Sachsen Muss Cunewalde sein Veranstaltungshaus Blaue Kugel 2026 schließen?
Die Blaue Kugel in Cunewalde bei Bautzen ist eine Institution in der Region. In dem Veranstaltungshaus finden jährlich rund 100 Konzerte, Abschlussbälle, Weihnachtsfeiern, Theateraufführungen oder Tagungen statt. Doch damit könnte 2026 Schluss sein, denn Cunewalde fehlt das Geld. Auch, weil eine dauerhafte Förderung durch den Kulturraum bisher ausblieb. Jetzt appelliert der Bürgermeister an die Solidarität anderer geförderter Kultureinrichtungen.
Bürgermeister Thomas Martolock ist ein Mann der klaren Worte. Er wisse, sagt er, dass er sich mit seinem Vorschlag zur Kulturraumförderung keine Freunde machen werde. Aber es gehe um die Zukunft der kulturellen Einrichtungen in Cunewalde, vor allem um die Blaue Kugel. Denn der Eigenbetrieb Kultur, der das Veranstaltungshaus und andere Kultureinrichtungen der Gemeinde betreibt, hat kein Geld mehr.
"Wir haben die Situation, dass die Rücklagen des Kulturbetriebes praktisch völlig aufgebraucht sind, der Kassenstand ist bei Null", erklärt Thomas Martolock. Deshalb müsse der Gemeinderat einen außerplanmäßigen Zuschuss genehmigen. Doch dafür fehle eigentlich das Geld.
Wir haben die Situation, dass die Rücklagen des Kulturbetriebes praktisch völlig aufgebraucht sind, der Kassenstand ist bei Null. Thomas Martolock | Bürgermeister Cunewalde
Neben dem Veranstaltungshaus Blaue Kugel betreibt Cunewalde auch noch das Haus des Gastes in einem historischen Dreiseitenhof. Dort ist auch die Touristinfo untergebracht. Cunewalde ist Staatlich anerkannter Erholungsort.
Kulturraum lehnt dauerhafte Förderung bisher ab
Die Lösung wäre eine Förderung durch den Kulturraum Oberlausitz Niederschlesien. Er verteilt das Geld, dass er vom Freistaat für Kultureinrichtungen der Region erhält. Auch die Blaue Kugel hat davon schon etwas bekommen, für neue Veranstaltungstechnik zum Beispiel.
Doch das Geld gab es immer nur für einzelne Projekte, nie für den gesamten Betrieb der Einrichtung. Diese sogenannte institutionelle Förderung hatte der Eigenbetrieb Kultur von Cunewalde mehrfach beantragt, doch nie erhalten. Sie ging nur an Museen, Theater, Bibliotheken, Musikschulen, Tierparks und Soziokulturelle Zentren.
In der Blauen Kugel finden jährlich rund 100 Veranstaltungen statt, vom Abiball bis zum Kabarettabend.
"Wichtige kulturelle Basiseinrichtungen"
Martolock betont, dass er deren Förderung nicht infrage stellt. Aber Cunewalde sei ein Dorf mit nur knapp 5.000 Einwohnern, dass mit seinen Einrichtungen wie der Blauen Kugel, dem Umgebindehauspark, einem kleinen Industriemuseum und der Touristinfo ein wichtiges Kulturangebot für die Region vorhalte.
Damit das alles finanziert werden könne, bräuchte die Gemeinde einen dauerhaften Zuschuss von rund 95.000 Euro jährlich. "Auch das sind für den ländlichen Raum wichtige kulturelle Basiseinrichtungen. Das wird immer vergessen", sagt der Bürgermeister. Er fordert deshalb mehr Solidarität anderer geförderter Einrichtungen.
Auch das sind für den ländlichen Raum wichtige kulturelle Basiseinrichtungen. Das wird immer vergessen. Thomas Martolock | Bürgermeister Cunewalde
Bürgermeister wünscht sich mehr Solidarität
Die Einrichtungen - bis auf die Theater als Sonderfall - könnten prüfen, wo sie sparen oder auch mehr einnehmen könnten. Denkbar sei auch die Erhöhung der Eintrittspreise oder das Akquirieren von Fördermitteln aus anderen Fördertöpfen. Gerade bei den Soziokulturellen Zentren gebe es im sozialen Bereich eine Vielzahl von Förderprogrammen, findet Thomas Martolock. Da müsse man nicht immer den einfachsten Weg über die Kulturraumförderung nehmen.
Mit dem so eingesparten Geld könnten Kultureinrichtungen wie in Cunewalde regelmäßig gefördert werden. "Wir sollten dafür sorgen, dass wir die Angebote in der Fläche aufrechterhalten", betont der Bürgermeister. Der gesamte Kulturraum sei deshalb gefragt: "Solidarität aller vor Schiffbruch Einzelner ist das Gebot der Stunde".
Verträge für 2026 in der Schwebe
Im Fall von Cunewalde würde der "Schiffbruch" wohl die Schließung der Blauen Kugel 2026 und die Kündigung von Personal bedeuten. Zwar sei auch im kommenden Jahr das Geld schon knapp, aber da gelte es noch Verträge für Veranstaltungen zu erfüllen, sagt Simone Bergmann. Sie leitet den Eigenbetrieb Kultur.
Für 2026 sei die Situation schwierig, weil die Agenturen beispielsweise bei Deutschlandtourneen manchmal schon ein, zwei oder drei Jahre im voraus Termine abstimmen. Bis keine Lösung gefunden sei, sei aber alles in der Schwebe. Sie und Thomas Martolock hoffen deshalb auf Dezember. Dann beraten die Verantwortlichen des Kulturraumes Oberlausitz Niederschlesien noch einmal über die Förderung der Einrichtungen. Sabine Bergmann ist zuversichtlich, dass am Ende eine Lösung gefunden wird. "Die Zeit stehen wir jetzt durch."
MDR (vis)