Eine Hand wird an einem Zusatzteil eines Tablets gescannt: "Vielen Dank für ihren Einkauf!"

Sachsen Ohne Bargeld ins Freibad: Mittweida führt Handvenen-Scanner ein

Stand: 27.10.2024 09:00 Uhr

Im Märchen "1.001 Nacht" musste Ali Baba noch "Sesam öffne dich!" rufen, damit sich das Felsentor öffnet. Im Freibad Mittweida öffnen sich die Tore auch wie von Geisterhand - durch Handauflegen. Allerdings steckt keine Zauberformel dahinter, sondern ein ausgeklügelter Scanner für Handvenen. Das Venenmuster ist so individuell, dass Trittbrettfahrer keine Chance haben. Im nächsten Sommer soll das Gerät im Freibad zeigen, was es kann.

Von MDR SACHSEN

Obwohl bei herbstlich frischen sieben Grad nicht gerade Badewetter in Mittweida herrscht, betritt André Becker freudestrahlend das Freibad der Stadt. Das Kassenhäuschen ist nicht besetzt. Becker legt seine Hand auf einen kleinen Kasten neben der Gittertür. Eine Sekunde später springt die auf und Becker gelangt aufs Badgelände.

Andre Becker, Leiter des Forschungsprojektes "ID ideal".

André Becker, IT-Administrator der Stadt Mittweida, hat mit seinen Partnern vier Jahre an dem Projekt Handvenenscanner gearbeitet.

Bargeldlos ins Stadtbad: So soll das gehen

André Becker ist verantwortlich für das Forschungsprojekt "ID-ideal", das den Freibadbesuchern die Türen öffnen soll. Die Technologie dahinter: ein Handvenenscanner, der fünf Millionen Messpunkte auf der Handvene erfasst. "Aufgrund der hohen Anzahl von Messpunkten ist es quasi unmöglich, dass dieses Muster zwei Mal vorkommt." Soll heißen: Beim Eintritt kann niemand schummeln.

"Im Freibad gibt es eine Station zum Erfassen der Handvene", erklärt Becker. "Der digitale Nachweis wird in einem Wallet, also einer digitalen Brieftasche gespeichert. Über einen Webshop lassen sich dann Tickets oder das Guthaben für den Snackautomaten kaufen."

Der Scanner am Eingang des Bades erkenne dann, dass zum Handvenenmuster ein bezahltes Ticket gehört und das Tor öffne sich. Oder eben nicht, wenn nicht bezahlt wurde.

Forschung mit Partnern aus Verwaltung und Industrie

Becker, der bei der Stadtverwaltung Mittweida als IT-Administrator tätig ist, arbeitet schon lange an dem Projekt. "Gemeinsam mit der Hochschule Mittweida hatte sich die Stadt 2020 für das Projekt beworben."

Der Schwerpunkt habe darauf gelegen, sichere Identitäten mit biometrischen Merkmalen zu verknüpfen. "Mit unseren Partnern aus der Forschung und Industrie haben wir das dann umgesetzt: Ein sicherer und bargeldloser Zutritt zu unserem Freibad, zum Snackautomat und den Schließfächern mit dem Handvenenscanner." Zudem habe man einen barrierefreien Zugang zum Bad geschaffen.

Ein Snack-Automat und Schließfächer stehen im Eingangsbereich des Freibades Mittweida.

Am Eingang zum Bad kann man künftig seine Wertsachen einschließen und einen Snack kaufen - alles nur durch Handauflegen.

Sind die Daten sicher?

Dabei habe die Datensicherheit bei der Entwicklung höchste Priorität gehabt habe, betont Becker. "Der Server steht abgeschlossen hier in Mittweida. Es ist kein Zugriff von außen möglich und auch der Kunde gibt keinerlei persönliche Daten von sich preis."

Es werde nur abgeglichen, ob zum Handvenenscan eine Eintrittskarte gelöst wurde. Diese Daten würden dann verknüpft. Zudem seien die Handvenen ein absolut sicheres Mittel der Identifikation.

Geschlossene Stahltore am Eingang des Freibades in Mittweida.

Das mittlere Tor des Freibadeingangs in Mittweida öffnet sich ab Frühjahr 2025 per Handvenenscan.

Badegäste können in neuer Saison Scanner testen

Die Technologie sei an sich nicht neu, sagt Becker. Bei diesem Projekt sei es jedoch darum gegangen, den Handvenenscanner für eine öffentliche Einrichtung wie das Freibad nutzbar zu machen.

Bis zur Testphase im Freibad-Alltag werden allerdings noch ein paar kalte Tage vergehen. Mit Beginn der Saison im Mai 2025 soll auch der Handvenenscanner dazu beitragen, dass die Schlangen an der Kasse kürzer werden.

Das blaue Funktionsgebäude des Freibades Mittweida.

Auch in Zukunft wird es eine normale Kasse im Freibad Mittweida geben, aber die Handvenenscanner sollen Warteschlangen verkürzen.

MDR (tfr)