Fat vollständig kahl geschlagene Waldfläche im Erzgebirge.

Sachsen Wenig Nadeln, viele Borkenkäfer: Mehrzahl der Bäume in Sachsen weiter krank

Stand: 16.12.2024 11:44 Uhr

Keine Erholung in Sicht: So hat Sachsenforst seinen Waldzustandbericht überschrieben. Es hat zwar etwas mehr geregnet. Dennoch geht es vielen Bäumen in Sachsens Wäldern nicht gut. Deutliches Zeichen, was jeder, der es will, sehen kann: Die Kronen vieler Bäume sind licht und nicht dicht.

Von MDR SACHSEN

Sachsens Wälder sind weiterhin in einem schlechten Zustand. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Waldzustandsbericht, der am Montag vorgestellt wurde. Insgesamt lag der Anteil der deutlich geschädigten Bäume demnach bei 34 Prozent (2023: 35 Prozent). Weniger als ein Viertel der Bäume wies keine sichtbaren Schäden auf.

Landwirtschaftsminister: Wald geht es nach wie vor schlecht

Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther sagte: "Trotz der höheren Niederschläge in diesem Jahr geht es Sachsens Wald nach wie vor schlecht." Klimakrise und Borkenkäfer hätten tiefe Wunden hinterlassen – und das seit 2018, so der Grünen-Politiker.

Der Zustand des Waldes bleibt besorgniserregend. Wolfram Günther | Umweltminister Sachsen

Unter dem Eindruck des anhaltenden Klimawandels will der Freistaat am sogenannten Waldumbau festhalten. Hierzu gehören beispielsweise neue Baumarten, die gegenüber Hitze und Trockenheit stressresistenter sind sowie eine Rückkehr zu Mischwäldern - weg von Monokulturen. Flachwurzelnde Nadelbäume reagieren besonders empfindlich auf Dürre. Geschwächte Bäume wiederum bieten eine Angriffsfläche für Schadinsekten, wie etwa den Borkenkäfer.

Ziel müsse es sein, klimastabile, arten- und strukturreiche, leistungsfähige Mischwälder zu gestalten, so der Minister. "Dabei gehören Nutzung, Naturschutz, Bodenschutz, Wasserschutz und Erholung zusammengedacht", so Günther.

Waldboden hat wieder mehr Regenwasser gespeichert

Landesforstpräsident Utz Hempfling erklärte, die erhöhten Niederschläge in diesem Jahr hätten dazu beigetragen, "dass der Bodenspeicher wieder etwas aufgefüllt werden konnte und die Dürre im Vergleich zu den Vorjahren nicht mehr ganz so flächig ausgeprägt ist". Da der überwiegende Teil des Niederschlags außerhalb der Vegetationszeit falle, seien die Bäume auf den Bodenspeicher für die Wasserversorgung angewiesen.

Ungeschädigte Eichen sind in den sächsischen Wäldern quasi nicht mehr anzutreffen. Utz Hempfling | Landesforstpräsiden

Hempfling sagte ferner, dem Staatsforst und den privaten und körperschaftlichen Waldbesitzern - etwa den Kirchen - sei es gelungen, "die Schadholzmengen durch den Borkenkäfer in diesem Jahr durch eine intensive Befallsüberwachung und eine konsequente Sanierung weiter einzugrenzen".

lila Blüten vom Fingerhut

Der Waldboden konnte in diesem Jahr durch reichlich Regen wieder mehr Feuchtigkeit speichern. (Symbolbild)

Keine ungeschädigten Eichen mehr in sächsischen Wäldern

Einen hohen Nadelverlust attestieren die Baumexperten den Fichten und Kiefern, was zu einer hohen Kronenverlichtung führt. Die Baumarten sind also deutlich geschwächt. Auch die Laubbaumarten wie Eichen, Buchen, Ahorn, Eschen und Birken seien "weiterhin infolge von Schädlingsbefall und Trockenheit geschädigt", hieß es. Die Baumart mit der negativsten Entwicklung gegenüber dem Vorjahr sei aktuell die Eiche. "Ungeschädigte Eichen sind in den sächsischen Wäldern quasi nicht mehr anzutreffen."

Diese Daten wurden für den Waldzustandsbericht erhoben
Zur Erfassung des Waldzustandes wurden an 6.504 Bäumen neben der Kronenverlichtung (Blatt- bzw. Nadelverlust) und dem Vergilbungsgrad weitere Merkmale wie Blüte, Fruchtbildung, Anzahl der Nadeljahrgänge sowie biotische, zum Beispiel durch Insekten und Pilze verursachte, und abiotische, zum Beispiel durch Dürre, Feuer und Sturm, verursachte Schäden aufgenommen.

Spätfröste schädigen auch Waldbäume

Die Spätfröste, die für Ernteausfälle bei Obst- und Weinbauern gesorgt haben, haben auch den Wäldern zugesetzt. Spätfröste im Zeitraum vom 18. bis 25. April haben in Nordsachsen und im Osterzgebirge den Angaben zufolge "deutliche Schäden an den Frühjahrstrieben unter anderem von Eiche, Rot-Buche und Weißtanne" verursacht.

Durch das feuchtwarme Sommerwetter hat zudem Mehltau vorgeschädigte Eichen befallen.

MDR (lam)