Die Kirche der Brüdergemeine Herrnhut

Sachsen Herrnhuter Brüdergemeine zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt

Stand: 26.07.2024 10:28 Uhr

Das Welterbekomitee der Unesco hat bei seiner Tagung im indischen Neu Delhi die kirchliche Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Sachsen zum Welterbe erklärt. Die religiösen Siedlungen gelten als Prototyp für andere Gemeinden und sind Sinnbild für den kulturellen und geistigen Austausch über Ländergrenzen und Kontinente hinweg.

Von MDR SACHSEN

Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Ostsachsen sind zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt worden. Zusammen mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark werden die Herrnhuter Siedlungen in Deutschland, im US-amerikanischen Bethlehem (Pennsylvania) und im nordirischen Gracehill zu einer transnationalen Welterbestätte zusammengeführt, wie das Unesco-Welterbekomitee am Freitag in Neu-Delhi entschied. Herrnhut ist damit die dritte Welterbestätte in Sachsen.

Sächsische Herrnhuter Brüdergemeine wird von UNESCO als Welterbe aufgenommen

Welche Welterbe-Stätten gibt es in Sachsen?

In Sachsen gibt es nun mit der Herrnhuter Brüdergemeine, der Montanregion Erzgebirge und dem Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau drei Unesco-Welterbestätten. Insgesamt 53 Natur- und Kulturerbestätten in Deutschland sind in die Unesco-Welterbeliste eingeschrieben, weltweit sind es 1.199 in 168 verschiedenen Staaten. Unter ihnen finden sich architektonische und künstlerische Meisterwerke, Kulturlandschaften und Parks, Naturgebiete und Zeugnisse gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen.

Eine der ältesten Freikirchen Deutschlands

Entstanden sind die weltweit mehr als 30 Siedlungen durch die Missionstätigkeit der Herrnhuter Brüdergemeine. Stammsitz der 1722 gegründeten evangelischen Freikirche ist die Stadt Herrnhut in der Oberlausitz. Die Brüdergemeine ist damit eine der ältesten Freikirchen Deutschlands. Bekannt ist sie unter anderem durch den Herrnhuter Weihnachtsstern. Derzeit stehen mehr als 1.200 Stätten auf der UN-Welterbeliste, darunter mehr als 50 in Deutschland.

Im Herrnhuter Ortsteil Berthelsdorf steht das Zinzendorf-Schloss. Hier begann Anfang des 18. Jahrhunderts die Geschichte der Brüdergemeinde.

Rund 6.000 Menschen besuchen jährlich das geistliche Zentrum von Herrnhut.

Kretschmer: Unbeschreibliches Gefühl, Teil des Welterbes zu sein

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) freut sich über die Auszeichnung von Herrnhut als Welterbe. Das Gefühl, Teil des kulturellen Erbes der Menschheit zu sein, sei unbeschreiblich, so Kretschmer. "Ich bin stolz darauf, dass Herrnhut den Welterbetitel geholt hat und gratuliere von Herzen."

Michael Kretschmer

Sachsens Ministerpräsident gratuliert zum Welterbe-Titel.

Ich bin stolz darauf, dass Herrnhut den Welterbetitel geholt hat und gratuliere von Herzen. Michael Kretschmer | Ministerpräsident von Sachsen

Außerdem erklärte der CDU-Politiker: "Die Menschen, die hinter diesem Erfolg stehen, haben viel erreicht. Der gesamte Freistaat profitiert davon." Die Welterbe-Stätten seien besondere Anziehungspunkte: "Es sind Orte der Begegnung und Inspiration. Und Orte, die Zuversicht und Kraft geben für die nächsten Aufgaben."

Brüdergemeine steht für grenzüberschreitenden Austausch

Auch in der UN-Kulturorganisation in Bonn ist die Freude über den Welterbe-Titel groß. "Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine stehen für den kulturellen und geistigen Austausch über Ländergrenzen und Kontinente hinweg - sie sind in Vielfalt vereint und damit ein Sinnbild für die Welterbeidee", erklärte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer.

Blick über den Gottesacker Friedhof der Brüdergemeinde in Herrnhut

Zum Welterbe gehört auch der Gottesacker. Inzwischen zählt das symmetrisch angelegte Kulturdenkmal 6.000 genormte schlichte Gräber.

Herrnhuter Siedlung als Prototyp

Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine sind wie Christiansfeld in Dänemark, Bethlehem in Pennsylvania und Gracehill in Nordirland nach dem gleichen barocken und rechtwinkligem Muster angelegt. Weltweit gibt es mehr als 30 ähnliche quadratisch angelegte Siedlungen, die nach dem Prototyp in der Oberlausitz durch Missionare der Evangelischen Brüdergemeine errichtet wurden.

Glaubensflüchtlinge bekommen Zuflucht

Gegründet wurde der Ort Herrnhut in der Oberlausitz 1722 von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren, die vor der römisch-katholischen Gegenreformation nach Sachsen geflüchtet waren. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) bot ihnen Asyl. Sie durften sich auf seinem Landbesitz ansiedeln. Dort errichteten sie im selben Jahr das erste Gebäude. 1732 startete die erste Mission in die Karibik. Heute leben in Afrika die meisten der weltweit mehr als 1,2 Millionen "Herrnhuter".

In Deutschland sind die "Herrnhuter" mit etwa 6.000 Mitgliedern in 16 Gemeinden präsent. In Herrnhut selbst gehören ihr 570 Menschen an.

MDR (phb)/epd/afp