Sachsen Kaum neue Zugverbindungen in Sachsen, aber weiter viele Baustellen
Die Zeit frisch geklopfter Schnitzel im tschechischen Speisewagen neigt sich dem Ende entgegen. Im Laufe des kommenden Jahres sollen die Eurocity-Züge der Linie Prag - Dresden - Berlin komplett auf sogenannte Comfortjet-Züge umgestellt werden, die nur noch ein Bistro mit Systemgastronomie ohne Herd besitzen. Was mit dem neuen Zugfahrplan Bestand hat: Ständige Fahrplanänderungen wegen wechselnder Bauarbeiten.
- Wer über Nacht reisen will, erreicht ab Dresden neu ab Sommer Kopenhagen und Stockholm und wie gewohnt Amsterdam, Brüssel, Budapest, Graz, und Zürich.
- Zwischen Chemnitz und Leipzig ersetzen vorübergehend klimatisierte Doppelstockwaggons die betagten Reichsbahn-Abteilwagen.
- Regionalbahn RB33 fährt wieder von Dresden bis Königsbrück.
Seit Sonntag gilt bei den europäischen Eisenbahnen der neue Fahrplanwechsel. Für Zugreisende aus Sachsen bleibt das Angebot auch künftig weit entfernt von einer echten Verkehrswende hin zur Schiene. Fernverkehrsanschluss haben weiterhin lediglich die Städte Leipzig, Dresden, Bad Schandau, Riesa, Chemnitz und Freiberg. Es gibt in den Fahrplänen nur wenige Änderungen, kaum neue Verbindungen und weiterhin viele Fahrplanabweichungen mit Zugausfällen wegen wechselnder Bauarbeiten. Zugleich erhöht die Deutsche Bahn die Fahrpreise.
Nur eine neue Verbindung zwischen Berlin und Chemnitz
- Im Fernverkehr spendiert die Deutsche Bahn der europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz ab Mai sonnabends und sonntags einen Intercity (IC), der morgens von Berlin ohne Halt nach Chemnitz fährt und am späteren Nachmittag wieder zurück. Auch zum Eröffnungswochenende am 18. und 19. Januar wird die Verbindung angeboten. Die beiden IC-Züge morgens von Chemnitz über Dresden nach Berlin und weiter an die Ostsee verkehren weiterhin. Abends fahren die Züge nach Chemnitz zurück.
Vorübergehend wieder durchgehende Eurocity nach Hamburg
- Die Eurocity-Züge (EC) der Linie Prag - Dresden - Berlin fahren bis zum Sommer wieder Richtung Hamburg weiter. Frühmorgens wird ein ICE eingesetzt, der abends nach Dresden zurück kommt. Ab August beginnen erneut Bauarbeiten - eine sogenannte Generalsanierung - zwischen Berlin und Hamburg, weshalb die Züge wieder in Berlin enden. Im Sommer verstärkt ein nächtliches EC-Paar zwischen Prag und Berlin den Takt, wie bereits 2024. Im Laufe des Jahres werden die bisherigen Waggons durch sogenannte Comfortjet-Zuggarnituren ersetzt. Damit fällt der bei Vielfahrern inzwischen legendäre Speisewagen weg, in dem etliche Gerichte noch frisch zubereitet werden.
Stattdessen haben die neuen Züge nur noch ein kleines Bistro-Abteil, wo vorgekochte Speisen aufgewärmt werden. Noch sind allerdings die neuen Bistrowaggons nicht zugelassen, sodass die tschechische Staatsbahn vorerst noch einen klassischen Restaurantwagen an die neuen Comfortjets hängt, von denen zwei bereits im Einsatz sind.
Die Speisewagen der Tschechischen Staatsbahn werden im Laufe des Jahres 2025 nicht mehr nach Berlin eingesetzt.
- Der Eurocity "Hungaria" von Hamburg/Berlin über Dresden und Prag nach Budapest fährt unverändert und soll auch weiterhin den ungarischen Restaurantwagen mitführen, in dem ebenfalls ein Teil der Speisen frisch zubereitet wird.
- Der Railjet "Vindobona" Berlin - Dresden - Prag - Wien - Graz kann wegen Bauarbeiten im Elbtal nur bis zum Sommer fahren.
Vier Nachtzüge in Dresden
- Unverändert im Fahrplan stehen der Nightjet unter österreichischer Regie von Berlin nach Graz mit Kurswagen nach Budapest sowie der genossenschaftlich organisierte European Sleeper von Brüssel über Amsterdam und Berlin nach Prag.
- Auch die Nachtzugwaggons zwischen Prag und Zürich, die abends bis und morgens ab Leipzig an einem Eurocity hängen, stehen weiterhin im Fahrplan.
- Der schwedische Nachtzug Snälltåget fährt sonntags am 13. und 27. April, 4. Mai, vom 25. Mai bis 29. Juni sowie vom 10. August bis 2. November ab Dresden nach Stockholm über Kopenhagen. Die Rückfahrt kommt immer am Sonnabend vor der Abfahrt in Dresden an.
- Die Intercity-Züge Dresden - Rostock über Berlin verkehren im Zwei-Stunden-Takt und laut Fahrplanauskunft der DB ab März nicht mehr über den Flughafen Berlin-Brandenburg sowie grundsätzlich nicht mehr bis Warnemünde. Diese Züge können im Abschnitt Elsterwerda - Berlin mit Nahverkehrsfahrscheinen genutzt werden. Der sonnabendliche ICE zwischen Dresden und Binz entfällt und wird durch einen der IC nach Rostock ersetzt.
Die Schlafwagen im European Sleeper haben etliche Jahrzehnte Dienst hinter sich, erfüllen aber immer noch ihren Zweck.
ICE aus Frankfurt fahren zeitweise nicht bis Dresden
- Auf der ICE-Linie Dresden - Leipzig - Wiesbaden kommt es zwischen 10. März und 6. Juni montags bis freitags zu Zugausfällen im Abschnitt Dresden - Leipzig. Die IC-Züge Stuttgart - Köln - Hannover - Leipzig - Dresden werden zwischen Riesa und Dresden zeitweise umgeleitet und sind bis zu 25 Minuten länger unterwegs.
- Von März an bietet die Deutsche Bahn einen neuen Urlaubs-ICE von Eisenach über Leipzig und Waren an Müritz nach Rostock an.
- Zwei Änderungen gibt es bei den IC-Zügen durch das Saaletal (Linie Karlsruhe - Nürnberg - Saalfeld - Jena - Leipzig). Mit einer aus Nürnberg kommenden neuen IC-Verbindung um 8:25 Uhr ab Saalfeld wird Leipzig um 10:09 Uhr erreicht. Weitere Halte gibt es in Rudolstadt, Jena, Naumburg und Weißenfels. Zurück geht es am Abend um 17:49 ab Leipzig. Dafür entfällt in jeder Richtung ein wenig genutzter Zug am früheren Nachmittag.
- Auf den übrigen ICE-Linien über Leipzig in Richtung Bamberg/München, Berlin/Hamburg sowie Frankfurt/Stuttgart bleibt das Angebot überwiegend bestehen, wobei in und aus Richtung Zürich neu umgestiegen werden muss. Ein ICE fährt künftig von Berlin über Leipzig, Frankfurt, Stuttgart und München nach Innsbruck.
Bauarbeiten - unter anderem zwischen Riesa und Dresden - werden Bahnreisenden weiterhin viel Flexibilität und jede Menge Contenance abverlangen. (Symbolbild)
Nur Zwischenlösung für Kulturhauptstadt
- Im Regionalverkehr werden im Kulturhauptstadtjahr die Züge der RE6 zwischen Chemnitz und Leipzig klimatisierte Doppelstock-Waggons mit Niederflureinstieg eingesetzt. Die Mitteldeutsche Regiobahn leiht die Züge vom Anbieter Wedler Franz Logistik. Der Fahrzeughersteller Alstom übernimmt die Kosten dafür, weil seine Akku-Züge noch keine Zulassung erhalten haben.
- Die bisherigen Reisezugwagen aus Beständen der DDR-Reichsbahn - von Bahnfans wegen der behaglichen Abteile und der zu öffnenden Fenster geliebt und von Reisenden mit Mobilitätseinschränkung oder schwerem Gepäck wegen der steilen Einstiegstreppen gehasst - werden aufs Abstellgleis geschickt. Auf vielen Zubringerlinien will der Verkehrsverbund Mittelsachsen zu Großveranstaltungen in der Kulturhauptstadt zusätzliche Züge bestellen.
- Auch der touristische Verkehr zwischen Cranzahl und Chomotov (Komotau) wird zwischen Ende März und Anfang November an Wochenenden wieder mitfinanziert. Zudem sollen zum Bergstadtfest in Freiberg und dem Jubiläum 150 Jahre Flöhatalbahn zusätzliche Züge bestellt werden, ebenso wie an zwei Wochenenden auf der Erzgebirgischen Aussichtsbahn zwischen Schwarzenberg und Annaberg-Buchholz.
RB33 fährt wieder bis nach Königsbrück
Im Großraum Dresden fahren die Regionalbahnen der Linie 33 nach längerer Pause wieder bis Königsbrück, wie der Verkehrsverbund Oberelbe mitteilte. Die Deutsche Bahn hatte die Linie über Monate hinweg wegen Personalmangels eingekürzt. Bauarbeiten am Dresdner Hauptbahnhof führen dazu, dass die Züge aus Elsterwerda, Hoyerswerda und Cottbus weiterhin nur bis Dresden-Neustadt fahren können.
Wegen weiterer Bauarbeiten wird der RE50 Dresden - Leipzig im Frühjahr und Sommer zeitweise im Abschnitt Riesa - Dresden-Neustadt umgeleitet. Die S-Bahnen der S1 fahren wegen Bauarbeiten im Elbtal nur von und bis Bad Schandau.
Die RB33 ab Dresden fährt mit dem Fahrplanwechsel wieder zum Endpunkt Königsbrück.
Neuer Abendzug von Plauen nach Greiz
Im Bereich des Verkehrsverbundes Vogtland gibt es im Eisenbahnverkehr "keine wesentlichen Änderungen". Auf der Linie RB4 zwischen Weischlitz und Greiz verkehrt freitags und sonnabends eine zusätzliche Spätverbindung (Zug 80282 Weischlitz ab 23:24, Plauen-Mitte ab 23:33, Greiz an 23:56 Uhr), so dass Besucher von Kulturveranstaltungen in Plauen mit dem Zug nach Hause fahren können.
Weiterhin kein Direktzug nach Wroclaw
In Ostsachen wird mit dem Fahrplanwechsel ein neues grenzüberschreitendes Zugpaar eingeführt. Dadurch ergibt sich laut Verkehrsverbund ZVON eine zusätzliche Umsteigeverbindung zwischen Dresden und Wroclaw (Breslau) mit kurzem Aufenthalt in Zgorzelec. Abfahrt ist in Dresden Hbf 08:23 Uhr – Ankunft Zgorzelec 09:54 Uhr – Abfahrt Zgorzelec 10:09 Uhr – Ankunft Wroclaw 11:46 Uhr. Zu ähnlichen Zeiten gibt es auch eine Fahrt für Tagesgäste aus Wroclaw Richtung Görlitz, Bautzen und Dresden.
Wer noch schnell zum Weihnachtsmarkt nach Wroclaw möchte, kann eine neue Umsteigeverbindung ab Dresden, Bautzen und Görlitz nutzen. (Symbolbild)
Auf der Verbindung Dresden - Görlitz wird es laut ZVON mehr Sitzplätze geben. Im Abschnitt Dresden - Bischofswerda seien nun tagsüber dauerhaft zwei, nachmittags drei Triebwagen im Einsatz. Auch eine Verbindung von Bischofswerda nach Görlitz kann am Nachmittag mit zwei statt bisher einem Triebwagen verkehren. Der seit April 2024 gültige Baufahrplan auf der RB64 Görlitz – Hoyerswerda bleibt aller Voraussicht nach bis 22. August gültig.
Erfurter Bahn möbelt Triebwagen der Strecke Leipzig - Saalfeld auf
Im Großraum Leipzig gibt es nach Angaben des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) "ab dem bevorstehenden Fahrplanwechsel keine Veränderungen in der Linienführung, hinsichtlich Haltestationen oder bestehenden Taktungen". Für den Fahrgast ergäben sich dennoch Verbesserungen bezüglich der Fahrzeuge: Auf der Linie RE6 kommen zwischen Leipzig und Geithain die Doppelstockzüge Richtung Chemnitz zum Einsatz. Auf den Linien RB22 und RE12 zwischen Leipzig und Saalfeld über Gera werden die Fahrzeuge im laufenden Betrieb durch den Betreiber Erfurter Bahn rundum erneuert.
Der derzeitige Schienenersatzverkehr auf der S-Bahn-Linie S9 zwischen Delitzsch und Halle wird voraussichtlich noch bis Ende März 2025 andauern.
MDR (lam)