Trabifans fahren "Rodeo" durch Großbritannien und Irland

Sachsen Nach dem Tanken schütteln: Zwei Sachsen mit dem Trabi quer durch Großbritannien und Irland

Stand: 16.08.2024 12:49 Uhr

26 PS, vier Länder, zwei Männer, ein Ziel: Trabifans aus Sachsen sind am Donnerstagnachmittag zu einer Rallye quer durch Großbritannien und Irland aufgebrochen. MDR SACHSEN hat die beiden kurz vor der Abfahrt in Werdau gesprochen.

Von MDR SACHSEN

Darius Pohle und Eric Gärtner haben für ihren Urlaub besondere Pläne: Sie nehmen mit einem Trabant an einer Rallye quer durch Großbritannien und Irland teil. Der 25 Jahre alte Darius Pohle begeistert sich seit seiner Jugend für Simsons und das Schrauben. Seinen Trabi hat er 2021 gekauft und ist seitdem schon viele lange Strecken gefahren. Nach Neapel in Italien, nach Rumänien, Griechenland und Kroatien ging es schon, im Juli fuhr er dann die erste gemeinsame Tour mit Eric Gärtner an den Balaton nach Ungarn.

What is that? Die Briten könnten staunen

"Wir wollen zeigen, dass man mit alten Autos auch weite Strecken fahren kann", sagt Pohle. "Man kann ja fast alles auch selber dran machen." Verschleißteile haben die beiden vorsichtshalber repariert, Tuning wurde aber nicht betrieben. Für die Teilnahme an der Rallye muss das Auto mindestens 20 Jahre alt sein. Weil Pohles Trabi Baujahr 1988 ist, erfüllt er dieses Kriterium locker. "Wir werden wahrscheinlich das einzige Ostauto mit am Start sein", erzählt Pohle.

Trabifans fahren "Rodeo" durch Großbritannien und Irland

Das Bobbycar als Glücksbringer muss mit: Weil mit dem Kinderauto einst alles angefangen hatte, packt es Darius Pohle bei allen Touren aufs Trabi-Dach.

3.500 Kilometer quer durch Großbritannien

Insgesamt fahren rund 100 Autos mit und mehr als 200 Fahrerinnen und Fahrern mit. Tagesmissionen führen sie in neun Tagen auf rund 3.500 Kilometern quer durch England, Wales, Schottland und Irland. "Eigentlich ist es eine Just-for-Fun-Rallye, aber die Tagesmissionen werden von einer Jury bewertet. Da wollen wir natürlich vorne mitfahren", erzählt Pohle. Geplant sind rund zehn Stunden Autofahrt am Tag. Linksverkehr ist für Pohle dabei eine neue Erfahrung. "Aber das wird bestimmt kein Problem", hofft er.

Im Kofferraum dabei haben die beiden vor allem Werkzeug, Öl, Reservebenzin, Ersatzteile und Ersatzräder. "Ein paar Klamotten, ein bisschen Essen und für jeden eine Hängematte", zählt Pohle auf. "Mehr brauchen wir nicht." Dass das Auto weder ABS noch eine Klimaanlage hat, stört sie nicht. Eine Klimaanlage bräuchten sie nicht unbedingt, dafür gebe es zwei offene Fenster.

Klimaanlage brauchen wir nicht unbedingt, dafür gibt es zwei offene Fenster. Darius Pohle |
Trabifans fahren "Rodeo" durch Großbritannien und Irland

Dass dem Trabi eine Klimaanlage fehlt, stört Eric Gärtner (Beifahrer) und Darius Pohle auch im Hochsommer nicht.

Vor dem Tanken Kopfrechnen - dann Trabi schütteln

Das Öl brauchen die beiden zum Tanken ihres Autos. Denn ein Trabant kann nicht einfach mit Standardbenzin von der Tankstelle fahren. Zur Erklärung klappt Pohle die Motorhaube auf, unter der sich der Tank versteckt. "Zuerst muss gemessen werden, wie viel Benzin noch im Tank ist", erklärt er. "Dann folgt Kopfrechnen, denn wir brauchen eine Mischung von 1:40." Zuerst werde das Öl aufgefüllt, danach draufgetankt. "Dann wird das Auto kurz geschüttelt und der Rest mischt sich während der Fahrt durch."

Beifahrer ohne Führerschein

Im Gegensatz zu Pohle hat der 18 Jahre alte Eric Gärtner noch keinen Führerschein. "Ich habe versucht, das noch vorher hinzubekommen, aber es hat leider nicht geklappt", sagt er. Pohle ist das lange Fahren gewöhnt und findet es nicht so schlimm, dass sie sich am Lenkrad nicht abwechseln können. Gärtner ist im Team dafür zuständig, die Reise zu dokumentieren und die Social-Media-Accounts zu bestücken. Dort folgen den beiden mehrere Tausend Interessierte.

MDR (ali)