Pegellatte an einem Brückenpfeiler

Sachsen Neiße, Elbe, Spree: Sachsen bereitet sich auf Hochwasser vor

Stand: 13.09.2024 18:10 Uhr

Seit Freitagmorgen verursacht das Tief "Anett" ergiebigen Dauerregen in Tschechien und Polen. Der Deutsche Wetterdienst hat für das Wochenende auch vor ergiebigem Dauerregen in Teilen von Sachsen gewarnt. Außerdem gibt es örtliche Warnungen vor möglichem Hochwasser. Die sächsischen Landkreise bereiten sich auf alle Eventualitäten vor.

Von MDR SACHSEN

Ausgelöst durch Dauerregen in Tschechien und Polen schlägt das sächsische Landeshochwasserzentrum Alarm. Es wurden Hochwasserwarnungen für die Spree, die Lausitzer Neiße und die Elbe herausgegeben. In den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Mittelsachsen (Bergland), Görlitz und Bautzen gelten zusätzlich Unwetterwarnungen vor ergiebigem Dauerregen.

Dramatische Warnungen – Was kommt an Hochwasser aus Tschechien zu uns?

Landkreis SSOE: Anwohner sollen sich auf Überflutungen vorbereiten

Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ruft dazu auf, sich auf mögliche Überflutungen und Hochwasser vorzubereiten. Besonders die Elbanrainer sollen demnach Autos und andere Gegenstände aus dem Gefahrenbereich bringen, ihre Häuser sichern und sich auf eine mögliche Evakuierung vorbereiten.

Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft

Der Pirnaer Landrat Michael Geisler (CDU) sagte MDR SACHSEN, die betroffenen Kommunen mit ihren Einsatzstäben seien alarmiert. Die Katastrophenschutzbehörde des Landkreises habe sich auf die eventuell eintretende Situation eingestellt und auch die Kommunen dafür sensibilisiert, dass örtlich durch Starkregen verursachte Schäden und Behinderungen auftreten können und ein schnelles Eingreifen erforderlich ist. Der Landkreis hat Empfehlungen für die Anwohner herausgegeben:

Diese Empfehlungen gelten

  • Überprüfen und ergänzen Sie getroffene Vorsorgemaßnahmen. 
  • Sichern Sie wertvolle Gegenstände, Möbel und Dokumente. Dichten Sie gefährdete Türen und Fenster, sowie sonstige Öffnungen ab.
  • Sichern Sie die Heizung und elektrische Geräte in bedrohten Räumen und schalten Sie diese ab. Stromschlaggefahr entsteht bereits bei Kondenswasser! 
  • Überprüfen Sie Hausentwässerungsanlagen und Rückstauklappen im Keller. 
  • Entfernen Sie rechtzeitig Fahrzeuge aus gefährdeten (Tief-)Garagen oder von Parkplätzen. 
  • Verständigen Sie bei Austritt von Schadstoffen die Feuerwehr. 
  • Wichtig ist neben der Sicherung von Hab und Gut vor allem an hilfebedürftige Personen zu denken und auch Haustiere, die sich in der Gefahrenzone befinden könnten, nicht zu vergessen und rechtzeitig an einen sicheren Ort zu bringen.
  • Bereiten Sie sich auf eine eventuelle Evakuierung vor. 

"Ab Sonntagfrüh könnten die Wasserstände stark ansteigen"

So ist die Lage am Rest der Elbe

Auch für die Elbe warnt das Landeshochwasserzentrum vor Hochwasser. Aktuell bewegen sich die Wasserstände noch unterhalb des Richtwertes der Alarmstufe 1. Dieser soll laut Prognose am Pegel Schöna in den Abendstunden des Samstags, am Pegel Dresden in den frühen Sonntagmorgenstunden und am Pegel Riesa im Verlaufe des Sonntags überschritten. Am Pegel Torgau soll die Alarmstufe 1 erst am Montag erreicht werden. "Die Wasserstände werden weiter sehr schnell bis in den Bereich der Alarmstufe 3 ansteigen", so das Landeshochwasserzentrum.

Aus jetziger Sicht seien folgende Höchststände ab Mittwoch nicht auszuschließen:

  • Schöna: 6 bis 7,5 Meter
  • Dresden: 6 bis 7 Meter
  • Riesa: 6,80 bis 7,60 Meter
  • Torgau 7,40 Meter

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Wettlauf gegen die Zeit an der Carolabrücke

Durch den Einsturz der Carolabrücke steht die Stadt Dresden bei Hochwasser vor einer zusätzlichen Herausforderung. Die Einsatzkräfte arbeiten unermüdlich daran, die Trümmer rechtzeitig zu beräumen. Man befinde sich wegen des Hochwassers in einem Wettlauf mit der Zeit, sagt Feuerwehsprecher Michael Klahre. "Uns läuft hier wirklich die Zeit davon." Man wolle beim Abriss jede einzelne Minute ausreizen.

Abrissarbeiten auf der Dresdner Carolabrücke

Die Wasserschutzpolizei wird die in der Elbe verbleibenden Teile der Brücke mit Bojen ausstatten, um sie im Hochwasserfall zu verorten. Statiker prüfen nach Angaben der Stadt Dresden gerade, was mit den schräg hängenden Teilen der Brücke auf der Neustädter Seite passiert. Bei steigendem Wasserstand der Elbe wäre es besser, diese würden flach im Wasser liegen. Die noch stehenden Teile am anderen Ufer auf der Altstädter Seite bleiben zunächst stehen, soweit sie nicht von selbst fallen.

Erste Personenfähre in Dresden stellt Betrieb ein

Um Schäden zu verhindern, hat bereits am Freitag die Personenfähre zwischen den Dresdner Stadtteilen Johannstadt und Neustadt vorsorglich den Betrieb eingestellt. Das Schiff könne ab einem Pegelstand von 3,40 Metern nicht mehr übersetzen, teilten die Dresdner Verkehrsbetriebe mit. Zudem muss der Anleger mittels Kran eingeholt werden, um Schäden zu verhindern. Daher sei schon reagiert worden. Wie mit den anderen Fähren verfahren werde, werde je nach Gefährdung und Wetterlage entschieden. Die Fähre in Laubegast könne noch bei deutlich höheren Pegelständen nach Niederpoyritz übersetzen, hieß es. Die Autofähre in Pillnitz stelle ab einem Wasserstand von 4,50 Metern den Betrieb ein, die Personenfähre könne aber auch dann noch weiterfahren.

Hochwassergefahr in der Oberlausitz

Die Kommunen in der Oberlausitz, insbesondere an Spree, Neiße und ihren Zuflüssen, bereiten sich ebenfalls auf ein mögliches Hochwasser vor.

Hochwasserwarnung für die Neiße

Der Landkreis Görlitz weist darauf hin, dass es zu lokalen Hochwassern nach Starkregen kommen kann. Er bittet deshalb die Bevölkerung, die Wetterlage und die Pegelstände zu beobachten. Das Landeshochwasserzentrum hat in seiner neuesten Prognose in Görlitz einen Anstieg der Neiße auf knapp 4,50 Meter in der Nacht zu Sonntag vorhergesagt. Das entspricht noch der Alarmstufe 2. Momentan liegt der Pegel bei knapp 1,70.

Eine Hochwasserwarnung für die Neiße gilt bereits ab Freitagabend. Das Landeshochwasserzentrum erwartet nach der aktuellen Prognose für die Neiße in Zittau in der Nacht das Erreichen der Alarmstufe 2. Die Stadt Zittau hat bereits dazu aufgerufen, lose Gerätschaften, Mülltonnen und ähnliches von gefährdeten Bereichen zu entfernen. In Zittau könnten die Pegel bis Samstagvormittag auf gut 2,60 Meter stteigen. Der Tierpark in Zittau trifft Vorkehrungen für die Evakuierung der Tiere im Gefahrenbereich. Er bleibt deshalb am Wochenende geschlossen.

Alarmbereitschaft an der Spree

Nach Angaben des Landeshochwasserzentrums ist Freitagnacht mit einem Überschreiten von Meldestufen an der Spree zu rechnen, beginnend bei den kleineren Gewässern. Für den Pegel Spreewitz/Spree ist die Alarmstufe 1 im Verlauf von Sonnabend zu erwarten. Die Scheitel werden nach aktuellem Stand zunächst im Bereich der Alarmstufe 2 erwartet.

Die Feuerwehr Bautzen rät außerdem, Parkplätze nahe der Spree zu räumen und betreffende Grundstücke zu sichern. Die Stadt Wilthen informiert, dass auf dem Bauhof eigenständig Sandsäcke gefüllt und mitgenommen werden können und zwar heute bis 18 Uhr und Morgen bis 14 Uhr. Der Bürgermeister von Wilthen hat für den Bauhof und die Feuerwehr Einsatzbereitschaft angeordnet.

MDR (ali)