Sachsen Immer mehr Taten und Opfer werden bekannt
In und um Leipzig gibt jeden Tag durchschnittlich acht Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen. Das sind die offiziellen Zahlen, denn nicht jede Frau, die Gewaltopfer wird, zeigt dies auch an. Aus den aktuellen Zahlen der Polizeidirektion Leipzig geht außerdem hervor, dass Gewalttaten gegen Frauen zunehmen.
- Zuwanderung ist kein Grund steigender Gewalt.
- Hier bekommen Frauen Hilfe.
- Aktionen zum Orange-Day gibt es unter anderem in Leipzig, Borna und Wurzen.
Die Vereinten Nationen haben den 25. November vor einem Vierteljahrhundert offiziell zum "Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" ausgerufen. Allein im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig wurden im vergangenen Jahr knapp 3.000 Gewalttaten gegen Frauen registriert. Das bedeutet einen Anstieg um mehr als acht Prozent im Vergleich zu 2022. Mehr als einmal am Tag müsse die Polizei Frauen aus häuslicher Gewalt retten, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Leipzig, Konstanze Morgenroth.
Gewalt in der Familie
Täter oder Tatverdächtige sind laut Polizei vorrangig ehemalige Partner, gefolgt von Partnern in nicht ehelichen Lebensgemeinschaften und Ehepartner. Oft betroffen seien auch Kinder, so die Polizei. Dies erkläre unter anderem, warum es im vergangenen Jahr fast 3.200 Opfer gab.
Fast jeden Tag rückt die Polizei anderthalb Mal statistisch gesehen aus, um Betroffenen von häuslicher Gewalt zu helfen und Unterstützung anzubieten. Konstanze Morgenroth | Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Leipzig
Ursachen für den Gewaltanstieg
Dies könne zwei Ursachen habe, sagte die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Leipzig, Konstanze Morgenroth. Zum einen melden sich möglicherweise zunehmend mehr Opfer von häuslicher Gewalt, weil die Hilfsangebote immer besser bekannt sind. Zum anderen steigen in Krisenzeiten Stress und Anspannung auch in Familien und Partnerschaften, in denen es ohnehin schon Gewalt gibt. Diese eskaliere dann häufiger, so Morgenroth. Einen Zusammenhang zu Zuwanderungen sieht sie indes nicht. Der überwiegende Teil der Täter sei männlich und deutsch.
Hilfsangebote
Hilfe finden Frauen und ihre Kinder im Landkreis Leipzig im Frauenschutzhaus. Dort gib es derzeit Platz für sieben Familien. Das sei zu wenig, sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Konstanze Morgenroth. Es sei oft überbelegt. Deshalb müssten Frauen in Not auch häufig abgewiesen werden. Hoffnung sei jedoch in Sicht. Das Frauenschutzhaus des Wegweiser e.V. ziehe zu Beginn des kommenden Jahres in ein neues Gebäude, dort gebe es dann zehn Familienplätze.
Der orange Tag
Der 25. November wird in diesem Jahr auch als "Orange-Day" bezeichnet. Damit soll ein sichtbares Zeichen in vielen Städten und Gemeinden gesetzt werden. In Leipzig erstrahlt am Abend der Turm des Neuen Rathauses in der Symbolfarbe dieses alljährlichen Gedenktages. Auch das Wintergartenhochaus und der Uni-Riese sollen von etwa 16:30 Uhr bis 24:00 Uhr entsprechend beleuchtet
werden.
Die Kampagne "Orange the world – Stopp Gewalt gegen Frauen und Mädchen" läuft in diesem Jahr bis zum 10. Dezember.
Die Kampagne "Orange the world – Stopp Gewalt gegen Frauen und Mädchen" wird in ganz Sachsen begangen - auch hier in Zittau.
Aktionen und Aufklärung im Landkreis Leipzig
Auf dem Landratsamt in Borna weht seit dem Morgen die Flagge mit der Aufschrift "Wir sagen NEIN zu Gewalt gegen Frauen". In 30 Bussen des Regionalverkehrs wird mit Plakaten auf Angebote zu Hilfe bei Gewalt aufmerksam gemacht. Morgen findet von 9 bis 17 Uhr im Stadtkulturhaus eine Frauenkonferenz unter dem Motto "Nein, nichts ist okay!" statt. Dabei geht es in Vorträgen und Workshops um Frauen-Gesundheit, Frauen und politisches Engagement, Zeitmanagement sowie um Rassismus und Diskriminierung.
Im Dom von Wurzen wird am Montagabend eine Kerze für jedes der 507 bekannten Opfer häuslicher und sexualisierter Gewalt im Landkreis Leipzig entzündet. Zudem gibt es einen Rundgang durch die Ausstellung "Familie Schäfer". Sie zeigt die Folgen häuslicher Gewalt aus der Perspektive eines Kindes.
MDR (gri)