Sachsen Wird der Rektor der Polizeihochschule Rothenburg abgesetzt?
An der Polizeihochschule in Rothenburg brodelt es: Zwei Hochschullehrer fordern die Abwahl von Rektor Dirk Benkendorff und werfen ihm Untätigkeit sowie mangelnde Führungsstärke vor. Die Fachhochschule in Rothenburg in der Oberlausitz, direkt an der polnischen Grenze, ist einer von insgesamt fünf Standorten der sächsischen Polizeiausbildung.
- Der Rektor der Polizeihochschule Rothenburg sieht sich mit Vorwürfen und Kritik konfrontiert.
- Die Polizeigewerkschaft fürchtet durch den Konflikt einen negativen Einfluss auf die Ausbildung.
- Wie es an der Polizeihochschule Rothenburg weitergehen wird, soll in einer Sitzung am 10. Dezember entschieden werden.
Die Polizeihochschule Rothenburg steht vor einer neuen Personalkrise: Zwei Hochschullehrer fordern die Absetzung des Rektors Dirk Benkendorff. Der Jurist aus Hannover, der erst im Sommer 2023 in das Amt berufen wurde, sieht sich Vorwürfen der Untätigkeit und Führungsschwäche ausgesetzt.
Rektor weist Vorwürfe zurück
Benkendorff selbst weist die Vorwürfe der Untätigkeit und Führungsschwäche zurück. Nachdem es an den Polizeifachschulen in Schneeberg und Chemnitz vermehrt zu mutmaßlich diskriminierenden, antisemitischen und sexistischen Übergriffen gekommen war, reagierte die Hochschule der Sächsischen Polizei, zu der die Einrichtungen gehören, mit umfassenden Ermittlungen. Im vergangenen Herbst wurde einem Polizeischüler aufgrund rechtsmotivierter Äußerungen die Ausbildung in Rothenburg verwehrt.
Die Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Sachsen, Cathleen Martin, fürchtet negative Auswirkungen des Konkflikts auf die Ausbildung. (Archivbild)
Polizeigewerkschaft fürchtet negativen Einfluss auf Ausbildung
Dier Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in Sachsen, Cathleen Martin, beschreibt die Situation als angespannt. "Es brodelt schon länger", sagte Martin. Sie führt die Probleme auch darauf zurück, dass Benkendorff fachfremd sei. In der polizeilichen Ausbildung stünden ständig neue Veränderungen an, zum Beispiel im Straf- und Eingriffsrecht. Der jetzige Rektor Benkendorff war vorher im sächsischen Umweltministerium tätig.
Als Außenstehender könne er nicht komplett überblicken, was eine Polizeiausbildung wirklich beinhalte: "Ich glaube einfach, dieses Ganze zu sehen und zu erkennen, ist einfach zu groß für jemanden, der nicht aus der Polizeiriege kommt oder vorher nichts mit der Polizeiriege zu tun hatte."
Der Zoff zwischen Rektor und Lehrkräften könne Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität der Polizeianwärter haben, befürchtet Martin. Die Spannungen zwischen dem Rektor und dem Lehrpersonal würden die Ausbildungsatmosphäre belasten: "Er hat sicherlich sein Bestes versucht. Aber manchmal stößt man an seine Grenzen."
Unklar ist, ob und wie sich die Personaldebatte innerhalb der Polizeihochschule in Rothenburg auf die Ausbildung der sächsischen Polizeianwärter auswirkt (Archivfoto).
Krisengespräch mit Innenministerium
Die Personal-Turbulenzen an der Polizeifachhochschule haben auch das Innenministerium erreicht. Vorige Woche gab es offenbar ein Krisengespräch, das aber abgebrochen wurde.
Das Innenministerium wollte sich auf eine Anfrage des MDR nicht zu den Vorwürfen äußern. "Über einzelne Personalangelegenheiten erteilt das Ministerium keine Auskunft", heißt es in einer schriftlichen Mitteilung.
In welche Richtung sich der Konflikt an der Polizeihochschule Rothenburg entwickeln wird, soll am 10. Dezember entschieden werden. (Symbolbild)
Entscheidung am 10. Dezember
Über das Schicksal des Rektors wird - sehr wahrscheinlich - am 10. Dezember entschieden. Dann tagt der Senat der Sächsischen Polizeifachhochschule. Der Runde gehören Vertreter des Lehrpersonals, Professoren, Studenten und der Rektor selbst an. Das Gremium könnte mit einer Zweidrittelmehrheit beim Innenministerium die Abberufung von Benkendorff beantragen.
Die Polizei-Gewerkschafterin Cathleen Martin geht davon aus, dass sich der Senat - per Abstimmung - klar zur Personalie Benkendorff äußern wird: "Ich kenne natürlich die Entscheidung nicht, die dort am Ende getroffen wird. Aber bevor man den Senat mit einer solchen Aufgabe betraut, dann muss es schon ein Stück weit vorangeschritten sein und man muss schon Bedenken angemeldet haben, berechtigte Bedenken, ob das mit der Führung weiter richtig funktioniert."
MDR (kav)