Drei Jungen sitzen auf der Treppe vor dem Rathaus von Zwickau

Sachsen Ukrainische Kinder machen Ferien in Sachsen

Stand: 11.07.2024 05:00 Uhr

Ein Verein aus Zwickau hilft seit Jahren Menschen aus der ukrainischen Partnerstadt Wolodymyr. Seit dem Krieg dort hat sich diese Hilfe noch einmal verstärkt. Zwar ist die Partnerstadt in der Westukraine nicht von direkten Kampfhandlungen betroffen. Der Krieg verursacht dennoch Wunden - vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Von MDR SACHSEN

Es sind keine gewöhnlichen Ferien, die die 26 ukrainischen Jungen und Mädchen in Zwickau verbringen. Was sofort auffällt: Sie alle blicken ernst. Unbeschwertes Kinderlachen, Necken und Frotzeln sind eher nicht angesagt. Kein Wunder, denn die Kinder im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren, die seit Sonntag auf Einladung der Stadt Zwickau hier Ferien machen, kommen aus einem vom Krieg gebeutelten Land. "Unsere Region ist zwar nicht direkt von den Kämpfen betroffen. Dennoch spielt der Krieg bei vielen unserer Kinder eine Rolle", erklärt Betreuerin Natalia Jasyuk. Sechs Kinder in der Reisegruppe seien durch den Krieg Halbwaisen geworden, von vielen kämpften der Vater oder die Mutter gerade an der Front.

Ein Mädchen mit einer Ukraine-Flagge um den Schultern spricht mit ihrer Freundin

Zwickau hat 26 Jungen und Mädchen aus der Ukraine zu einer Ferienwoche nach Sachsen eingeladen.

Viele Familien haben Tote zu beklagen

Mark ist 15 Jahre alt und das erste Mal in Deutschland. Als es hieß, dass ein Bus mit Kindern eine Woche Urlaub in Sachsen machen kann, habe er sich riesig gefreut. Mark stammt aus der Nähe der Zwickauer Partnerstadt Wolodymyr. Zu Hause sind sie zu sechst - er hat noch drei Schwestern. Die Eltern seien beide schon an der Front gewesen, erzählt der Junge. Zum Glück seien sie unbeschadet wieder nach Hause gekommen. Auch wenn seine westukrainische Heimatstadt bisher von den Kampfhandlungen verschont wurde: Jeden Tag hört Mark, wie Freunde, Bekannte oder Verwandte um Angehörige trauern, die an der Front gefallen sind.

Wir sammeln Geld und Spenden. Nicht um Bomben oder Waffen zu kaufen, sondern um humanitäre Hilfe zu organisieren. Karl-Ernst Müller | Vorsitzender "Partnerschaft zur Ukraine e.V."
Ein Mann schaut in die Kamera.

Karl-Ernst Müller ist einer der Initiatoren der Städtepartnerschaft Zwickau-Wolodymyr.

Verein sammelt für humanitäre Hilfe

"Uns liegt vor allem die Förderung von Kindern am Herzen", sagt Karl-Ernst Müller. Der 77-Jährige ist Vorsitzender des Vereins "Partnerschaft zur Ukraine". Der Verein entstand 2013, als die Partnerschaft mit der westukrainischen Stadt Wolodymyr besiegelt wurde. Müller war einer der Initiatoren. Mit dem Beginn des Krieges 2022 verstärkten sich noch einmal die Aktivitäten des Vereins. "Wir sammeln Geld und Spenden. Nicht um Bomben oder Waffen zu kaufen, sondern um humanitäre Hilfe zu organisieren. Das liegt uns am Herzen", sagt er. Ein Baustein sei die Ferienaktion für ukrainische Kinder.

Eine Gruppe von Jungen und Mädchen mit einer auf den Boden gelegten Ukraine-Flagge

Der Empfang im Zwickauer Rat erfüllt einige der Kinder mit Stolz. "Das ist schon eine große Ehre", findet der 15-jährige Mark.

Buntes Ferienprogramm

Es ist schon das zweite Jahr, dass Kinder hier in der Region eine Woche Ferien verbringen können. Die Gruppe ist mit dem Bus aus der Ukraine angereist und der Verein hat zusammen mit der Stadt Zwickau das Programm für die Ferienwoche zusammengestellt. "Wir waren schon an der Göltzschtalbrücke und gestern Baden an der Talsperre Pöhl. Morgen wollen wir den Freizeitpark Plohn besuchen. Also den Kindern gefällt es sehr", sagt Betreuerin Natalia.

Auch Mark ist von der Ferienwoche begeistert. "Wir wurden heute sogar im Rathaus begrüßt und haben eine Führung bekommen. Das ist schon eine große Ehre." Nach dem Empfang gab es ein Eis auf dem Hauptmarkt und dann – ganz spontan ins Programm aufgenommen – einen Abstecher zu den spektakulären Oldtimern ins August Horch-Museum.

MDR (mwa)