Sachsen So viele neue Wohnungen wollen Sachsens Städte und Gemeinden in diesem Jahr bauen
In Sachsen werden Kommunen und Genossenschaften 2024 voraussichtlich knapp 420 neue Wohnungen fertigstellen. Das geht aus einer Statistik eines Branchenverbands hervor. Damit entstehen 150 Wohnungen mehr als im Vorjahr. Doch kommunale Wohnungsunternehmen müssten noch viel mehr bauen, um die Mietpreise zu drücken. Doch hohe Baukosten lähmen den kommunalen Wohnungsbau.
- Die Stadt Leipzig ist laut Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen einer der Vorreiter im kommunalen Wohnungsbau im Freistaat.
- Hohe Baukosten erschweren es kommunaler Wohnungsunternehmen aber, noch mehr zu bauen.
- Der Anteil der kommunalen Wohnungsgesellschaften am Mietmarkt beträgt gerade einmal zehn Prozent.
Vor dem Richtfest wird aufgeräumt: Ein Kran hebt einen Container Altholz auf einen Lkw, ein Bauarbeiter stapelt Euro-Paletten. Derweil wird auf sechs Etagen weiter gehämmert und gebohrt. Im Sommer sollen in einem Neubau in der Robert-Schumann-Straße unweit des Leipziger Zentrums die ersten Mieter einziehen. Etwa 100 kommunale Wohnungen sollen dort entstehen.
Städte und Gemeinden bauen zu wenig
Für Alexander Müller vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen (VDW) ist es nicht irgendein Neubau: "Das ist etwas Großes. Und leider auch etwas, das nicht ständig passiert. Insofern ist es schon ein echtes Referenzobjekt. Wenn wir sehen, was wir in diesem Jahr noch für Bauvorhaben planen oder geplant haben, ist das fast ein Viertel von dem, was insgesamt an kommunalem Wohnungsbau noch funktioniert." In dieser Hinsicht sei Leipzig einer der Vorreiter im kommunalen Wohnungsbau in Sachsen.
Das Mehrfamilienhaus ist ein Projekt der LWB, einem städtischen Unternehmen, bei dem Rendite nicht an erster Stelle steht. Doch gerade solche Firmen bauten zuletzt kaum. In Sachsen errichten alle Kommunen und Genossenschaften in Müllers Verband in diesem Jahr nur knapp 420 Wohnungen. Warum machen sie nicht mehr?
Hohe Baukosten lähmen kommunalen Wohnungsbau
Ricarda Pätzold vom Deutschen Institut für Urbanistik sagt, zunächst einmal kämen selbst städtische Firmen nur schwer an Bauland. "Sie können sich kaum am Bodenmarkt bedienen, weil dann die Eingangskosten meistens schon so hoch sind, dass kaum noch etwas Preiswertes gebaut werden kann." Hinzu kämen die gestiegenen Baukosten und die Zinsentwicklung. "Die ganze wirtschaftliche Seite hemmt natürlich auch den kommunalen Wohnungsbau."
Lange Zeit war kommunaler Wohnungsbau auch nicht sonderlich gefragt. Noch vor zwanzig Jahren verkauften Städte wie Dresden ihre Wohnungsgesellschaften an private Investoren. Weit verbreitet war die Ansicht: Privatfirmen verstehen den Markt besser. Inzwischen hat Dresden eine neue städtische Wohnungsgesellschaft, die wachsen will.
Nach Pätzolds Einschätzung ist das auch sinnvoll. "Dreißig bis vierzig Prozent würden vielen Städten schon gut anstehen, wenn das in der Hand der gemeinwohlorientierten Wohnungsmarktakteure wäre. Und da schließe ich alle Gruppen von Genossenschaften über kommunale Wohnungsunternehmen und Mietshäuser-Syndikate mit ein."
Deutscher Städte- und Gemeindebund fordet langfristige Förderung
Wo es viele gemeinwohlorientierte Wohnungsanbieter gibt, so die Hoffnung, steigen Mieten generell weniger stark. Bislang beträgt der Anteil der kommunalen Wohnungsgesellschaften am Mietmarkt rund zehn Prozent. Um mehr zu bauen, fehlt vielen aber schlicht das Geld.
Manchmal hilft die soziale Wohnbauförderung. Der Bund stellt dafür in den kommenden vier Jahren jeweils 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Das sei ein Anfang, sagt Bernd Düsterdiek vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. "Die Initiativen zur Stärkung des geförderten Wohnungsbaus sind richtig. Wichtig ist, dass wir das verstetigen, weil das keine kurzfristige Aufgabe ist, die zu lösen ist. Das ist im Grunde eine Daueraufgabe, ein Dauerlauf. Und hier brauchen wir eine langfristige Förderkulisse, damit wir dann entsprechend auch auf die Zahlen kommen."
400.000 Wohnungen hatte die Bundesregierung einst versprochen – pro Jahr. Die Leipziger LWB hat weitere Bauprojekte. In Summe könnten in der Stadt im nächsten Jahr rund 270 neue kommunale Wohnungen fertig werden. Das klingt wenig für eine Großstadt, ist für ein einzelnes kommunales Unternehmen aber doch eine Menge.