Freie Sachsen im Großraum Dresden: Der 37-Jährige ist Ex-NPD-Kreisvorsitzender und regelmäßiger Organisator von Demonstrationen in Dresden. Im vergangenen Jahr verurteilte ihn das Amtsgericht Dresden wegen mehrerer Straftaten zu einem Jahr und zwei Monaten Haft auf Bewährung. Schreiber hat dagegen Berufung eingelegt, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Seit der Kommunalwahl im Juni 2024 sitzt er im Stadtrat und im Kreistag.

Portrait: Max Schreiber, Freie Sachsen

Max Schreiber aus Heidenau ist vor allem durch die Organisation von Demonstrationen gegen Ausländer und Asylunterkünfte bekannt.

Das passiert, wenn am Sonntag keine absolute Mehrheit gelingt

Sollte am Sonntag keiner der vier Kandidaten die absolute Mehrheit erhalten, kommt es drei Wochen später zu einem zweiten Wahlgang. Da genügt dann die einfache Mehrheit. Amtsinhaber Jürgen Opitz (CDU) will Ende April in den Ruhestand gehen.

Player: audioHeidenau: Blick zurück und nach vorn

Erfolgsrezept für neue Stadtspitze

Für seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin hat Nochbürgermeister Jürgen Opitz Tipps für Erfolg im neuen Amt: "Wenn man sich als Bürgermeister vor die Leute stellt, muss man Symphatie für die Menschen haben, man muss ehrlich sein, auch unangenehme Dinge aussprechen. Die Ehrlichkeit zu eigenen Fehlern oder Versäumnissen gehört dazu. Das ist, glaube ich das Geheimnis, wie man gut als Bürgermeister seinen Job machen kann."

Wenn man sich als Bürgermeister vor die Leute stellt, muss man Sympathie für die Menschen haben, man muss ehrlich sein, auch unangenehme Dinge aussprechen. Jürgen Opitz | Noch-Bürgermeister von Heidenau
Player: audioRegionalreport Dresden | 21.03.2025 | 16:30 Uhr

Viele Wünsche an die neue Stadtspitze

An die neue Stadtspitze haben die Menschen in Heidenau große Erwartungen und zahlreiche Wünsche: eine neue Gaststätte etwa, genug Kindergarten- und Kinderkrippenplätze, dass "es freundlich und menschlich bleibt", dass mal "was los ist" in der Stadt, dass Geschäfte kommen und die Stadt grüner wird und dass sich ein neuer Betreiber für den Weihnachtsmarkt findet, aber auch, dass das Thema Rechtsextremismus angegangen wird.

Vor zehn Jahren, im August 2015, hatten tagelange gewaltsame Ausschreitungen von Rechtsradikalen vor einer Flüchtlingsunterkunft in Heidenau auch bundesweit Schlagzeilen gemacht. Neonazis griffen die Polizei mit Steinen, Flaschen und Pyrotechnik an. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Stadt kurz darauf besuchte, wurde sie von Demonstranten auf unflätige Weise bepöbelt. Der scheidende Bürgermeister Jürgen Opitz stellte sich damals gegen die rassistischen Hasstiraden, verteidigte aber zugleich die Stadt gegen eine Verurteilung.

MDR (kbe, kav, Leoni Kipka)