MDR-SACHSEN-Reporter Roland Kühnke sitzt in einem grünen Kajak und hält eine nasse, verschmutzte Warnbake in den Händen.

Sachsen Kostenlose Kajaks: So sollen die Kanäle in Leipzig sauberer werden

Stand: 12.07.2024 12:30 Uhr

Wenn die Leipziger sagen: "Wir haben den Kanal voll", meinen sie manchmal den Müll, der im weitverzweigten Gewässernetz der Stadt vor sich hin schwimmt. Da Leipzigs Abfall-Entsorger über keine Boote verfügt, um ihn dort einzusammeln, sollen das Paddler freiwillig erledigen. "Und das funktioniert", stellte MDR-SACHSEN-Reporter Roland Kühnke bei einem Selbstversuch fest.

Von Roland Kühnke, MDR SACHSEN

Ich bin skeptisch. Von einem schmalen, äußerst wackligen Boot aus soll ich Müll aus dem Wasser holen? Aber ich bin ja nicht allein unterwegs. Birgit Paul nimmt mich mit. Die Initiatorin von "Green Kayak Leipzig" weiß, dass und vor allem wie es funktioniert. Und auf meine Frage, wo sie den meisten Müll vermutet, antwortet sie ohne zu zögern: "Im Karl-Heine-Kanal."

Gestartet sind wir im Stadthafen. Das ist einer von drei Green-Kayak-Standorten in Leipzig. Außerdem gibt es zwei dieser Müllsammelboote beim Bootsverleih Herold und eines am Bootshaus des SC DHfK am Klingerweg. Über diese Anbieter kann man die insgesamt vier Kajaks kostenlos buchen, zwei Stunden lang damit herumpaddeln und dabei Müll fischen. Auf meine Frage, wie sie auf diese Idee gekommen ist, sagt mir Birgit Paul: "Bei einem Kopenhagen-Urlaub mit meinen Töchtern haben wir die 'Green Kayaks' entdeckt und uns gefragt, wie das funktioniert. Und da wurde uns das erklärt: Kostenlos paddeln und Müll dabei einsammeln."

"Green Kayak Leipzig"-Initiatorin Birgit Paul und MDR-SACHSEN-Reporter Roland Kühnke paddeln in einem grünen Kajak auf einem Kanal in Leipzig.

Bei der Paddeltour soll umhertreibender Müll eingesammelt werden - dieser ist quasi die Miete für das grüne Kajak.

Sauberer als erwartet

Bei unserer Tour präsentieren sich Leipzigs Wasserstraßen erstaunlich sauber. Nach einer knappen halben Stunde feiern wir den ersten Erfolg. Eine kleine Plastiktüte, immerhin. Wie gut die Flüsse und Kanäle offenbar in Schuss sind, das macht auch unseren Begleiter Jan Benzien ziemlich stolz. Die Kanuslalom-Legende ist der Geschäftsführer des Leipziger Stadthafens und erklärt mir: "Wir machen vor allem den Frühjahrsputz. Und danach halten sich die Leute wirklich dran. Ich glaube auch, dass wir mit so Sachen wie 'GreenKayak' natürlich die Leute erziehen."

Der ehemalige Kanuslalom-Weltmeister und Geschäftsführer des Stadthafens Leipzig, Jan Benzien.

Ex-Kanuslalom-Weltmeister und Stadthafen-Chef Jan Benzien freut sich, dass weniger Müll in Leipzigs Gewässern landet.

Birgit Paul stimmt Jan Benzien zu. Für sie seien die grünen Boote eine Form, den Menschen das Thema Umweltschutz und ein soziales Miteinander beizubringen - eben durch die Verknüpfung von Freizeitvergnügen und Müllsammeln. Ob sie noch mehr dieser Boote in der Stadt positionieren will? "Ich würde sagen, es reicht für Leipzig. Inzwischen kommen die Anfragen ja auch von Schulklassen, die hier unterstützen wollen", antwortet sie.

Schwergewichtige Funde

Dann werden wir auf unser Paddeltour richtig fündig. Ein Fahrrad liegt in der Uferböschung. Wären wir allein unterwegs, könnten wir den Fund wohl allenfalls anschließend melden. Dank unseres Begleiters Jan Benzien nehmen wir das Teil mit. Mit vereinten Kräften, hieven wir das Fahrrad auf sein Boot. Auf dem Rückweg können wir noch eine Warnbake aus dem Wasser zerren. Der Ausflug hat sich insgesamt dann doch gelohnt.

Der Leipziger Stadthafen-Geschäftsführer Jan Benzien hievt ein Schrott-Fahrrad von einem Kanalufer auf ein Boot.

So ein sperriger Müllfund passt nicht auf das Paddelboot.

Die Leipziger Green-Kayak-Initiatorin erklärt mir, dass der gesammelte Müll gewogen und in einer App erfasst werde, um einen Überblick zu haben, wieviel auf diesem Weg wirklich über die Saison hinweg aus dem Wasser gefischt werden konnte. Und dank der schweren Warnbake ist der MDR SACHSENSPIEGEL in der Liste bestimmt vorn mit dabei.

Kostenlos paddeln und dabei Müll einsammeln

MDR (stt)