Sachsen Sicherer wohnen im Alter: So hilft Hightech Senioren
Möglichst lange zu Hause wohnen bleiben, im vertrauten Umfeld: Für viele Senioren ist das ein unbedingter Wunsch, für die Angehörigen bedeutet es aber meist eine Herausforderung. Helfen sollen hier neue Technologien und künstliche Intelligenz. Sie sollen den Alltag daheim sicherer machen. Wie das funktioniert, demonstrieren Wissenschaftler gerade in einer Testwohnung in Ebersbach-Neugersdorf.
- Technische Helfer sollen Senioren im Alltag unterstützen und zum Beispiel Stürze erkennen.
- In Pflegeheimen werden die technischen Helfer schon genutzt, in Privatwohnungen sind sie noch selten.
- Warum die Lausitz ein geeignetes Testfeld für die Assistenz-Systeme ist.
Eine Zwei-Zimmerwohnung im zweiten Obergeschoss eines Wohnblocks in Neugersdorf. Karin Große ist mit dem Fahrstuhl hinauf gefahren. Sie stützt sich auf einen Stock, als sie eintritt.
"Ich wohne alleine", sagt die ältere Dame. "Meine Wohnung ist eigentlich schon altersgerecht. Ich habe zum Beispiel keine Türschwellen mehr. Ich komme mit dem Rollator durch alle Türen durch. Aber vielleicht gibt es noch Verbesserungen, die möglich wären."
Sensoren sollen Stürze erkennen
Große ist eine von 20 Leuten, die in den kommenden Tagen diese besonders ausgestattete Wohnung besichtigen wollen. Wissenschaftler haben die Zimmer mit Bewegungsmeldern und Radarsensoren ausgerüstet. Die sollen Stürze erkennen, im Notfall Hilfe rufen und die Helfer automatisch hereinlassen.
Notfall- und Sturzerkennungssysteme bieten Senioren mehr Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Im Notfall können Türen automatisch geöffnet werden.
Thomas Graf vom Institut für Gesundheit, Altern, Arbeit und Technik an der Hochschule Zittau/Görlitz erklärt: "Wir haben festgestellt, dass es hier noch einen Mangel an technologischen Lösungen gibt und wenige Anbieter in der Region präsent sind."
Hightech-Helfer in privaten Wohnungen noch selten
Sein Team will die Hightech-Helfer deshalb bekannter machen. In Pflegeheimen und Einrichtungen für betreutes Wohnen werden sie schon genutzt - in Privatwohnungen sind sie aber noch selten, weiß Michael Fipper, Projektkoordinator von der Hochschule Darmstadt.
"Unser Ziel ist, dass wir möglichst viele Leute finden, die bereit sind, sich einfach mal auf dieses System einzulassen und das bei sich in der Wohnung zu verwenden, sodass wir da gemeinsam auf eine Lernreise gehen", sagt Fipper.
Michael Fipper mit einer smarten Medikamentenbox. Die Box registriert selbstständig, ob sie geöffnet wurde. Falls nicht, kontaktiert sie eine Kontaktperson.<br/> <br/>
Denn anders als das kontrollierte Umfeld im Pflegeheim hat die Privatwohnung für die Technik noch so ihre Tücken. Probleme können sein, "dass also eine Gardine, eine Blume sehr ungünstig vor einem Sensor steht, dass der Hund den Sensor angeknabbert hat, dass Sachen von der Wand fallen", erklärt Fipper. Darauf wollen die Forscher die Technik vorbereiten.
Testfeld Lausitz
In der Lausitz sieht Michael Fipper ein geeignetes Testfeld: "In gewisser Weise ist die Lausitz ein Paradebeispiel für das, was uns im Grunde genommen in den nächsten Jahren deutschlandweit erwartet, weil wir hier schon jetzt eine recht alte Bevölkerung sehen, wie wir sie realistischerweise in den nächsten Jahren auch in anderen Regionen Deutschlands sehen werden."
Mehr Senioren, aber weniger Pflegekräfte - wo Rund-um-die-Uhr-Betreuung nicht mehr leistbar ist, könnten die in Neugersdorf erprobten Assistenzsysteme Sicherheit und Komfort bieten. Wer die digitalen Helfer in Neugersdorf selbst einmal testen möchte, kann sich noch bis Donnerstagmorgen beim Institut für Gesundheit, Altern und Technik an der Hochschule Zittau/Görlitz dafür anmelden.
MDR (jwi)