Ein Mann hockt neben einem Hund.

Sachsen-Anhalt Startup aus der Altmark: Mit maßgefertigten Maulkörben in die Selbstständigkeit

Stand: 26.08.2024 12:51 Uhr

Weil es keine passenden Maulkörbe für ihre Hunde gab, wurde Lisa Pallapies aus Tangermünde selbst kreativ. Daraus entwickelte sie eine Geschäftsidee und führt heute ein Unternehmen mit fünf Mitarbeitenden.

Von Annette Schneider-Solís, MDR SACHSEN-ANHALT

Bunte Lederriemen, Schnallen, Klickverschlüsse, Drahtkörbe in verschiedenen Größen. Die Regale in der Maulkorb Factory in Tangermünde sind voll und gut sortiert. Unter jedem Behälter ist ein Schild angebracht. Lisa Pallapies ist Ende 2022 in das obere Geschoss der Lagerhalle gezogen und hat ihren Arbeitsplatz mitgenommen. Bis dahin war ihr Arbeitszimmer ihr Wohnzimmer, und angefangen hat alles mit Eigenbedarf.

Keine Garage, sondern das Wohnzimmer

"Zwei unserer beiden Hündinnen sind ein bisschen schwierig", blickt die gelernte Einzelhandelskauffrau auf die Anfänge ihres Unternehmens zurück. "Um sicher zu sein, dass nichts passiert, brauchten wir Beißkörbe und mussten feststellen, dass es kaum etwas Brauchbares auf dem Markt gibt und die Lieferzeiten lang sind."

Zahlreiche Maulkörbe hängen an einer Wand

Das Arbeitszimmer wurde für die Maulkörbe schnell zu klein. Ein Lager musste her.

Kurzerhand setzte sich Lisa Pallapies hin und bastelte im heimischen Wohnzimmer Maulkörbe für ihre beiden Staff-Boxer-Hündinnen. Maulkörbe aus Draht und Leder, in denen die Hunde genug Platz zum Hecheln und Saufen haben, die groß genug sind und nicht drücken.

Um sicher zu sein, dass nichts passiert, brauchten wir Beißkörbe und mussten feststellen, dass es kaum etwas Brauchbares auf dem Markt gibt und die Lieferzeiten lang sind. Lisa Pallapies |

Vom Eigenbedarf zum eigenen Unternehmen

Inzwischen haben Lisa Pallapies und ihr Partner Michael Janssen viele Maulkörbe hergestellt: große und kleine, bunte, einfarbige, welche, die in der Nacht leuchten oder auch nicht. Alle sind maßgefertigt. Das Vermessen der Hundeschnauze kann entweder in der "Factory" erfolgen oder nach Anleitung, die man auf der Internetseite findet, zu Hause beim Hundebesitzer.

Beispielhaft demonstriert Lisa Pallapies das Vermessen an ihrer Hündin Maila. Die hält geduldig still, und als sie den passenden Beißkorb übergestülpt bekommt, ist das für sie reine Routine. Anhand der Maße entsteht in Tangermünde ein individueller Beißkorb für ziemlich jeden Vierbeiner, der je nach Größe und Ausstattung zwischen 30 und 180 Euro kostet.

Ein Mann hockt neben einem Hund.

Hündin Maila zeigt ihren Maulkorb.

Job gekündigt und selbständig gemacht

Die Anfänge der "Maulkorb Factory" reichen bis ins Jahr 2021 zurück. Ziemlich schnell sprach sich das herum, und die Nachfrage wuchs. "Ende 2022 mussten wir unsere Werkstatt in das Lager verlegen, weil es einfach zu viel wurde", erzählt Lisa Pallapies. Die Nachfrage war inzwischen so stabil, dass sie ihren Job als Verkäuferin kündigen und sich voll ihrem Unternehmen widmen konnte. Ihr Partner Michael Janssen konnte ein paar Monate später ebenfalls seine Stelle als Lagerist in Stendal an den Nagel hängen und sich der Produktion von Maulkörben widmen.

Ich bin froh, dass meine Frau auf diese Idee gekommen ist und ich ihr dabei helfen konnte. Michael Janssen |

"Es war das Beste, was ich jemals gemacht habe", freut er sich heute. "Ich bin froh, dass meine Frau auf diese Idee gekommen ist und ich ihr dabei helfen konnte." Michael Janssen greift zu einer Farbpistole, rückt sich die Maske zurück und beschichtet den Metallkorb eines Beißkorbs in hellem Blau.

Eine Tätigkeit, die anfangs noch an einen Subunternehmer ausgelagert wurde. "Es kamen aber immer mehr Aufträge, so dass unser Auftragnehmer gar nicht mehr hinterherkam", erinnert er sich. "Er hat uns beraten beim Kauf der Technik und übernimmt immer noch Spezialaufträge, die wir hier nicht erfüllen können. Zum Beispiel, wenn ein Maulkorb nachts leuchten soll."

Zwei Menschen stehen hinter einem Hund.

Inzwischen beliefert das Unternehmen Kunden in ganz Deutschland – und darüber hinaus.

Bedarf ist groß

Lisa Pallapies ist offenbar in eine riesige Marktlücke gestoßen. Inzwischen arbeitet neben ihr und ihrem Partner auch Stefanie Scheid in Vollzeit in der Maulkorb-Factory. Zwei Minijobber machen das Team komplett. "Es ist so, dass der Bedarf weiterhin wächst und wir eine weitere Vollzeitkraft und einen Minijobber sofort einstellen können.

Die Anfragen kommen vor allem von privaten Kunden aus ganz Deutschland. Über Händler liefert das Tangermünder Startup auch nach Österreich und in die Schweiz. Anfragen aus Frankreich können die Altmärker vorerst nicht erfüllen.

MDR (Annette Schneider-Solis)