Fliegenfischen-Kurs an der Elbe in Dresden.

Sachsen Mit Geduld und Fliege: In Dresden die Kunst des Fliegenfischens lernen

Stand: 21.07.2024 08:00 Uhr

Das Fliegenfischen ist für viele Angler die Königsdisziplin aller Fangmethoden. Doch das Auswerfen der meterlangen Angelschnur und das Fischen mit den künstlichen Ködern will gelernt sein. In Dresden kann man sich bei einem zweitägigen Grundkurs in die Geheimnisse des Fliegenfischens einweihen lassen, mitten in der Elbe vor historischer Kulisse.

Von Eleonore Grahovac, MDR SACHSEN

An der Elbe in Dresden ist an diesem Sonntagnachmittag einiges los. Dampfer schippern vorbei und am Ufer waten Angler durchs Wasser. An ihren Ruten hängen künstliche Insekten. Hier findet heute der Fliegenfischer-Grundkurs statt. Mit dabei ist auch der zwölfjährige Albricht.

Sein Papa Reinhardt zeigt ihm, wie man den Köder bewegen muss, damit die Fische denken, dass es ein echtes Insekt ist. Als Köder verwenden sie heute einen Bachflohkrebs. "Der muss dicht über dem Grund treiben, weil er dort ja eigentlich lebt", erklärt der Papa seinem Sohn. Dabei holt er Schwung und lässt die Angelschnur in einer sanften Bewegung auf das Wasser gleiten.

Fliegen statt Würmer

Am Ufer steht Kursleiter Sigmar Schmidt, der seit 25 Jahren Fliegenfischer-Kurse gibt. Er erklärt, was das Fliegenfischen von anderen Angelmethoden unterscheidet: "Man verwendet keine Naturköder, also keine Würmer, keine Maden, keinen Teig." Stattdessen würden sogenannte künstliche "Fliegen" als Köder zum Einsatz kommen. Das sind kunstvoll gestaltete Nachbildungen von Insekten, wie Köcher- oder Eintagsfliegen und Larven oder Flusskrebse. Sie bestehen oft aus Federn, Haaren, Fellen oder Kunststoffen. Eines haben sie gemeinsam: Sie gehören zu den natürlichen Beutetieren der Fische.

Fliegenfischen-Kurs an der Elbe in Dresden.

Sigmar Schmidt weist die Kursteilnehmer in die Geheimnisse des Fliegenfischens ein.

Das Fliegenbinden - eine Handwerkskunst

Viele Fliegenfischer basteln sich ihre Fliegen selbst. Das sogenannte Fliegenbinden ist ein Grund, warum das Fliegenfischen bei vielen so beliebt ist. Außerdem mache das Verwenden von Fliegen als Köder das Fliegenfischen zu einer tierschonenderen Angelmethode, sagt Angelprofi Sigmar Schmidt. Würmer oder Maden würden die Fische schnell herunterschlucken, sodass der Haken im Magen landet. Bei Fliegen würde dies nicht so schnell passieren, da sie kleiner und leichter sind.

Tierschonende Angelmethode

Hinzu komme, dass die Fische die Fliegen sofort wieder ausspucken würden, sobald sie merken, dass sie nicht echt seien. So bleiben die Haken meist nur vorne an den Lippen hängen, erklärt Sigmar Schmidt und betont: "Wir fischen grundsätzlich ohne Widerhaken." Dadurch könne man den Fisch noch im Wasser leicht wieder abhaken und er schwimme unverletzt weiter. Das sei wichtig, weil man Fische wieder freilassen müsse, wenn sie zu klein oder in der Schonzeit sind oder zu bedrohten Arten gehörten.

Wir fischen grundsätzlich ohne Widerhaken. Dadurch kann ich den Fisch ganz einfach wieder abhaken, ohne dass ich ihn aus dem Wasser nehmen muss, und er kann einfach unverletzt weiterschwimmen. Sigmar Schmidt | Fliegenfischer
Fliegenfischen-Kurs an der Elbe in Dresden.

Klein, bunt, leicht: Künstliche Köder fürs Fliegenfischen.

Eine Frage des Feingefühls

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Wurftechnik. Die Fliege sei zu leicht zum Schleudern. Man müsse sich das so vorstellen, als ob man eine Feder 20 Meter weit werfe, erklärt Sigmar Schmidt. Als einziges Gewicht diene die Schnur, die man durch geschickte Vorwärts- und Rückwärtsschwünge verlängern müsse, bis die Fliege sanft auf der Wasseroberfläche lande. Das erfordere viel Feingefühl.

Bis zu 20.000 Schwünge

Fliegenfischer sind ständig in Bewegung. Bis zu 20.000 Mal schwingen sie ihre Schnur an einem normalen Angeltag hin und her und gehen in der Regel zwischen zehn und 15 Kilometer am Wasser entlang, sagt Sigmar Schmidt. Beim Fliegenfischen müsse man oft den Platz wechseln, weil die ständige Bewegung an der Wasseroberfläche die Fische irgendwann skeptisch mache und sie sich zurückziehen würden.

Meditation am Fluss

Obwohl man nicht bequem im Liegestuhl sitzen kann, findet Sigmar Schmidt, dass Fliegenfischen die erholsamste Angelmethode ist. Wenn man sich nur hinsetze und warte bis etwas anbeißt, habe man Zeit, sich über alle möglichen Probleme der Welt den Kopf zu zerbrechen.

"Wenn ich aber beim Fliegenfischen bin, muss ich schauen, was fressen die Fische jetzt, welche Fliegen sind am Wasser. Das heißt ich bin hochkonzentriert. Ich habe überhaupt keinen Kopf, an irgendwas anderes zu denken", sagt Sigmar Schmidt.

Intensives Naturerlebnis

Das fasziniert auch Kursteilnehmer Stefan. Fliegenfischer müssten ihre Umgebung genau beobachten, um herauszufinden, welche Insekten die Fische zu welcher Jahres- oder Tageszeit fressen. Man müsse wissen, wie sich Insekten verhalten, um ihre Bewegungen richtig nachzuahmen. Dass man sich intensiv mit der Natur beschäftigen muss, entschädigt Stefan auch für manche Tage, an denen er nichts fängt.

"Manchmal ist man einfach draußen, genießt die Natur und geht abends trotzdem zufrieden heim und sagt, naja, ich habe einen Eisvogel gesehen oder ich habe eine Wasseramsel gesehen." So macht der Einklang mit der Natur, die schonende Fang-Praxis und die Bewegung das Fliegenfischen zu einem beliebten Hobby für Angler, denen es um mehr geht, als nur das Fische-Fangen.

 

MDR (vis)