Sachsen Zwischen Schmerz und Hoffnung: Moderner Kern in alter Hülle
Hell, kinderfreundlich, modern und flexibel soll die neue Stadtkirche im sächsischen Großröhrsdorf werden. Gewünscht werden zudem eine gute Akustik und bequeme Bestuhlung. Das ergab eine Umfrage der Ortsgemeinde, an der sich fast 700 Menschen beteiligten.
- Die Großröhrsdorfer wünschen sich einen schlicht-modernen Look für ihre neue Kirche.
- Die Resonanz auf die Umfrage zum Wiederaufbau der Kirche in Großröhrsdorf war in allen Altersgruppen groß, erzählt Nadine Höckendorff aus dem Perspektivteam.
- Finanziert werden soll die neue Kirche aus Spenden und Teilen der Versicherungssumme.
Nach dem verheerenden Brand der barocken Stadtkirche in Großröhrsdorf vor anderthalb Jahren hat die Gemeinde jetzt ein Konzept für einen Wiederaufbau des Gotteshauses vorgestellt. Laut Kirchenvorstand haben fast 700 Menschen in einer Umfrage dafür Vorschläge unterbreitet.
Eine Kirche für alle Generationen
Nach dem Brand wurde die Ruine gesichert. Die äußere Hülle könnte demnach in einen Kirchenneubau mit einbezogen werden. Laut Umfrage sollen die Silhouette und der Turm der Kirche inklusive Glocken und Turmuhr wieder aufgebaut werden. Sie seien für die Stadt identitätsstiftend sagte Kirchenvorstand Jens Großmann bei MDR SACHSEN: "Insbesondere die Menschen, die eine besondere Verbindung zur Kirche haben, wünschen sich natürlich die Optik, so wie sie war." Doch auch neue Ideen sollen umgesetzt werden, zum Beispiel: Platz für Kinder zu schaffen, "dass sie sich auch wohlfühlen können." In der neuen Kirche sollen sich alle Generationen wiederfinden können, so der Kirchenvorstand.
Schlicht und modern
Wie die Kirche genau aussehen wird, soll ein Architekturwettbewerb klären. Die Grundlage für die grobe Richtung hat ein Perspektivteam der Kirchengemeinde erarbeitet. Das Außengelände ist demnach als "grüne Oase" geplant, der Innenraum soll schlicht, modern und flexibel gestaltet werden.
Im Kirchenraum sollen bis zu 300 Sitzplätze bereitstehen. Außerdem wünschen sie die Großröhrsdorfer eine Möglichkeit den Kirchenraum für 30 bis 80 Menschen zu verkleinern. Geplant seien zudem Räume für die Arbeit mit Kindern, eine Lounge, ein Technikraum sowie ein Band- und ein Chorbereich. Auch ein Ort für Erinnerungstücke aus der abgebrannten Kirche soll es geben.
Am Montag wurden in Großröhrsdorf die Umfrageergebnisse zu den Ideen der neuen Kirche vorgestellt.
Große Resonanz auf Umfrage zur neuen Kirche
Nadine Höckendorff engagiert sie sich schon seit über einem Jahr ehrenamtlich im sogenannten Perspektivteam der Gemeinde. Bis heute ist sie tief betroffen, wenn sie die Ruine der Großröhrsdorfer Kirche sieht. "Drei von vier Kindern von uns sind in der Kirche sind getauft, unser jüngstes Kind war das letzte Kind, was hier getauft wurde."
Mit dem Wiederaufbau der Kirche verbindet sie auch Hoffnungen. Die Resonanz auf die Umfrage zur möglichen Gestaltung der neuen Kirche in Großröhrsdorf sei riesig gewesen: "Wir haben Rückmeldung bekommen von allen Alltersstufen, zu den Jugendlichen sind wir direkt mit hingegangen, und haben gefragt im Konfirmandenunterricht, so dass jeder die Möglichkeit hatte, daran teilzunehmen." Die Umfrage gab es digital und auch in Papierform.
Kirche im Sommer bis auf Grundmauern zerstört
Die Kirche in Großröhrsdorf war im Sommer 2023 durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern zerstört worden. Bereits wenige Tage danach hatte die Ortsgemeinde beschlossen, eine neue Kirche zu errichten. Der Brandstifter war zu einer neunjährigen Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt worden.
Nach dem Brand soll die Kirche in Großröhrsdorf nun wieder neu aufgebaut werden - mit alten und neuen Elementen.
Finanzierung aus Spenden und Versicherungssumme
Das Geld für den Wiederaufbau soll aus der Versicherungssumme fließen, die noch zu verhandeln sei, sagte der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Jens Großmann. Für die neue Kirche wurden bereits mehr als 520.000 Euro gespendet.
Die Gemeinde plant, einen Teil der erwarteten Versicherungssumme für nachfolgende Generationen in einer Stiftung anzulegen. Im Prozess gegen den Kirchenbrandstifter hatte ein Gutachter den Versicherungswert auf rund 35 Millionen Euro geschätzt. Die Kosten für den Kirchenneubau können laut Großmann noch nicht beziffert werden. Auch der Zeitpunkt des Baubeginns sei noch offen, hieß es.
MDR (kav, Bettina Wobst), epd