Sachsen Versunkenes Dorf taucht als 3D-Modell an Talsperre Pöhl wieder auf
An der Talsperre Pöhl im Vogtland geht bald ein großer Wunsch in Erfüllung: Ein wichtiges Stück Geschichte kann wiederentdeckt werden. Das vor gut 60 Jahren mit dem Bau des Stausees versunkene Dorf Pöhl taucht für alle sichtbar wieder auf. Und zwar als 3D-Holz-Modell. Nach langen Planungen baut die Gemeinde für das Kunstwerk einen Ausstellungspavillon.
- An der Talsperre Pöhl im Vogtland entsteht ein 3D-Modell für ein versunkenes Dorf.
- Ein Holzbildhauer lässt mit Hilfe von alten Fotos historische Gebäude wiederauferstehen.
- Der Ausstellungspavillon für das Modell soll dieses Jahr fertiggestellt werden.
Nur einen Steinwurf von der Sperrmauer der Talsperre Pöhl entfernt wird gebaggert. Zwei Arbeiter verteilen Kies um den Rohbau des neuen Ausstellungspavillons. Auch ein Dach hat die Konstruktion aus massiven Holzbalken bereits.
Innenausbau soll zügig vorankommen
Pöhls Bürgermeister Erik Jung (Freie Wählervereinigung Pöhl) ist mit dem Verlauf zufrieden, sagt er. "Wir haben uns am Anfang ein bisschen schwer getan, wie das überhaupt aussehen soll. Da gab es verschiedene Modelle, die wir hatten."
Der nun im Bau befindliche Pavillon könne sich bereits sehen lassen, findet Jung. Als Nächstes werde der innenraum verglast. Jung hofft, dieses Jahr weiter zügig beim Innenausbau voran zu kommen. Um den Pavillon sollen Bauarbeiter noch Bänke hinsetzen.
Die Talsperre Pöhl im Vogtland zieht jedes Jahr viele Urlauber und Camper an. Sie wurde vor mehr als 60 Jahren geflutet. (Archivbild)
Regionaler Holzbildhauer baut Dorf in Kleinformat nach
Rund 30 Quadratmeter Fläche habe der Pavillon, erklärt Bürgermeister Jung. Hier sollen hinter Glas große Teile des versunkenen Dorfs Pöhl im Kleinformat kostenlos bestaunt werden können. Macher und Ideengeber dieses Projekts ist der Holzbildhauer Jens Weber aus Jocketa.
Der Jocketaer Holzbildhauer Jens Weber (links) und Pöhls Bürgermeister Erik Jung (Freie Wählervereinigung Pöhl) erkundigen sich regelmäßig über die Baufortschritte am Ausstellungspavillon an der Talsperre Pöhl.
Seit drei Jahren bauten er und eine einige Helfer an dem Modell im Maßstab 1:120, erklärt Weber. "Noch ist es nicht ganz fertig. Aber wir sind ziemlich weit mit den Häusern und damit, das ganze Gelände zu gestalten."
Noch ist es nicht ganz fertig. Aber wir sind ziemlich weit mit den Häusern und damit, das ganze Gelände zu gestalten. Bernd Schädlich | Holzbildhauer aus Jocketa
Alte Fotos lassen historische Gebäude wiederauferstehen
Anhand etlicher alter Fotos wurden Weber zufolge beispielsweise das obere Schloss, Kirche, Schule, Gasthof, Bauernhöfe und der Friedhof detailgetreu aus Holz nachgebaut. Ähnlich schwierig werde es, das Modell im neuen Pavillon erstmals komplett zusammen zu setzen.
Denn das Dorf Pöhl habe an einem Berghang gestanden und das soll auch zu sehen sein, erklärt der Modellbauer. "Es ist gar nicht so einfach, dass alles so passt, wie es sein muss. Das Modell hat am Ende Struktur. Es ist vom obersten Punkt, dem ehemaligen Schloss, bis hinunter ins Triebtal eine ziemliche Höhe", sagt Weber.
Das könne beim Aufbau eine Herausforderung werden. "Aber ich denke, das werden wir auch irgendwie schaffen", sagt der Holzbildhauer.
Das "Atlantis des Vogtlands" wieder bekannt werden
Dieses Stück Ortsgeschichte wiederzubekommen, sei nicht nur für die Einwohner Pöhls wichtig, meint Bürgermeister Erik Jung. Darüber hinaus habe das knapp 70.000 Euro teure Projekt auch touristische Bedeutung.
Das, was historisch entstanden ist, wollen wir gerne an die Nachwelt weitergeben. Das Dorf Pöhl kennt niemand mehr in dem Maße, wie es damals war. Eric Jung | Bürgermeister von Pöhl
Gerade für Urlauber könne es eine interessanter Blick in die Geschichte sein, sagt Jung. "Das, was historisch entstanden ist, wollen wir gerne an die Nachwelt weitergeben. Das Dorf Pöhl kennt niemand mehr in dem Maße, wie es damals war."
Ausstellungspavillon soll dieses Jahr fertig werden
Noch in diesem Jahr solle der neue Ausstellungspavillon soweit fertig werden, sagt Jung. Wenn alles klappt könnte schon im Frühjahr das versunkene Dorf Pöhl im Mini-Format bestaunt werden.
MDR (phb)