Das Hörsaalzentrum der TU Dresden.

Sachsen Lehrpause für umstrittenen Professor an TU Dresden

Stand: 22.08.2024 10:58 Uhr

Die Technische Universität Dresden setzt zum Wintersemester einen Professor nicht in der Lehre ein, der als umstritten gilt. Zuvor war bekannt geworden, dass er an einem Treffen des aufgelösten, rechtsextremen Instituts für Staatspolitik teilgenommen haben soll. Die Universität betonte, dass derzeit kein Anlass für disziplinarische Maßnahmen bestehe. Der betroffene Professor hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Von MDR SACHSEN

Die Technische Universität Dresden setzt Ulrich Fröschle, einen Professor für Neuere deutsche Literatur und Medienkultur, nicht mehr für Lehrveranstaltungen im Wintersemester ein. Gegen den Wissenschaftler, der eine sogenannte außerplanmäßige Professur innehat und nicht berufen wurde, gibt es Vorwürfe des Rechtsextremismus. Diese seien aber nicht der Grund, ihn im Wintersemester nicht zu beschäftigen, berichtet "Der Spiegel". Zuvor hatte auch schon die "Sächsische Zeitung" über den Fall berichtet.

Professor soll an umstrittenem Treffen teilgenommen haben

Die Rechtsextremismus-Vorwürfe hatte das Medienprojekt "recherche-nord" erhoben. Der Professor soll demnach im Februar 2024 an einem Treffen des inzwischen aufgelösten, als rechtsextrem eingestuften Instituts für Staatspolitik (IfS) teilgenommen haben. Fotos der Veranstaltung, die im Internet kursieren, sollen den Professor zeigen. Der Professor hat sich bislang weder zu den Vorwürfen geäußert noch seine Teilnahme bestätigt oder dementiert.

Was steckt hinter dem Institut für Staatspolitik?

  • Das Institut für Staatspolitik, gegründet 2000 von Götz Kubitschek, war ein rechtsextremes Institut mit Sitz in Schnellroda, Sachsen-Anhalt. Es galt als eine Plattform für völkische und nationalistische Ideologien und diente als Netzwerkknoten für die extrem rechte Szene in Deutschland. Das Institut organisierte unter anderem Konferenzen und Veranstaltungen, bei denen radikale politische und gesellschaftliche Ideen propagiert wurden.


  • Das Institut für Staatspolitik wurde 2021 aufgelöst, als es aufgrund seiner rechtsextremen Ausrichtung und seiner Rolle im politischen Diskurs zunehmend in die Kritik geriet. Es war ein zentraler Punkt für die Verbreitung von Ideologien, die als bedrohlich für die demokratische Ordnung angesehen wurden.

Disziplinarische Maßnahmen bislang nicht erforderlich

Die Universität betonte, dass es derzeit keinen Anlass für disziplinarische Maßnahmen gebe. Es lägen keine Wortäußerungen oder Handlungen im universitären Umfeld vor, die dies rechtfertigen würden. Das Rektorat habe nach Bekanntwerden der Vorwürfe verschiedene Perspektiven aus der Universität dazu angehört. Eine Sprecherin sagte MDR SACHSEN, es habe weder von Studierenden, noch Kollegen Beanstandungen oder Beschwerden über Fröschle gegeben.

Universität bekennt sich zu demokratischen Werten

Die TU Dresden bekräftigte ihr Bekenntnis zu Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit. Menschenverachtendes, völkisches Denken stehe im klaren Widerspruch zu den Werten der Universität.

*Transparenzhinweis der Redaktion: In einer ersten Version des Beitrages wurde die Lehrpause des genannten Professors als Ausschluss von der Lehre an der TU Dresden benannt. Das ist falsch. Der Betreffende wurde nicht formal von der Lehre ausgeschlossen. Es laufen auch keine Untersuchungen der TU Dresden zu Vorwürfen des Rechtsextremismus gegen den Mann. Der Text wurde an den genannten Stellen richtig gestellt.

MDR (dkn/kk)/epd