Sachsen Zum zweiten Mal: Uhren-Oscar geht in Oberlausitzer Dorf
Wer an deutsche Luxusuhren denkt, dem kommen wohl als erstes die großen Uhrenmarken aus Glashütte in den Sinn. Doch mittlerweile gibt es auch einige unabhängige Uhrmacher, die mit Erfolg eigene Zeitmesser entwerfen und herstellen. Dazu gehört auch Stefan Kudoke, der im kleinen Dorf Weifa bei Bautzen seine Uhrenmanufaktur betreibt. Jetzt hat er nach 2019 zum zweiten Mal den Oscar der Uhrenindustrie gewonnen. Wie hat er das geschafft?
Das kleine Weifa mit seinen idyllischen Umgebindehäusern und gerade mal 700 Einwohnern liegt fernab internationaler Flughäfen mitten im Oberlausitzer Bergland. Trotzdem haben schon viele weitgereiste Gäste ihren Weg in das kleine Dorf gefunden. Aus Dubai zum Beispiel, aus Japan, Australien oder den USA. Ihr Ziel ist die Uhrenmanufaktur Kudoke, wo sie sich ihr kleines Uhrenkunstwerk abholen. Denn die Zeitmesser von Uhrmachermeister Stefan Kudoke und seinem Team haben in der Welt der Uhrensammler einen guten Ruf, spätestens seitdem er 2019 zum ersten Mal den "Uhren-Oskar" gewonnen hatte.
Stefan und Ev Kudoke mit ihrem "Uhren-Oscar" in Werkstatt in Weifa.
Ungewöhnliches Ziffernblatt überzeugte
Mitte November wurde der unabhängige Uhrmacher nun zum zweiten Mal mit dem "Grand Prix d’Horlogerie de Genève", dem Großen Preis der Uhrmacherkunst von Genf, für eines seiner Modelle ausgezeichnet. Stefan Kudoke hat ihn in der Kategorie für Uhren bis 10.000 Franken gewonnen. Der 46-Jährige hat die schlichte Uhr mit dem ungewöhnlichen Ziffernblatt selbst entworfen. Es hat einen normalen Minutenzeiger und gleich drei Stundenzeiger, eingebettet in ein handgefertigtes mechanisches Uhrwerk. Es sei eine Uhr, bei der man ein bisschen überlegen müsse, meint Ev Kudoke mit einem Augenzwinkern. Sie leitet mit ihrem Mann die Uhrenmanufaktur. Aber die Idee der unkonventionelle Anzeige und die Handwerkskunst dahinter sei wohl auch ein Grund für die Auszeichnung gewesen.
Preis brachte mehr Bekanntheit
Jetzt schmücken die beiden Preise in Form einer vergoldeten Hand eine Glasvitrine im Besprechungsraum ihres neuen Firmensitzes. "Schon der letzte Preis hat einen enormen Schub gebracht für die Marke und für uns als Unternehmen", erzählt Stefan Kudoke. Zu sehen ist das auch an der Mitarbeiterzahl. Angefangen haben sie zu zweit, sagt seine Frau Ev. Inzwischen beschäftigen sie zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr sind sie außerdem in ihren neugebauten Firmensitz in Weifa gezogen. Hier gibt es jetzt nicht nur einen, sondern mehrere Werkstatträume, inklusive schönem Blick auf das Bergland.
Schon der letzte Preis hat einen enormen Schub gebracht für die Marke und für uns als Unternehmen. Stefan Kudoke | Uhrmachermeister
Luxusgut Uhr vor allem für Sammler
Während es sich für die Uhrmacher in der Abgeschiedenheit Weifas gut und konzentriert arbeiten lässt, bedeutet es für ihre Kunden eine kompliziertere Anreise. Die meisten würden Berlin anfliegen und dann mit dem Mietwagen bis Weifa fahren, sagt Stefan Kudoke. Für die Uhrensammler sei eben eine handgefertigte Uhr ein Luxusgut, dass sie sich gerne gönnen und daran freuen. "Brauchen tut das kein Mensch. Wir haben alle ein Telefon, auf dem man die Zeit abliest. Aber es ist schön zu haben." Die Sammlerszene sei wie eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich untereinander kennt und trifft. Für sie entwirft der 46-Jährige, der sein Handwerk in Glashütte gelernt hat, die unterschiedlichsten Modelle. Inzwischen schaffen er und sein Team 250 Uhren im Jahr.
Brauchen tut das kein Mensch. Wir haben alle ein Telefon, auf dem man die Zeit abliest. Aber es ist schön zu haben. Stefan Kudoke | Uhrmachermeister
Uhrenkunst wird geschätzt
Was macht aber die Modelle solch kleiner unabhängiger Uhrenmanufakturen wie Kudoke so wertvoll? Stefan Kudoke vergleicht es mit dem Kunstmarkt: "Die kleineren Uhrmacher - so wie wir - werden eher als Künstler gesehen. Viele ältere Modelle kommen auch in Auktionshäuser und werden versteigert. Je nach Ruf und Image gehen dann die Auktionspreise hoch." Deshalb sehen sich die kleinen Uhrenmanufakturen auch nicht vorrangig als Konkurrenz, ergänzt Ev Kudoke. Man tausche sich miteinander aus, gebe sich Tipps, treffe sich auf den Messen. "Die Sammler kaufen am Ende sowieso von jedem die Uhr", meint am Ende Uhrmachermeister Stefan Kudoke.