Sachsen Prozessauftakt in Leipzig gegen mutmaßliche Betrügerbande
Eine Betrugsbande soll mit Zehntausenden SMS und Whatsapp-Nachrichten potentielle Opfer geködert haben. Die bisher bekannte Schadenssumme beträgt jetzt schon mehr als Hunderttausend Euro. Nun muss sich das räuberische Quartett vor dem Landgericht Leipzig verantworten. So lief der erste Prozesstag.
- Vier mutmaßliche Internetbetrüger müssen sich vor dem Landgericht Leipzig verantworten.
- Die Beschuldigten sollen sich als Bankmitarbeiter ausgegeben und die Konten ihrer Opfer geplündert haben.
- Sofern die Angeklagten nicht geständig sind, könnte ihnen eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren drohen.
Am Landgericht Leipzig hat am heutigen Donnerstag der Prozess gegen vier mutmaßliche Internetbetrüger begonnen. Drei Niederländer im Alter von 23 bis 31 und eine 20 Jahre alte Deutsche sollen bundesweit Zehntausende SMS und Whatsapp-Nachrichten verschickt haben, mit den klassischen Fängertexten im Stil von: "Hallo Mama, ich habe eine neue Handynummer, schreib mir schnell mal zurück" oder "Guten Tag, hier spricht ihre Bank, da ist was mit Ihrem Konto". Das Ziel: Täuschung und Betrug mit vermeintlich in Not geratenen Verwandten oder Testüberweisungen.
Mutmaßliche Betrüger geben sich als Bankmitarbeiter aus
In einer Betrugsvariante sollen die Beschuldigten laut Anklageschrift mit den betrügerischen Nachrichten Links mitgeschickt haben. Wenn die Opfer auf diese klickten, wurden sie aufgefordert, ihre Kontodaten einzugeben. Daraufhin sollen die Betrüger die Leute angerufen und sich als Bankmitarbeiter ausgegeben haben, so die Anklage. Die Betrüger gaben demnach vor, dass eine Überweisung nicht geklappt habe und man deswegen den Link anklicken müsse. Schließlich konnten die falschen Bankmitarbeiter so an das Geld ihrer Opfer kommen.
Haftstrafe von bis zu 15 Jahren könnte drohen
Nach Verlesen der Anklageschrift am Donnerstag hat die 3. Strafkammer den vier Angeklagten im Rahmen eines Rechtsgesprächs vorgeschlagen, eine Strafminderung zu ermöglichen, sofern sie Geständnisse ablegen. Den Angeklagten könnte andernfalls eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren drohen. Sofern sie geständig sind, könnte sich das Gerichtsverfahren verkürzen. Zum nächsten Prozesstag kommende Woche Donnerstag wollen sich die mutmaßlichen Internetbetrüger laut Landesgericht dazu äußern, ob sie das Angebot annehmen. Insgesamt sind bisher insgesamt 15 Prozesstage bis April angesetzt.
Nur Bruchteil der mutmaßlichen Taten wird verhandelt
Die Angeklagten gerieten ins Visier der Polizei, als sie im Januar einen Leipziger schädigten. Er glaubte, mit einer vierstelligen Summe seiner Tochter zu helfen. Die verdeckten Ermittlungen offenbarten daraufhin zahlreiche weitere Fälle von Internet-Kriminalität mit sogenannten Phishing-Links.
Schließlich wurde das Quartett in Bremen lokalisiert und auf frischer Tat festgenommen. Der Prozess fokussiert sich auf einen Monat dieses betrügerischen Treibens, quasi tausende Fälle, und doch nur ein Bruchteil. Konkrete Schadenssumme in diesem Zeitraum: 170.000 Euro.
MDR (dih/lam/phb/sys)