Sachsen Gestohlener Affe aus Leipzig: Amtsgericht verweist Fall ans Landgericht
Der Diebstahl von Affen-Dame Ruma verursachte im Frühjahr viel Aufsehen auch außerhalb von Sachsen. Groß war auch das Interesse am Prozess gegen drei junge Männer. Sie stehen unter Verdacht, das Tier aus dem Zoo Leipzig gestohlen zu haben. Zum Prozessauftakt wollte das Trio jedoch nichts zum Motiv sagen. Weil es noch wegen weiterer schwerer Vergehen angeklagt ist, verwies das Amtsgericht den Fall ans Landgericht.
- Drei junge Männer stehen wegen des mutmaßlichen Diebstahls des Affen Ruma vor Gericht.
- Die Beschuldigten sollen außerdem Tankstellen überfallen haben und in Läden eingebrochen sein.
- Die Äffin lebt mittlerweile in einem Zoo in Bulgariens Hauptstadt Sofia.
Am Amtsgericht Chemnitz haben sich am Donnerstag drei junge Männer wegen des Diebstahls von Affendame Ruma verantworten müssen. Allerdings fällte das Gericht kein Urteil. Weil den mutmaßlichen Entführern, die noch andere schwere Straftaten begangen haben sollen, mehrjährige Haftstrafen drohen, hat das Amtsgericht Chemnitz am Donnerstag kein Urteil gegen die Männer verhängt. Stattdessen verwies das Amtsgericht den Fall ans Landgericht.
Nach Auffassung der Richter müsse für zwei der Angeklagten Erwachsenenstrafrecht angewendet werden, sagte eine Gerichtssprecherin. Das Gericht selbst könne nur Strafen von bis zu vier Jahren aussprechen. Im konkreten Fall sei aber ein höheres Strafmaß zu erwarten.
Die drei Angeklagten (sitzend) müssen sich unter anderem wegen mehrerer Diebstähle verantworten.
Die Angeklagten sollen laut Gericht vor Ostern 2024 das Tier aus dem Leipziger Zoo gestohlen haben. Warum die mutmaßlichen Diebe Ruma überhaupt in ihre Gewalt brachten und was sie mit ihr gemacht haben, dazu äußerten sich die Männer vor Gericht vorerst nicht.
Diebe setzen Affen in Park aus
Affendame Ruma war in der Nacht zum Ostersonntag aus ihrem Gehege im Zoo Leipzig gestohlen worden. Mit einer Leiter hätten die Angeklagten den Wassergraben ins Freigehege überwunden und das Tier eingefangen, so die Staatsanwaltschaft. Im Auto brachten sie es zunächst in eine Garagenanlage nach Chemnitz, setzten sie aber Tage später wieder in einem Park in Leipzig aus.
Wert des Affen auf 5.000 Euro geschätzt
Vier Tage später war Ruma in einem Baum in Leipziger Stadtteil Reudnitz entdeckt und von Zoomitarbeitern eingefangen worden. Für Experten des Zoos war es damals schon wahrscheinlich, dass Ruma selbst mehrere Kilometer durch die Stadt zurückgelegt haben sollte. Der Wert des Affen wurde in der Anklageschrift mit rund 5.000 Euro angegeben.
Die Verdächtigten sollen neben dem mutmaßlichen Affen-Diebstahl schwere Raubstraftaten begangen haben.
Bilder und Videos auf Handy entlarven Verdächtigte
Das verdächtige Trio sitzt laut Staatsanwaltschaft seit Juni wegen verschiedener Raubdelikte im Raum Chemnitz in Untersuchungshaft. Bei der Auswertung von Handys seien die Beamten auf Bilder und Videos gestoßen, die die Tatverdächtigen zusammen mit dem gestohlenen Affen zeigen.
Nach ihrem Aufsehen erregenden Diebstahl hatte sich Ruma einige Tage später wieder in ihrem Gehege erholt. (Archivbild)
Verdächtigte sollen Tankstellen überfallen haben
Die Anklage wirft den drei jungen Männern neben dem Affen-Diebstahl vor, sich zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben, um mit Sturmmasken und Softair- oder Schreckschusswaffen Einbrüche und Raubdiebstähle zu begehen. Dazu gehörten Überfälle auf Tankstellen, Einbrüche in Geschäfte und der Diebstahl von Autos.
Dem Trio wird schwerer Raub in zwei Fällen inklusive Verstößen gegen das Waffengesetz sowie schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen.
Verstöße gegen Waffengesetz
Bei den Angeklagten handelt es sich um zwei zum Tatzeitpunkt 18 und 19 Jahre alte Männer russischer und ukrainischer Staatsangehörigkeit sowie einen 17-jährigen Jugendlichen. Dessen Staatsangehörigkeit müsse noch geklärt werden, teilte Amtsgerichtssprecherin Birgit Feuring auf Anfrage von MDR SACHSEN mit.
Die Angeklagten sind laut Gericht ukrainischer und russischer Staatsangehörigkeit.
Erwachsenenstrafrecht für einen Verdächtigten vorgesehen
Weil es sich bei dem Trio um einen Jugendlichen und zwei Heranwachsende handelt, wird der Fall vor dem Jugendschöffengericht verhandelt. Allerdings deutete die Staatsanwaltschaft am Prozesstag an, dass sie zumindest einen der Täter nach Erwachsenenstrafrecht verurteilen will. Dann würde der Fall ans Landgericht verwiesen. Vorerst ist ein Verhandlungstag angesetzt.
Ruma lebt jetzt in Bulgarien
Inzwischen hat Affen-Dame Ruma ein neues Zuhause in einem Tierpark in Sofia in Bulgarien, wie der Zoo informierte. Man wolle die Haltung von Bartaffen aufgegeben, wie der Leipziger Zoo einem MDR-Reporter sagte.
Das habe jedoch nichts mit dem Diebstahl von Ruma zu tun, hieß es. Das Abgabe des Bartaffen-Pärchens sei geplant gewesen. Der Zoo wolle Rumas altes Gehege abreißen und somit dem Neubau der "asiatischen Inselwelten" Platz machen.
MDR (phb/sth)/dpa