Flugzeuge auf dem Flughafen Leipzig

Sachsen Stellenabbau an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden - Kritik von Verdi

Stand: 18.07.2024 15:03 Uhr

Viel bewegt sich aktuell an Sachsens Flughäfen: Der Flughafenbetreiber bemüht sich um Kredite in dreistelliger Millionenhöhe für die Sanierung. Die Standorte in Leipzig und Dresden sollen für das "Zukunftskonzept 2030" aufgestellt werden. Das bedeutet auch: Stellenstreichungen. Die Gewerkschaft Verdi übt harsche Kritik. Mit Blick auf die Arbeitsverdichtung sei gar kein Stellenabbau möglich.

Von MDR SACHSEN

Die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden müssen in den nächsten beiden Jahren 122 Arbeitsplätze streichen. Das teilte die Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG) auf Anfrage von MDR SACHSEN mit. Die Einschnitte seien Teil des sogenannten "Zukunftkonzepts 2030", das Gutachter erstellt hatten. Betriebsbedingte Kündigungen sollen aber vermieden werden, sagte ein Sprecher. "Stattdessen sollen Maßnahmen wie Fluktuation, Ruhestandsregelungen und ein Einstellungsstopp dazu beitragen, die Stellenanzahl zu reduzieren." An beiden Standorten beschäftigt die Unternehmensgruppe rund 1.400 Menschen.

Flughafenbetreiber braucht 145 Millionen Euro

Es werde weiter mit Banken über Kredite verhandelt, hieß es. 145 Millionen Euro seien nötig, um die Geldlücken zu schließen. Die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden haben seit 2010 mehr als 630 Millionen Euro Verlust gemacht. Vor diesem Hintergrund hatte unter anderem Sachsens Landesregierung Unterstützung zugesagt.

Gewerkschaft verweist auf hohe Arbeitsbelastung im operativen Bereich

Die Gewerkschaft Verdi verlangt, dass eine Umstrukturierung der Flughafengesellschaft nicht auf Kosten der Beschäftigten erfolgen dürfe. Verdi-Sekretär Lou Anton Hauser sagte MDR SACHSEN, um welche Beschäftigtengruppen es gehen soll, sei noch nicht im Detail bekannt. "Insbesondere in den operativen Bereichen fehlt mir die Vorstellung, wo dort diese Stelleneinsparungen passieren sollen", so Hauser.

"Wir hören von vielen Kollegen, dass es eine massive Arbeitsverdichtung in den letzten Jahren gab und dass gar nicht weiter Personal eingespart werden kann." Es gebe in der Belegschaft eine Unzufriedenheit mit dem Management und den vielen Personalwechseln an der Unternehmensspitze.

Insbesondere in den operativen Bereichen fehlt mir die Vorstellung, wo dort diese Stelleneinsparungen passieren sollen. Lou Anton Hauser | Verdi-Gewerkschaftsfunktionär

Vertragsverlängerung mit DHL?

Über die Zukunft verhandeln auch das Logistikunternehmen DHL und der Flughafen Leipzig/Halle. Sie wollen ihre Zusammenarbeit bis zum Jahr 2053 verlängern. Derzeit laufen Gespräche über einen neuen Vertrag, bestätigte der Sprecher der Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG). Zuerst hatte die Leipziger Volkszeitung (LVZ) darüber berichtet.

Zu Vertrags- oder Verhandlungsinhalten wollte sich die Flughafengesellschaft nicht äußern. Dem Zeitungsbericht zufolge konnte die MFAG bessere Vertragskonditionen für sich in den Gesprächen erzielen. Mit der Vertragsüberarbeitung erhalte der Flughafenbetreiber deutlich mehr Geld als zuletzt.

Um diese erhöhten Flugentgelte hatte der Airport lange gerungen, um seine finanzielle Lage zu verbessern. Auch der seit Jahren geplante Flughafenausbau wird dem Bericht zufolge vorangetrieben, um den Bedürfnissen der DHL gerecht zu werden. Den Angaben zufolge sind knapp 100 Stellplätze für Frachtflieger geplant - statt der derzeitigen 60 Stellplätze. 

Ein Frachtflugzeug startet vom Flughafen Leipzig/Halle.

Besonders nächtliche Flüge sind derzeit ein großer Streitpunkt am Flughafen Leipzig/Halle. (Symbolbild)

Kritik von Grünen und Linken

Kritik an diesen Plänen von DHL und Flughafenbetreiber äußerten am Mittwoch die sächsischen Grünen und die Linke. Der mobilitätspolitische Sprecher der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Marco Böhme, nannte das Verfahren "höchst intransparent". Es könne nicht sein, dass solche weitreichenden Verträge am Parlament vorbei geschlossen würden, so Böhme. Er lobte allerdings die offenbar besseren Konditionen für den Flughafen. "Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung, wenn die Flugentgelte für Logistikkonzerne wie DHL tatsächlich kräftig erhöht werden würden", meinte der Linken-Politiker.

Der Abgeordnete sitzt im Sächsischen Landtag.

Linken-Politiker Böhme nennt die Pläne "höchst intransparent". (Archivbild)

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Liebscher, äußerte Bedenken zum Lärmschutz. "Der neue Vertrag zwischen der Mitteldeutschen Flughafen AG und DHL sollte unbedingt auch dazu genutzt werden, sich auf eine Verbesserung des Lärm- und Gesundheitsschutzes zu vereinbaren." Dies würde die Akzeptanz steigern und zu einer nachhaltigen Entwicklung des Flughafens beitragen. Am Airport gibt es aktuell eine umstrittene Nachtflugerlaubnis für Frachtmaschinen.

MDR (ben/gri/lam/MINA)/dpa