Sachsen Jüdische Gemeinde: Nora Goldenbogen in Dresden gestorben
Sie war viele Jahre das Gesicht der Juden in Dresden und Sachsen: Nora Goldenbogen. Nun ist die frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinden gestorben, wie ihre Familie mitteilte.
Nora Goldenbogen, die langjährige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinden in Sachsen, ist tot. Das teilte ihre Familie am Dienstag in Dresden mit. Nora Goldenbogen wurde 75 Jahre alt. Geboren wurde sie am 9. März 1949 in Dresden. Sie war Lehrerin für Deutsch und Geschichte und promovierte Historikerin.
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) würdigte am Dienstag ihr Engagement: "Sie zeichnete sich durch die besondere Gabe aus, die Anliegen der jüdischen Gemeinschaft aus einem von persönlichem Erleben geprägten tiefen Verständnis historischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge heraus zu vermitteln." In Zeiten eines zunehmenden Antisemitismus sei Goldenbogen eine Kämpferin für Verständigung und gegen das Vergessen gewesen, so der Minister.
Köpping bedauert den Verlust einer engagierten Persönlichkeit
Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) behalte Nora Goldenbogen als "engagierte und weise Persönlichkeit" in Erinnerung, "die in beeindruckender Art und Weise die Lebensgeschichte ihrer Eltern, geprägt von Verfolgung in NS-Zeiten, nahebrachte". Es mache sie "traurig, eine so hoch engagierte Persönlichkeit zu verlieren. (...) Ihr wacher Verstand, ihre Erfahrung, ihre Lebensklugheit werden wir in unserer Gesellschaft schmerzlich vermissen – gerade auch mit Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen in unserem Land", so Staatsministerin Köpping.
Nora Goldenbogen ist im Alter von 75 Jahren gestorben.
Würdigung als kritische und konstruktive Mitstreiterin für Demokratie
Der Vorsitzende des MDR-Rundfunkrats, Michael Ziche, sagte, mit Nora Goldenbogen verliere das Gremium "eine langjährige Beraterin für einen sich immer weiterentwickelnden öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dabei hat sie sich kritisch, aber stets konstruktiv und zwischen den Positionen vermittelnd eingebracht. In der Jury unseres Kinderhörspielpreises hat sie mit großem Engagement mitgearbeitet". MDR-Intendant Ralf Ludwig würdigte die Verstorbene als "eine große Mitstreiterin für Vielfalt und Demokratie in Sachsen und Mitteldeutschland".
Auch als Autorin bekannt
Von 2003 bis 2020 war Goldenbogen Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und ab 2017 Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen. Für die Jüdische Kultusgemeinde des Freistaates war sie zudem Mitglied im MDR-Rundfunkrat.
Nora Goldenbogen ist auch als Autorin bekannt. Unter anderem veröffentlichte sie ein Buch über die Lebensgeschichte ihrer Eltern. Der Vater überlebte das KZ Sachsenhausen, ihre Mutter, eine rumänische Jüdin, die Verfolgung in Bukarest. Zudem veröffentlichte sie zahlreiche Abhandlungen zur Geschichte der Juden und Jüdinnen in Dresden, Sachsen und der DDR.
MDR (lam/bbr/KNA)